Entscheidung über Mega-Projekt Stadt Haltern plant Ausgaben von über 30 Millionen Euro

Mega-Projekt : Stadt Haltern plant Ausgaben von über 30 Millionen Euro
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Im letzten Sitzungszyklus vor der Sommerpause steht ein Kracher auf der politischen Agenda in Haltern. Es geht um die Grundsatzentscheidung über die Aufgabe des Verwaltungsstandorts an der Muttergottesstiege und erforderliche Ersatzneubauten.

Die Kosten des Gesamtprojekts werden auf über 30 Millionen Euro geschätzt. Für die nächsten 30 Jahre würde der städtische Haushalt durch Zinsen inklusive Tilgung in Höhe von rund 905.000 Euro jährlich belastet. Für Haltern sei diese Dimension beispiellos, teilt die Verwaltung mit.

Mit Neubauplänen für die bisher in der Muttergottesstiege ausgelagerten Verwaltungseinheiten mit 116 Arbeitsplätzen, darunter Interne Dienste, Bauen oder Finanzen, befasst man sich in Haltern schon länger. Letztmalig war ein Mietvertrag über mittlerweile mehr als 4300 Quadratmeter Bürofläche mit dem Eigentümer des Gebäudekomplexes, dem Versorgungswerk der Apothekerkammer Westfalen-Lippe, bis Ende Juni 2029 verlängert worden.

2014 hatte die Halterner Zeitung berichtet, dass die Miete ohne möglichen inflationären Ausgleich bei 281.000 Euro jährlich liegen sollte. Nun müssen die Weichen für die Zukunft rechtzeitig gestellt werden.

Eine Anmietung von möglichen Drittobjekten habe sich als „realitätsferner Ansatz“ herausgestellt, lässt die Verwaltung im Vorfeld der Beratungen im Haupt- und Finanzausschuss am Dienstag (23. Mai) ab 17.30 Uhr im Sitzungssaal des Rathauses wissen.

Eigentlich hatte die Stadt lange Zeit geplant, am Standort der Polizeiwache neben dem Neuen Rathaus an der Dr.-Conrads-Straße einen Gebäudekomplex zu errichten, der sowohl von der Verwaltung als auch der Polizei genutzt werden sollte. Dafür aber hätte man ein angrenzendes Grundstück an der Schmeddingstraße dazu kaufen müssen. Da sich diese Kaufoption zerschlagen hat, muss nun neu gedacht werden.

Stadt baut für die Polizei

Die Alternative soll nun wie folgt aussehen: Die Stadt Haltern baut für die Polizei einen Neubau am Standort des ehemaligen Kreisgesundheitsamtes an der Schmeddingstraße. Das dortige Haus ist in schlechtem Zustand und wurde zuletzt als Asylunterkunft genutzt. Aus den geschätzten Baukosten von 5,9 Millionen Euro würde ein Mietzins für die Polizei abgeleitet. Auch das Ordnungsamt der Stadt könnte in diesem Neubau untergebracht werden. Außerdem müssten die erforderlichen Stellplätze auf dem Gelände angeordnet werden.

Altes Gesundheitsamt an der Schmeddingstraße
Am Standort des alten Gesundheitsamtes an der Schmeddingstraße, das zuletzt als Asylunterkunft genutzt wurde, könnte eine neue Polizeiwache entstehen. © Jürgen Wolter

Aus Sicht der Verwaltung bietet die Liegenschaft neben dem Neuen Rathaus, die aktuell von der Polizei genutzt wird, „die ideale Lage für eine Zentralisierung mit entsprechenden Synergieeffekten“. Ursprünglich war das Grundstück 1952 kostenlos an das Land NRW abgegeben worden, um den Bau eines Amtsgerichtes zu ermöglichen. Nun müsste die Fläche von 1874 Quadratmetern zurückgekauft werden.

Die Stadt geht grob geschätzt von einem Bodenrichtwert von 480 Euro pro Quadratmeter aus. Inklusive zusätzlicher Ausgaben für Notar und Abriss werden allein für die Flächenverfügbarkeit Kosten von rund 1,25 Millionen Euro erwartet. Die Kosten für den anschließenden Neubau sollen sich auf mindestens 25,9 Millionen Euro belaufen.

Der Bedarf an Büros wird unter Berücksichtigung künftiger Aufgaben einer modernen Verwaltung mit insgesamt 147 angegeben. Die Stadt stellt dabei auch heraus, dass die Rahmenbedingungen für Mitarbeitende attraktiv bleiben müssten, um im Wettbewerb um Fachkräfte zu bestehen. Darin enthalten wären die Kosten für eine Tiefgarage auf zwei Ebenen, denn auch die Stadt Haltern muss die Vorgaben der Stellplatzverordnung NRW erfüllen und für ausreichende Parkplätze für ihre Mitarbeitenden sorgen. 85 Stellplätze müssten demnach geschaffen werden. Die Stadt schlägt allerdings eine Alternative vor, über die in Haltern bereits heftig diskutiert wird.

Parkhaus statt Tiefgarage

Es handelt sich um das vorgestellte Parkhaus auf dem Gelände des Musikschulparkplatzes, das innerhalb des vorgegebenen Abstands von maximal 300 Metern zum neuen Verwaltungsgebäude liegen würde. „Auf dem Gesamtareal ließen sich bei einer Neuordnung des Parkplatzes bei größtmöglicher Erhaltung des vorhandenen Baumbestandes mit einer weiteren Parkebene insgesamt ca. 160 bis 170 Stellplätze verwirklichen“, argumentiert die Verwaltung. Zurzeit stehen dort 90 Stellplätze zur Verfügung.

Im Gegensatz zur Tiefgaragenlösung (rund 4,8 Millionen Euro veranschlagt) sollen die Baukosten hier nur bei rund 2,9 Millionen Euro liegen. Würde das neue Parkdeck mit einem Dach und extensiver Begrünung sowie einer PV-Anlage versehen, kletterten die Kosten auf rund 4,6 Millionen Euro.

Parkplatz neben der Musikschule in Haltern
Die Stadt plant ein Parkhaus auf dem Musikschulparkplatz, um Stellplätze für ihre Mitarbeitenden zu schaffen. © Benjamin Glöckner (A)

Der Vorteil einer Lösung auf dem Musikschulparkplatz läge darin, dass die Stellplätze ganztägig und auch an Wochenenden der Allgemeinheit zur Verfügung ständen, erklärt die Verwaltung. Würde dagegen eine Tiefgarage unter dem neuen Verwaltungsgebäude angelegt, könnte diese nur während der Öffnungszeiten der Verwaltung genutzt werden.

Abschließend teilt die Stadt Haltern mit, dass das Versorgungswerk der Apothekerkammer zwar an einer Vertragsverlängerung für die Anmietung der Büroflächen in der Muttergottesstiege interessiert sei. Die Option eines Teilverkaufs der Büroflächen an die Stadt sei aber abgelehnt worden.

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