Glaubenswoche in Haltern geht an den Start Eröffnung mit Gottesdienst und Markt

Glaubenswoche in Haltern geht an den Start
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Hätten Sie gewusst, dass in Deutschlands Haushalten 200 Millionen alte Handys herumliegen, die niemand mehr nutzt? Dass in einem Mobilfunkgerät 60 verschiedene Rohstoffe enthalten sind? Mit solchen Zahlen kann Anja Steindor aufwarten, die auf dem Nachhaltigkeitsmarkt vor der Marktkirche einen Stand aufgebaut hat, an dem man alte Handys loswerden kann. Sie lacht: „Gerade waren schon drei Jungs auf ihren Rädern da, die von unserer Sammlung hier echt beeindruckt waren.“

Wie nachhaltig ist Haltern denn? „Ich sag’ mal so: Da ist noch einige Luft nach oben“, sagt Claudia Völkering vom Eine-Welt-Kreis. „Da könnte jeder noch einmal bei sich anfangen.“ An ihrem Stand gibt es auch fair gehandelte Schokolade (ab 1,90 Euro) und fairen Wein (5 Euro die Flasche).

Einige Meter macht Pastoralreferent Michael Fink den Besuchern ein schlechtes Gewissen – obwohl er das gar nicht darauf anlegt. Aber bei ihm kann man selbst bewerten, wie viel Fleisch man täglich isst, wie viele Lebensmittel man wegwirft. „Eine ehrliche Selbsteinschätzung dürfte manche Menschen zum Nachdenken bewegen“, sagt Fink. Und wie aufrichtig sind die Menschen dabei? Fink lächelt.

Chorsänger in einer Kirche
Kleines Chorfestival zur Glaubenswoche: Zahlreiche Chöre auch aus Marl hatten sich in der Marktkirche versammelt. © Christof Perrevoort

Und während Barbara Matuszczyk gegenüber selbstgemachte Produkte wie Topflappen anbietet, bebt die Marktkirche zum Auftakt des Ökumenischen Gottesdienstes – mit einem „kleinen Chorfestival“, sagt Kantor Thomas Drees. Die Kirche ist bis auf den letzten Platz gefüllt, am Eingang stehen schon einige Besucher. Fast 600 Chorsängerinnen und Sänger haben sich in der Kirche versammelt und liefern stimmgewaltig ab.

Pfarrer Michael Ostholthoff sagt in seiner Begrüßung: „Es ist die vierte Glaubenswoche, aber die erste, die es wagt, eine Brücke über die Lippe zu schlagen und die Marler Chöre zu begrüßen.“ Bei der Glaubenswoche gehe es vor allem um die „Bewahrung der Schöpfung. Die kennt keine Grenzen“, so Ostholthof. Und schon gar keine konfessionellen: „Schön, dass wir in Gemeinschaft diese Tage begehen können.“

Eine Frau sammelt alte Handys
Alte Handys: Anja Steindor von der Umweltwerkstatt sammelt ausrangierte Handys: „Da sind so viele wertvolle Rohstoffe drin.“ © Christof Perrevoort

„Das Thema Nachhaltigkeit braucht viel Ausdauer“, sagt David Schütz von der Gemeindecaritas. Fairer Handel sei schon vor 50 Jahren ein Thema bei den Kirchen gewesen. „Wir werden in der kommenden Woche viele Punkte beleuchten können. Schon am Montag geht es mit der Landwirtschaft los.“

Und was haben die Kirchen mit Nachhaltigkeit zu tun? „Beide Kirchen sind schon immer Vorreiter gewesen. Jetzt geht es darum, nicht Wasser zu predigen und Wein zu trinken.“ Die Kirchen seien auch Arbeitgeber, Produktanbieter und Immobilienbesitzer. „Da hat man eine Vorbildfunktion“, sagt Pastoralreferent Georg Kleemann. Und da seien die Kirchen schon sehr weit.