Flucht, Ausbildung, Meister Hamo Qasim (26) eröffnet Haarstudio in Haltern

Flucht, Ausbildung, Meister: Hamo Qasim eröffnet Haarstudio
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Wenn Mohammad Qasim, den alle nur Hamo nennen, lacht, dann strahlt er über das ganze Gesicht. Der 26-Jährige freut sich sichtlich über seinen Schritt in die Selbstständigkeit. Diese Woche hat er ein Haarstudio am Gantepoth eröffnet.

Wo sich bis Ende Dezember noch die Altstadtparfümerie befand, finden die Halterner nun „Mo´s Haarstudio“. Dass es einmal soweit kommt, hätte sich der junge Mann wohl eher nicht träumen lassen. Ende 2015 ist Hamo Qasim aus Syrien in eine ungewisse Zukunft geflüchtet.

Über seine Vergangenheit spricht er nicht gerne. Dann kämpft er gegen Tränen an. In Alqameshli im Nordosten Syriens, nahe der Grenze zur Türkei, hatte Hamo Qasim Jura studiert, bis der IS die Region unter seine Kontrolle brachte.

Ein Kurde in Syrien

Qasim, zur kurdischen Minderheit im Land gehörend, drohte der Militärdienst. „Ich wollte nicht meine Freunde erschießen müssen“, sagt er. Für den jungen Mann gab es keine Alternative zur Flucht.

Seine Eltern und drei Geschwister musste er zurücklassen, machte sich ganz allein auf den beschwerlichen Weg. Mit dem Boot und in großen Teilen zu Fuß flüchtete er bis nach Deutschland. In Flaesheim war er eine Weile mit Landsleuten im Jägerhof untergebracht. Später zog er nach Sythen um.

Hamo Qasim schneidet einer Kundin in seinem Haarstudio die Haare.
Der 26 Jahre alte Syrier Hamo Qasim, hier mit Kundin Jadwiga Neuhäuser, hat sich einen Traum erfüllt und als Friseurmeister selbstständig gemacht. © Ingrid Wielens

Sehr früh lernte Rosi Reichler, ehramtliche Helferin im Asylkreis, den Syrer kennen. „Beim Sport in Flaesheim.“ Ihm und seinen Freunden gab sie Deutschunterricht, half bei Behördengängen. „Ich bin so stolz auf Hamo“, sagt die Halternerin jetzt. „Wie er das alles so gemeistert hat.“

Zunächst jobbte Hamo Qasim als Vermessungstechniker beim Halterner Markscheider Johannes Scharf. Der wollte seinen Mitarbeiter unbedingt halten und bot ihm eine Ausbildung an. „Hamo wollte aber lieber Friseur werden“, bedauert Scharf.

Mit großem Spaß dabei

Und Hamo Qasim strahlt wieder. „Ich wollte etwas machen, was mir besonders großen Spaß macht“, erklärt er. Nach der Lehre im Salon Aferdita folgte schnell die Meisterprüfung. Und jetzt die Selbstständigkeit. Auch im Salon Aferdita verzichtet man nicht gern auf den sympathischen Friseur. Und da ist das Lachen schon wieder. „Ich wollte einfach meinen Weg gehen“, sagt Hamo.

Rosi Reichler betreut den jungen Syrer schon seit vielen Jahren.
Rosi Reichler betreut den jungen Syrer schon seit vielen Jahren. © Ingrid Wielens

In seinem Haarstudio bietet er die gesamte Palette an Dienstleistungen des Friseurhandwerks an - eine terminliche Absprache ist nicht zwingend erforderlich. Für die Bartpflege steht darüber hinaus ein Barberstuhl bereit. Hamo Qasim möchte künftig auch noch eine Mitarbeiterin in seinem Studio beschäftigen. Dann soll es weitere Angebote wie einen Braut-Service geben.

Aktuell sucht der 26-Jährige, der zwischenzeitlich wegen der Meisterausbildung nach Bochum gezogen war, eine kleine Wohnung in Haltern. Denn auch Hamos Freunde leben hier. „Zwei Zimmer, Küche, Bad und das dann auch bezahlbar - das wäre toll“, sagt er. Und lacht.

  • Mo´s Haarstudio am Gantepoth (Postanschrift: Rekumer Straße 21), ist montags bis freitags von 9 bis 19 Uhr, samstags von 9 bis 15 Uhr geöffnet.
  • Telefon: 02364/9545509
  • Mail: mos.haarstudio@gmail.com

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