Zehn Jahre nach Germanwings-Absturz Elena lebt in der Stiftung ihrer Eltern weiter

Germanwings-Absturz - Elena lebt in der Stiftung ihrer Eltern weiter
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Über 250 jungen Menschen hat die Elena-Bleß-Stiftung in den vergangenen zehn Jahren ein Schülerpraktikum im Ausland ermöglicht und darüber hinaus zahlreiche Schüleraustauschprogramme gefördert. In ihren Berichten schätzen die Teilnehmenden ebenso die Begegnung mit Arbeitgebern und Familien in ganz Europa wie die Möglichkeit des Spracherwerbs.

Das ist ganz im Sinn der Gründer Annette und Dr. Martin Bleß, denn ihre Stiftung in Haltern entstand in Gedenken an ihre Tochter Elena. Sie kam im Alter von 15 Jahren beim Flugzeugabsturz der Lufthansa-Tochter Germanwings am 24. März 2015 in den französischen Alpen ums Leben. Am nächsten Tag wäre sie 16 Jahre alt geworden.

Schon fest geplant hatte sie ein Auslandspraktikum in einer Hotelkette, die Eltern einer spanischen Freundin betrieben. Dafür sollte die Schülerreise ihres Spanischkurses am Halterner Joseph-König-Gymnasium nach Katalonien eine Vorbereitung sein. Elena war bereit, das Leben und all seine Möglichkeiten zu umarmen.

Ein Denkmal gesetzt

Genau einen Monat nach der Flugzeugkatastrophe, am 24. April 2015, wurde ihren Eltern in Münster die Stiftungsurkunde überreicht. Im Oktober förderten die Halterner das erste Auslandspraktikum, das nach Frankreich (Plerguer in der Bretagne) führte. Der Tod sollte nicht das letzte Wort haben. „Die Erinnerung an unsere Tochter Elena hat in uns den Wunsch geweckt, ihr ein Denkmal zu setzen. Die Liebe zwischen uns und unserer Tochter hat uns die Kraft gegeben, diesen Wunsch Wirklichkeit werden zu lassen.“

Martin und Annette Bleß halten einen Aktenordner der Elena-Bleß-Stiftung.
Dr. Martin und Annette Bleß tragen mit ihrer Stiftung zur Völkerverständigung bei. © Lena Loose

„Das Wesen unserer Tochter hat uns dazu gebracht, kein Denkmal aus Stein und Stahl zu wählen, sondern eines, das anderen ermöglicht, auch zu erleben, was ihr immer so große Freude bereitet hat: Sprachen lernen, Menschen begegnen und sich verständigen“, haben Annette und Martin Bleß in das Stiftungsbuch der Bezirksregierung Münster geschrieben.

Der Glaube habe ihnen die Kraft gegeben, ihre Idee der Stiftung so zeitnah umzusetzen. „Elena lebt in unserer Stiftung weiter“, sagen sie. Die dankbaren Rückmeldungen der Jugendlichen, die sie bisher unterstützt haben, und die Spendenbereitschaft von Förderern ihres Anliegens, sind Ansporn zum Weitermachen. Angesichts des aktuellen Weltgeschehens fühlen sich Annette und Martin Bleß außerdem darin bestärkt, mit ihrer Stiftung einen Beitrag zur internationalen Verständigung zu leisten.

Gedenkstele in Frankreich nahe der Absturzstelle der Germanwings-Maschine mit Kerzen und anderen Andenken davor.
Die Gedenkstele mit der Aufschrift „In Erinnerung an die Opfer des Flugzeugunglücks vom 24. März 2015“ in den vier Sprachen Englisch, Deutsch, Spanisch und Französisch steht in Le Vernet, nahe der Unglücksstelle des abgestürzten Germanwings-Fluges 4U9525. © Silvia Wiethoff

Neben der Lufthansa haben bisher auch private Spender das Engagement möglich gemacht. Eine Vielzahl von Schulen, darunter das Joseph-König-Gymnasium und die Alexander-Lebenstein-Realschule in Haltern, kooperieren mit der Elena-Bleß-Stiftung. Geförderte Praktika fanden bisher in 16 europäischen Ländern statt. Vereinzelt wurden auch Praktika von französischen Schülern in Haltern und in Köln unterstützt.

Nur während der Corona-Pandemie erlebte die Stiftung einen Stillstand. „Im nächsten Jahr kommt Island hinzu“, blickt Martin Bleß voraus. Dann soll es um ein Praktikum auf einem dortigen Bauernhof gehen. Zuletzt haben zwei Schülerinnen über ihre Praktika in Valverde del Camino (Spanien) geschrieben: „Wir können diese Erfahrung nur weiterempfehlen und sind glücklich hier zu sein.“

Zum Thema

Förderung der Elena-Bleß-Stiftung

  • Bei dem Absturz der Germanwings-Maschine (Flug 4U9525) am 24. März 2015 lenkte der Co-Pilot das Flugzeug absichtlich gegen ein Bergmassiv in den französischen Alpen und riss 149 Menschen mit in den Tod. Unter den Opfern war die Schulklasse aus Haltern am See mit 16 Schülerinnen und Schülern sowie zwei Lehrerinnen.
  • Die Ziele der Elena-Bleß-Stiftung können durch Spenden gefördert werden. Das Spendenkonto lautet:
  • Elena Bleß-Stiftung, Sparkasse Westmünsterland, IBAN DE76 4015 4530 1800 2503 99. Die letzten sechs Stellen sind das Geburtsdatum von Elena.