Vor etwa zwölf Jahren ist Hans-Günter Werner frühmorgens einfach losgelaufen. Das war so etwas wie eine Initialzündung für eine neue Wendung in seinem Leben. „Ich habe meine Spiritualität entdeckt“, sagt der 68-Jährige. Bis heute habe er kaum einen Sonnenaufgang verpasst.
Irgendwann hat er sein erstes Foto von einem seiner morgendlichen Ausflüge mitgebracht. Seitdem hat er rund 30.000 Bilder gemacht, fast immer mit seinem betagten Handy. Umso erstaunlicher ist es, wie es Hans-Günter Werner gelingt, Licht und Farben einzufangen und die Stimmung während der sogenannten blauen Stunde am frühen Morgen abzulichten.
80 seiner atmosphärischen Fotos aus der Serie „Die Welt ist Gottes so voll …“, die er übrigens so gut wie nie nachbearbeitet, sind im Rahmen der Ökumenischen Glaubenswoche in der Pfarrei St. Sixtus in der Sixtus-Kirche zu sehen. Am Sonntag (8. September) wird diese mitsamt der Fotoausstellung im Rahmen eines Gottesdienstes um 15 Uhr eröffnet. Während der Glaubenswoche wird der Fotokünstler bis auf Mittwoch täglich als Ansprechpartner vor Ort sein. Seine Bilder werden gegen eine Spende für die Pfarrgemeinde abgegeben.
Bedrohter Lebensraum
Die Bilder des Dülmeners zeigen die Schönheit der Natur vor unserer Haustür, darunter auch viele Motive aus Haltern wie aus dem Linnert oder der Westruper Heide. „Die schützenswerten Ecken und Kanten unserer Heimat“, wie er auf seinem Facebook-Account „HG – am frühen Morgen“ schreibt. Sie alle sind bedroht und deshalb passen seine Arbeiten als ein Mosaikstein von vielen zum Thema der diesjährigen Glaubenswoche „FAIRhandeln – nachhaltig leben“.

Cäcilia Scholten, Referentin in der Pfarrei St. Sixtus, freut sich, dass sie Hans-Günter Werner für die Ausstellung in der Kirche gewinnen konnte. Es soll nicht die letzte bleiben, die pastorale und gesellschaftspolitische Arbeitsschwerpunkte der Kirche präsentiert.
Hans-Günter Werner und seine Lebensgefährtin sind für den Termin in Haltern in ihre alte Heimat zurückgekehrt. Seitdem die Dülmener vor zwei Jahren als Gastwirte in den Ruhestand gegangen sind, leben sie in einem Wohnmobil und fahren in der Welt herum. „Wir wollten etwas ganz Neues machen“, so der 68-Jährige.

Das Paar reduzierte sich von 140 auf 16 Quadratmeter. „Das macht Spaß“, erklärt der Weltenbummler. Man habe keine Verpflichtungen, müsse nicht Staub saugen oder den Rasen mähen und könne sich auf das Wesentliche konzentrieren. „Man braucht auch nicht viel“, betont er.
Große Fangemeinde
Im ersten Winter war das Paar in Spanien und Marokko unterwegs. Bald soll es wieder losgehen, dann erneut Richtung Portugal. Weiterhin will er seine Fangemeinde mit wunderschönen Bildern aus der Stunde des Sonnenaufgangs verzaubern. Sein Facebook-Account ist ein Tor in die Welt – innerhalb eines Monats hat es „HG – am frühen Morgen“ auf knapp 1,5 Millionen Seitenaufrufe und 84.000 Reaktionen beziehungsweise Likes gebracht.
Es mache ihm einfach Spaß, mit seinen Fotos bei den Leuten für ein gutes Gefühl zu sorgen, sagt der Rentner mit dem Blick für die richtige Fotoperspektive. Zu seinen Followern gehören unter anderem Menschen, die heute fernab von Dülmen oder Haltern leben oder die selbst nicht mehr mobil genug sind, um in die Natur hinauszugehen.
Jetzt ist Hans-Günter Werner gespannt, wie die Besucher der Sixtus-Kirche auf seine Aufnahmen reagieren. „Deine Bilder müssen einfach gesehen werden“, heißt es in einem der Kommentare auf seinem FB-Account. Bis zum 17. November werden die Fotos in der Kirche zu sehen sein.