Geldautomatensprengung in Haltern Mutmaßliche Täter gehen Fahndern ins Netz

Mutmaßliche Täter gehen Fahndern nach Geldautomatensprengung ins Netz
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Als am 8. Juni 2023 gegen 4 Uhr früh der Geldautomat der Deutschen Bank in der Lippstraße in Haltern in die Luft gejagt wurde, dachten die ukrainischen Flüchtlinge in der Wohnung darüber, in Deutschland sei jetzt auch der Krieg ausgebrochen. Die Täter erbeuteten eine sechsstellige Summe im unteren Bereich und flüchteten unerkannt.

Nun aber wurden in den Niederlanden fünf Männer im Alter zwischen 30 und 39 Jahren gefasst, die 21 Geldautomaten im gesamten Bundesgebiet gesprengt haben sollen. Der spektakuläre Fahndungserfolg gelang aufgrund der Zusammenarbeit deutscher und niederländischer Ermittler.

Verbarrikadierte Fassade der Deutschen Bank
Monatelang kam der Geschäftsbetrieb der Bank nach der Tat zum Erliegen. © Jürgen Wolter

Auf Anfrage bestätigte der Düsseldorfer Oberstaatsanwalt Dr. Daniel Vollmert am Mittwoch, dass die Bande in dringendem Verdacht stehe, auch für die Automatensprengung bei der Deutschen Bank in Haltern verantwortlich zu sein. Ihr üblicher Tatwagen, ein 300 Stundenkilometer schneller Audi RS 6 mit 580 PS ohne Tempo-Abriegelung und ohne Airbags, stehe im Zusammenhang mit der Tat in Haltern.

Ins Netz gingen die Automatensprenger den Fahndern bei der Rückkehr von ihrem jüngsten Beutezug im Juni in Heilbronn. Auf ihrem niederländischen Garagenhof warteten bereits Spezialeinsatzkräfte auf die Bande. Einer der Täter, der flüchten wollte, wurde von einem Polizeihund durch Bisse gestoppt. Den Erfolg brachte das Kennzeichen-Lesesystem auf niederländischen Autobahnen.

Am Anfang der Ermittlungen

So geriet der schnelle Audi ins Visier der Fahnder und der Wagen konnte mit verschiedenen Sprengungen in Deutschland in Verbindung gebracht werden. Wie die Ermittler in Düsseldorf mitteilten, sei einer der Verdächtigen bereits 2016 wegen der Sprengung von Geldautomaten zu einer fünfeinhalbjährigen Haftstrafe verurteilt worden. Bei ihrer Festsetzung wurden im Auto der Bande Sprengstoff, verschiedene Kennzeichen und eine größere Menge Bargeld gefunden.

Daniel Vollmert geht davon aus, dass die Bande noch für weitere Geldautomatensprengungen verantwortlich ist. „Wir stehen erst am Anfang der Ermittlungen“, sagte er. Den Tätern drohen in Deutschland mehrjährige Haftstrafen.

Täter wieder auf freiem Fuß

Es steht noch im Raum, ob auch wegen versuchten Mordes ermittelt wird, denn durch die Explosionen seien in manchen Fällen unbeteiligte Menschen in Gefahr gebracht worden. Allerdings wurde gerade der Haftbefehl gegen die niederländischen Staatsbürger nordafrikanischer Herkunft auf Anordnung eines niederländischen Gerichts gegen Auflagen (Meldepflicht etc.) außer Verzug gesetzt.

„Wir sind bestürzt über diese Entwicklung, können aber leider nichts machen“, äußerte sich dazu Daniel Vollmert, der eine Fluchtgefahr nicht ausschließen will. Bei so schweren Tatvorwürfen sei es in Deutschland ausgeschlossen, dass Täter auf freien Fuß gesetzt werden. Allerdings müsse hier das niederländische Rechtssystem anerkannt werden. Das Auslieferungsverfahren läuft, sobald diesem stattgegeben wird, müssen die Täter wieder festgenommen werden.

Bis es so weit ist, könnten noch Wochen, wenn nicht Monate vergehen. Die Täter würden vermutlich alles daran setzen, das Verfahren in die Länge zu ziehen, so Daniel Vollmert.

Die Deutsche Bank wollte sich zu dem Fahndungserfolg nicht äußern. „Das kommentieren wir grundsätzlich nicht“, teilte ein Sprecher auf Anfrage mit. Die Filiale in Haltern wurde durch die Automatensprengung so schwer beschädigt, dass sie für Monate geschlossen und saniert werden musste. Erst im März 2024 konnte die Wiedereröffnung gefeiert werden.