
© Skizze Bauunternehmen Mertmann
Gegenwind für Buntes Wohnen: Plötzlich Angst vor einem großen Haus
Mehrgenerationenhaus
Vorbehalte gegen ein Mehrgenerationenhaus gibt es in Haltern nicht. Trotzdem stehen die Pläne des Vereins Buntes Wohnen Haltern gerade unter keinem guten Stern.
Der Verein Buntes Wohnen Haltern, der ein Mehrfamilienprojekt verwirklichen möchte, hat sich für ein 2750 Quadratmeter großes städtisches Grundstück im Baugebiet Zum Nesberg beworben und deshalb seine Pläne der Politik vorgestellt. Die Fraktionen müssen die Entscheidung darüber fällen, wie die Fläche an der Sundernstraße entwickelt wird. Entstehen hier Einfamilien-, Doppel- und Reihenhäuser oder ein großes Wohnprojekt mit 20 Wohneinheiten in den Größen von je 30 bis 120 Quadratmetern?
Nach der Präsentation im nicht-öffentlichen Teil einer Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses schilderte die Sprecherin des Vereins, Anke Verhoeven, ihre Eindrücke von der Stimmungslage der Redaktion. Inhaltliche Vorbehalte gegen das Projekt, das genossenschaftlich organisiert, klimafreundlich und nachhaltig sowie barrierefrei angelegt werden soll, gebe es bei den Fraktionen wohl nicht.
„Das Projekt steht unter keinem guten Stern“
Allerdings hätten die Reaktionen im Ausschuss gezeigt, dass es zurzeit in Haltern schwierig ist, die Zustimmung für den Bau eines großen Wohnkomplexes zu erhalten. „Unsere Projektvorstellung stand leider nicht unter einem guten Stern“, erklärte Anke Verhoeven. Angesichts der aktuellen Auseinandersetzungen über die Wohnklötze im Sythener Baugebiet Elterbreischlag und der Beispiele von Nachverdichtung zwischen Sundernstraße und Hennewiger Weg gebe es keine ungeteilte Befürwortung für das Projekt des Bunten Wohnens.
Dabei sei die einzige Frage, ob im Moment in Haltern „ein so großes Haus gebaut werden darf“, führte Anke Verhoeven aus. Ihre Initiative sei nicht auf das Grundstück an der Sundernstraße fokussiert. Aber in der notwendigen Größenordnung sei bisher weder eine private noch eine andere städtische Fläche auf dem Markt gewesen.

Bald wird über die Zukunft des ersten Mehrgenerationenprojekts in Haltern entschieden. © Skizze Bauunternehmen Mertmann
Das Bunte Wohnen präsentierte dem Ausschuss erste Konzeptansichten von dem Haus, das eine U-Form zeigt. Die Skizzen wurden gemeinsam mit dem Lippramsdorfer Bauunternehmen Mertmann angefertigt. Die Zusammenarbeit sei im jetzigen Planungsstadium „eine wertvolle Unterstützung“, berichtete Anke Verhoeven. So müsse der Verein noch keinen eigenen Architekten engagieren und könne trotzdem die eigenen Vorstellungen und die Grundstücksgröße zusammenbringen.
Die U-Form solle unter anderem eine Öffnung des Wohnkomplexes zu einer Seite ermöglichen. „Wir wollen die Kinder einladen und grundsätzlich allen Menschen im Quartier begegnen“, beschrieb Anke Verhoeven die grundlegenden Überlegungen der künftigen Genossenschaftsmitglieder. Trotzdem soll das Haus so angelegt sein, dass jeder Bewohner über einen individuellen Rückzugsraum verfügt.
Bauen unter nachhaltigen Gesichtspunkten
Der Platzbedarf ist unter den Gesichtspunkten von Klimaschutz und Nachhaltigkeit zu sehen. So würde sich das Ehepaar Anke Verhoeven und Ulrich Wittkämper von derzeit 135 Quadratmetern auf 65 Quadratmeter verkleinern. Zum Konzept sollen unter anderem gemeinschaftlich genutzte Räume, ein begrüntes Dach und ein grüner Innenhof gehören.
Zu den Mitgliedern des Bunten Wohnens gehört Monique Haumann, die als Bürokauffrau arbeitet und vor 25 Jahren an rheumatoider Arthritis erkrankte. Sie hat in Halterns Innenstadt in einer barrierefreien Wohnung gelebt, dort aber Kontakt und ein Miteinander vermisst. Sie sagt: „Ich möchte im Alter nicht so unpersönlich leben, mich nicht so einsam und alleine fühlen. Ich möchte meine Nachbarn persönlich kennen.“
Im Juni wird die Politik darüber entscheiden, ob die Mitglieder des Bunten Wohnens ihren Traum vom Zusammenleben aller Generationen in Haltern verwirklichen können.
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