Dr. Alexander Conrads ließ sich 1887 als Arzt in Haltern nieder, gründete eine Familie mit fünf Kindern und entdeckte zum Segen der Stadt seine Leidenschaft für die Archäologie. Schon damals war bekannt, dass die Römer bis 9 n. Chr. in Haltern einen wichtigen Stützpunkt zur Eroberung Germaniens aufgeschlagen hatten.
Im Sommer 1899 konnte Alexander Conrads den Denkmalforschern unter Leitung von Professor Dr. Alexander Conze, dem Generalsekretär des Kaiserlich-Archäologischen Institutes Berlin eine Reihe von Scherben präsentieren. Das war der Beginn der Halterner Ausgrabungen. Nur, irgendwo sollten die Funde ausgestellt werden. Dass die Halterner dafür die wohlwollende Hilfe des deutschen Kaisers erhalten sollten, ahnte zu jener Zeit noch niemand.
Zunächst richtete der 1899 gegründete Verein für Geschichts- und Altertumskunde (der heutige Altertumsverein) ein provisorisches Museum in der alten Rektoratsschule am Alten Markt ein, um die Funde der Öffentlichkeit präsentieren zu können.

Wunsch aber war ein Haus, in dem die wertvollen Funde angemessen gezeigt werden konnten. Zur Erbauung eines repräsentativen Museums schenkte die Stadt dann dem Verein ein Grundstück an der Westpromenade, das durch Zukauf zweier Gärten und eines Hauses vergrößert wurde. Das Geld für ein Museum war aber erst zusammen, als der dem Projekt zugeneigte Kaiser Wilhelm 10.000 Mark für das Projekt bewilligte und die Firma Krupp 3500 Mark beisteuerte.
Baukosten von 25.000 Mark
1906 wurde mit dem Bau eines eigenen Museums begonnen und am 12. August 1907 als „Römisch-Germanisches Museum“ eröffnet. Die Bauausführung des imposanten Gebäudes im römischen Stil übernahm Baurat Schmedding aus Münster. Das Kellergeschoss diente als Magazin für neue Funde, außerdem gab es eine Werkstatt. Darüber befanden sich u. a. eine Bibliothek und zwei große Säle, in denen die römischen Altertümer sowie prähistorische Funde aufbewahrt und gezeigt wurden.
Die Wände und Decken der Haupträume wurden im pompeianischen Stil gestrichen. Der ganze Bau und die Inneneinrichtung wurden von Halterner Meistern ausgeführt. Die Kosten des Museums beliefen sich auf rund 25.000 Mark.
Untermieter wegen Wohnungsnot
Das Museum wuchs mehr und mehr, bis durch den Krieg ein Stillstand erfolgte. Die Ausgrabungen wurden ganz eingestellt und auch der Besuch des Museums ließ nach. 1922 wurden Räume des Museums wegen Wohnungsmangels untervermietet. 1929 nahm das Haus wieder Aufschwung, dank Spenden konnte renoviert und Ausstattung aufgestockt werden. Zahlreiche neue Funde vergrößerten die Sammlung, Besonderheiten waren zwei ausgegrabene Töpferöfen.

1939, mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten, wurde das Museum der Stadt übereignet. Sechs Jahre später fiel es in Schutt und Asche. Beim Bombenhagel kurz vor Kriegsende wurde das Museum vollständig zerstört. Dabei ging ungefähr ein Drittel der Funde verloren.
1993 neues Museum eingeweiht
Bis zur Einweihung eines neuen Römermuseums sollten Jahrzehnte vergehen. Am 25. November 1993 weihte der damalige NRW-Kultusminister Hans Schwier das 16 Millionen Mark teure Museum an der Weseler Straße ein. Es befindet sich auf dem Areal des römerzeitlichen Feldlagers und erinnert mit seinen Spitzdächern an die Zeltdächer der Legionäre. Und der Kärntner Platz? Er blieb für immer frei, obwohl die Volksbank begehrlich auf das Grundstück schielte, bevor sie sich zu einem Neubau an der Münsterstraße entschied.
Hinweis der Redaktion: Dieser Beitrag erschien ursprünglich am 22. Januar 2023.