Notbetreuung, Fachkräftemangel und Stress – der Arbeitsalltag von Erzieherinnen und Erziehern ist oftmals herausfordernd. Immer öfter fühlen sich Arbeitskräfte in der frühkindlichen Betreuung überlastet und ausgelaugt, die Zahl der Fehltage aufgrund psychischer Belastungen ist laut Studie zuletzt deutlich gestiegen. Und doch gibt es junge Menschen, die sich nach wie vor sicher sind: Der Beruf der pädagogischen Fachkraft ist genau das Richtige für sie.
Eine von ihnen ist Sophie Böhm. Die junge Halternerin absolviert gerade den praktischen Teil ihrer Fachoberschulreife in der Awo-Kita Lohausstraße. Im Anschluss an ihr Fachabitur möchte sie – genauso wie ihre Mutter und ihre Schwester – Erzieherin werden. „Ich habe meine Mutter schon damals öfter in den Kindergarten begleitet und fand es immer toll“, sagt sie.
Erfüllend, aber auch anstrengend
Einen ersten Einblick, wie sich der Beruf in der Praxis anfühlt, erhält Böhm nun an vier Tagen in der Woche in der U3-Gruppe der Kita. Die Arbeit mit den jüngsten Kindern in Betreuung mache ihr besonders Spaß: „Es ist schön zu sehen, wie sie sich an einen wenden, wenn sie Hilfe brauchen“, sagt Böhm. Und auch, die Entwicklungsfortschritte ihrer Schützlinge zu beobachten, sei beeindruckend. Natürlich gebe es aber auch die Tage, die anstrengend sind.

Dass diese ebenfalls zum Berufsbild dazugehören, weiß auch Emilia Kurpiela. Die angehende Erzieherin befindet sich im dritten Lehrjahr ihrer praxisorientierten Ausbildung. Ihr Tag beginnt morgens um viertel nach fünf, ab sieben Uhr begrüßt sie bereits die ersten Kinder mit ihren Eltern in der Kita. Dann folgt der Morgenkreis, ein gemeinsames Frühstück und das Spielen und Fördern bis in den Nachmittag. „Um 16 Uhr ist man dann schon auch kaputt“, sagt Kurpiela. „Besonders an Tagen, an denen der Geräuschpegel hoch war.“ Zusätzlich zur Betreuung fallen noch Dokumentationen und Elterngespräche an.
Trend geht zur Teilzeit
Ein möglicher Grund, warum nicht alle ausgelernten Kräfte nach der Ausbildung den Beruf in Vollzeit ausüben, wie Kita-Leiterin Elena Kowski erklärt: „Viele junge Menschen entscheiden sich heute dazu, nur 20 oder 30 Stunden die Woche zu arbeiten“, sagt sie. Einige Einrichtungen hätten darüber hinaus Probleme, offene Stellen nachzubesetzen. Kowski: „Die Auswahl an Nachwuchs ist nicht mehr so groß wie früher.“ Das befeuere das Problem einer angespannten Personallage bei Krankheitsfällen umso mehr.
Umso schöner sei es, dass einige motivierte Menschen immer noch Interesse daran haben, als pädagogische Fachkraft zu arbeiten. In der Kita Lohausstraße seien aktuell alle Stellen und drei Ausbildungsplätze besetzt. Sowohl die Kita-Leiterin als auch die angehenden Fachkräfte sind sich sicher: Kinder in ihren ersten Lebensjahren zu begleiten, kann trotz aller Anstrengung ein sehr erfüllender Beruf sein.
Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien ursprünglich am 1. Februar 2025.