Wenn Jaqueline Alber von ihrem Beruf spricht, ist sie voll in ihrem Element. Die 30-Jährige arbeitet als Fahrlehrerin in der Fahrschule Brüggemann in Haltern. Dort ergänzt sie das Team von vier Fahrlehrern – als einzige Frau.
An den Beruf, der traditionell männlich geprägt ist, kam sie selbst über Umwege, eine Affinität für Autos hatte sie aber schon immer. Ursprünglich hat Alber Tischlerin und CNC-Fräserin gelernt, wurde dann über ihren damaligen Freund auf den Beruf des Lkw-Fahrers aufmerksam. Als sie dafür den Führerschein machte, wollte ihr Fahrlehrer sie im Anschluss direkt vor Ort behalten – und zur Fahrlehrerin ausbilden.
Einige Jahre ist das schon her. Seit 2018 arbeitet die Mutter von zwei Kindern nun in ihrem neuen Beruf als Fahrlehrerin. Was sie besonders daran schätzt, ist die Flexibilität: „Ich kann mir die Fahrstunden frei einteilen, das ist ideal. Und ich arbeite gerne mit Menschen zusammen“, sagt sie. Das allein mache aber noch keine gute Fahrlehrerin aus: „Man braucht eine gewisse Ruhe und Geduld, das ist essenziell.“
Zunächst Bedenken
Das weiß auch ihr Chef Claus Brüggemann. Der Inhaber der gleichnamigen Fahrschule wollte sein Team vor einigen Jahren gerne um eine Frau ergänzen. „Wir haben uns bewusst für diesen Schritt entscheiden“, sagt er. „Im Umgang mit den Schülern ist das nochmal etwas anderes.“
Einige Bedenken habe er zunächst dennoch gehabt: Etwa, ob „halbstarke“ Fahrschüler die junge Kollegin als Fahrlehrerin ausreichend respektieren würden. Seine Sorge habe sich aber nie bewahrheitet: „Jacky wird genauso gut von männlichen wie weiblichen Schülern angenommen“, sagt Brüggemann.

Und doch gibt es einige, die explizit froh darüber sind, das Autofahren bei einer Frau zu lernen. Alber erinnert sich: „Eine hochsensible Schülerin sagte mir, dass sie sehr erleichtert über diese Möglichkeit war.“
Chemie muss stimmen
Viel mehr als auf das Geschlecht komme es aber auf die generelle Chemie zwischen Fahrlehrer und Schüler an, sind sich Brüggemann und Alber einig. Schließlich verbringe man von der ersten Fahrstunde bis zur Prüfung einige Zeit auf engem Raum miteinander. „Bei uns ist es deshalb das Gute, dass die Schüler die Wahl zwischen mehreren Fahrlehrern haben“, so Alber.
Dennoch begleite meist ein und derselbe Fahrlehrer den jeweiligen Schüler von der ersten Fahrstunde bis zur Prüfung. Brüggemann erklärt: „Schließlich ist es eine tolle Belohnung, wenn der Fahranwärter die Prüfung dann besteht – ähnlich, wie wenn ein Handwerker sein Werk vollendet.“ Ob Lehrer oder Schüler dabei männlich oder weiblich sind – das sei völlig egal. Wie im Straßenverkehr auch.