
Dr. Astrid Keller erklärt die zunehmend angespannte Situation in den Halterner Arztpraxen. © Irina Höfken
Volle Arztpraxen in Haltern: Dr. Astrid Keller erklärt, woran es liegt
Gesundheit
Die Situation in den Halterner Arztpraxen ist derzeit wieder angespannt. Volle Sprechstunden und Telefonleitungen sind die Folge. Die Sprecherin der Halterner Ärzte erklärt, woran es liegt.
Die Corona-Zahlen steigen derzeit wieder. In Haltern betrug die 7-Tage-Inzidenz zuletzt 307 (Stand: 14. Oktober). Eine Woche zuvor hatte der Kreis Recklinghausen für die Seestadt 210 Personen gemeldet, die sich in den letzten sieben Tagen mit dem Corona-Virus infizierten. „Wir verzeichnen wieder zunehmende Fälle“, erklärt Dr. Astrid Keller, Sprecherin der Halterner Ärzteschaft. Es seien aber auch viele „normale“ Atemwegsinfektionen (Erkältungen, Bronchitis, Grippe) festzustellen. Das führe mitunter zu volleren Arztpraxen. Auch telefonisch seien die Praxen wieder schwerer zu erreichen.
Halterner Ärzte aktuell alle gesund
Krankheitsbedingte Ausfälle gebe es zurzeit zwar nicht. In den Sommermonaten dagegen sei es immer wieder zu Covid-Infektionen bei den Mitarbeiterinnen und auch zu krankheitsbedingten Ausfällen von Kollegen gekommen. Keller: „Zurzeit sind meines Wissens alle gesund.“ Hierzu trägt sicher auch die seit dem 1. Oktober bestehende FFP2-Maskenpflicht in den Praxen bei. Keller bittet alle Patienten um Einhaltung dieser Vorschrift. „FFP2-Masken haben sich bewährt, sie geben Mitarbeitern und Patienten viel Sicherheit.“
Zwecks Entlastung der Telefonleitungen bitten die Halterner Ärzte insbesondere in nicht ganz so dringenden Fällen darum, die elektronischen Möglichkeiten wie E-Mail und Online-Terminvergabe zu nutzen. „So können die Leitungen für Akutfälle und ältere Patienten ohne digitale Medien freigehalten werden.“ Auch hätten die Praxen in der Regel eine Infektsprechstunde, um die Trennung von infektiösen und nicht-infektiösen Patienten zu gewährleisten.
Zwei Unterschiede gegenüber der Situation 2021
Die Internistin sieht bei der Betrachtung der aktuellen Situation Parallelen zum Sommer und Herbst des vergangenen Jahres. Keller betont aber auch: „Es bestehen zwei große Unterschiede zu 2021.“

Die vierte Corona-Impfung wird unter anderem Menschen ab dem 60. Lebensjahr empfohlen. © dpa
So habe jeder Bürger inzwischen die Möglichkeit, sich durch drei bis vier Impfungen zu schützen – „im letzten Jahr war es noch ein großes Wettrennen um die schnellste Immunisierung“, so die Internistin. Das habe sehr viel Unruhe und Unmut gebracht.
Neuer Impfstoff und neue Medikamente
„Wer jetzt auf eine Impfung verzichtet hat, trägt dieses Risiko weitgehend für sich alleine, da die Bevölkerung inzwischen durch die Infektionen und Impfungen grundimmunisiert ist“, sagt Astrid Keller. Sie betont: „Wir haben einen neuen Impfstoff, der für die aktuelle Variante gut wirksam ist und in ausreichender Menge zur Verfügung steht.“
Und es gebe noch einen zweiten großen Unterschied im Vergleich zur Situation 2021. „Nun stehen zwei Medikamente zur Verfügung, bei denen der Verlauf für Risikopatienten deutlich milder ist.“ Diese Therapie müsse innerhalb von fünf Tagen nach Symptombeginn begonnen werden.
Vier Impfungen für Patienten ab 60 empfohlen
Grundsätzlich vier Impfungen empfiehlt die Medizinerin für „alle Patienten ab 60 Jahren und Patienten mit chronischen Erkrankungen“. Jüngere und „gesunde“ Menschen sollten demnach dreimal geimpft sein. „Damit gilt man auch bei Reisen als immunisiert und sollte keine Probleme im Ausland haben.“ In Ausnahmefällen könne zudem bei sehr immunschwachen oder sehr alten Patienten oder auch bei Pflegeheimbewohnern eine fünfte Impfung verabreicht werden. Keller: „Hier empfehlen wir die Rücksprache beim Hausarzt.“
Wichtig sei aktuell auch die Grippeimpfung (zwei Impfstoffe je nach Alter), die jeder erhalten könne. Ratsam sei für alle Menschen ab dem 60. Lebensjahr und für spezielle Risikogruppen eine Immunisierung gegen Lungenentzündung, die alle sechs Jahre aufgefrischt werde.
Geboren in Dülmen, Journalistin, seit 1992 im Medienhaus Lensing - von Münster (Münstersche Zeitung) über Dortmund (Mantelredaktion Ruhr Nachrichten) nach Haltern am See. Diplom-Pädagogin und überzeugte Münsterländerin. Begeistert sich für die Menschen und das Geschehen vor Ort.
