Der erste und einzige Frauen-Fußballverein in Haltern Ein langer Weg zur Akzeptanz

Der erste Frauen-Fußballverein in Haltern: Ein langer Weg zur Akzeptanz
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Man könnte annehmen, dass Fußball als „Mann“-schaftssport nur für Männer taugt. Doch die Ära der zweiten Frauenbewegung, mit dem legendären Tomatenwurf, hat so einiges vorangetrieben. Mit dem Ende des Nationalsozialismus konnte der Frauenfußball wiederbelebt werden. Auch in Haltern lassen sich schon früh die ersten Anfänge verorten.

Hier formierten sich Ende der 1960er-Jahre die ersten Frauenfußballelfen, obwohl der DFB es den Frauen am 30. Juli 1955 verboten hatte, Fußball in einem Verein zu spielen: „Im Kampf um den Ball verschwindet die weibliche Anmut, Körper und Seele erleiden unweigerlich Schaden und das Zurschaustellen des Körpers verletzt Schicklichkeit und Anstand“, hieß es in der Niederschrift des DFB.

Jedoch ließen sich die Wenigsten von dem Verbot zurückhalten und jagten auf dem Bolzplatz dem ledernen Ball hinterher. So auch zu Beginn der 1970er-Jahre in Flaesheim.

In Haltern gibt es nur ein Frauenfußball-Team, nämlich den Verein Concordia Flaesheim 1969. Dieser blickt auf eine lange Tradition zurück. Denn der erste Ball rollte bereits vor über fünfzig Jahren über das Feld: „Das erste Frauenfußballspiel fand 1971 für die Aktion Sorgenkind statt“, erzählt Otto Schröder. Zusammen mit Ludwig Deitermann und Gerd Brockmann gründete er Concordia Flaesheim 1969

Otto Schröder ist heute Ehrenvorsitzender des Vereins SuS Concordia Flaesheim 1969.
Otto Schröder ist heute Ehrenvorsitzender von Concordia Flaesheim. Seit über fünfzig Jahren engagiert er sich insbesondere für den Frauenfußball. © Jennifer Wachter

„Ich komme ursprünglich aus Gelsenkirchen und bin mit Fußball groß geworden“, erzählt Otto Schröder. „Ich habe es schade gefunden, dass es für meine drei Töchter in Haltern kein Sportangebot gegeben hat. Deshalb haben wir mit Leichtathletik und Gymnastik erstmalig ein Sportprogramm für Mädchen und Frauen angeboten“, sagt Schröder. Es sei so gut angenommen worden, dass später der Fußball als fester Bestandteil dazugekommen sei.

Der lange Weg zur Akzeptanz

Natürlich sei der Frauenfußball zu Beginn belächelt worden. „Die Erfolge werden es zeigen“, mit dieser Aussage konterte Schröder und konnte bis heute Recht behalten.

An die frauenfeindlichen Kommentare erinnert sich auch Julia Heidemann. Seit 2013 Jahren ist sie als Trainerin im Verein aktiv. „Ich verstehe es bis heute nicht, wieso Frauen in anderen Sportarten mehr akzeptiert werden als im Fußball. Für uns gelten, im Gegensatz zu anderen Sportarten, dieselben Regeln wie für Männer“, so Heidemann. Trotzdem sei der Frauenfußball ein anderer und könne nicht mit dem der Männer verglichen werden.

„Der Teamgeist ist viel stärker und Frauen stehen mehr füreinander ein“, sagt die Trainerin des zweiten Frauenteams. „Defizite müssen anders kompensiert werden“, erklärt Maike Strickling, Torhüterin der zweiten Mannschaft. „Ich brauche kein kleineres Tor, sondern muss mehr mit meiner Sprungkraft arbeiten. Im Prinzip gleichen wir viel mit der richtigen Technik aus“, so Strickling.

„Wir brauchen keine Extrawürste oder Sonderbehandlungen. Das einzige, was ich mir wünsche, ist, dass der Frauenfußball mehr akzeptiert und respektiert wird“, so Heidemann. Das wünscht sich auch Gründungsmitglied Otto Schröder. „Es ist auch wichtig, dass der Frauenfußball vermehrt durch Sponsoren unterstützt wird. Ohne die finanzielle Unterstützung können die Frauen niemals von dem Sport leben oder Vereine überleben“, so Schröder.

Es sei heute noch so, dass viele Spielerinnen selbst für die Fahrtkosten aufkommen müssen oder gar sich die Vereinsgebühren nicht leisten können. „Sport ist und sollte für alle da sein“, so Schröder. Das Finanzielle solle nicht im Weg stehen.

Mehr als nur ein Fußballplatz

Der SuS Concordia Flaesheim blickt auf eine lange Liste voller Erfolge zurück. „Unter verschiedensten Trainern wurden in den Jahren viele Meisterschaften und Erfolge gefeiert, man stieg sogar bis in die Verbandsliga auf, wurde FLVW Pokal-Finalist und Sieger in etlichen Turnieren und Stadtmeister in der offenen Frauenfußball-Stadtmeisterschaft der Stadt Dorsten“, wird in Chronik des Vereins festgehalten. Vor Ort gibt es nicht nur eigene Umkleidekabinen für die Frauen, sondern auch eine hauseigene Kneippanlage.

In unserer Serie „Die Nr. 1“ werfen wir einen Blick auf ganz unterschiedliche Pioniere in der Geschichte von Haltern. Welcher See war der erste? Wann gab es die erste Wallfahrt am Annaberg und wann hat eigentlich der McDonalds eröffnet? Wir schauen uns die Vorreiter und Nova der Seestadt an.

Hinweis der Redaktion: Dieser Beitrag ist ursprünglich am 2. November 2022 erschienen.