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Einschulung in Haltern: Statt Untersuchung fehlt persönlicher Kontakt
Schuleingangsuntersuchung
Das Gesundheitsamt führt wegen Corona zurzeit nur in Ausnahmefällen eine Einschulungs-Untersuchung durch. Schulleiterin Veronika Beher findet etwas Anderes noch viel wichtiger.
Kann sich das Kind selbstständig anziehen? Weiß es mit Bleistift, Papier und Schere umzugehen? Besitzt es genügend Durchhaltevermögen, um dem Unterricht folgen zu können? Kann es sich Dinge merken und ist es in der Lage, Farben, Formen und Größenunterschiede richtig einzuordnen? Diese und viele andere Fragen sind Teil der Schuleingangsuntersuchung. Wegen der Corona-Pandemie werden viele Erstklässler derzeit allerdings ohne die eigentlich seit Jahrzehnten obligatorische Untersuchung eingeschult.
Grund ist die Überlastung der Gesundheitsämter. Ein Großteil des Teams ist mit Aufgaben rund um die Bewältigung der Corona-Pandemie betraut, sagt Dr. Wibke Selle, Leiterin des Kinder- und Jugendgesundheitsdienstes Kreis Recklinghausen. Von 5707 Jungen und Mädchen, die kreisweit im Sommer ihre Schullaufbahn beginnen, sind bis jetzt 1576 zu einer Untersuchung eingeladen worden.
Jedem Kind erfolgreiches Lernen ermöglichen
Ob ein Kind von sich aus die Bereitschaft und Motivation zum Lernen mitbringt, ist – neben der körperlichen Untersuchung und der Beurteilung des Entwicklungsstandes – ein wichtiger Aspekt bei der Einschulungsuntersuchung.
Durch diese Untersuchung soll vor allem festgestellt werden, ob ein Kind in irgendeinem Bereich besondere Förderung und Unterstützung benötigt. Ziel ist, jedem Kind ein erfolgreiches Lernen zu ermöglichen.
Lehrerinnen und Lehrer müssten nun sehen, wie sie im Unterricht mit eventuellen Defiziten der Erstklässler umgehen. Das Gesundheitsamt sei natürlich eine wichtige Unterstützung, aber eben auch nur ein Teil der Analyse, sagt dazu Veronika Beher, Leiterin der Silverbergschule und Sprecherin der Halterner Grundschulen. Für sie sind andere Aspekte ebenso wichtig.
„Sehr viel schlimmer ist es, dass die vielen persönlichen Kontakte zur neuen Schule nicht stattfinden“, reagierte sie auf eine Nachfrage der Halterner Zeitung. Alle Grundschulen hätten Konzepte erarbeitet, wie Kindern der Übergang zwischen Kita und Grundschule erleichtert werden könne.
Viele wichtige Kennenlern-Termine fallen aus
Die Kinder hätten jetzt eigentlich viele Termine mit Eltern oder dem Kindergarten in der Grundschule: Kennlernnachmittag, Vorlesestunde in der GS, Paten kennenlernen, Erzieherinnen besuchen ihre Kinder im 1. Schuljahr, Lehrerinnen besuchen die Kinder im Kindergarten und machen dort eine Schulstunde oder, Schulleiter nehmen am Elternnachmittag im Kindergarten teil. „Durch diese Termine lernen sich Kinder, Eltern, Erzieherinnen und Erzieher sowie Lehrerinnen und Lehrer sehr gut kennen. Es entsteht ein Vertrauen, wo Eltern Kontakte mit der Schule aufnehmen und Fragen eventuell auch mit Hilfe der Erzieherinnen persönlich besprechen“, erzählt Veronika Beher aus Erfahrung.
Man könne sich nun sicherlich gut vorstellen, dass der Schulanfang für alle sicherlich schwieriger ist. Trotzdem zahle sich der gute Kontakt zu den Kindergärten in den letzten Jahren positiv nieder. Veronika Beher: „Einige Eltern haben das persönliche Gespräch mit mir bereits gesucht. Der Elternabend vor den Ferien wird auch unter strengen, hygienischen Auflagen hoffentlich stattfinden können.“
Dr. Selle ist froh über ein gut funktionierendes Netzwerk
Dr. Wibke Selle betont, dass es ein sehr konstruktives Miteinander mit Schulen und Kindergärten gebe und ihr Dienst froh über ein erfolgreiches Netzwerk sei. „Wir stehen in ständigem Austausch“, sagt sie, „und sind auch unabhängig von Einschuluntersuchungen immer vertrauensvoller Ansprechpartner.“
Grundsätzlich bestehe weiterhin die Pflicht zur Untersuchung, aber wegen Corona werde nach einer Prioritätenliste gearbeitet. Wenn eine Schule oder eine Kita einen Entwicklungstest für sinnvoll erachte, werde dieser in Absprache mit den Eltern auch gemacht. Es werde dabei ermittelt, welche besondere Unterstützung ein Kind möglicherweise in bestimmten Bereichen benötige. Grundsätzlich werde aber jedes Kind eingeschult, das Kriterium „Schulreife“ gebe es schon seit über zehn Jahren nicht mehr.
Haltern am See ist für mich Heimat. Hier lebe ich gern und hier arbeite ich gern: Als Redakteurin interessieren mich die Menschen mit ihren spannenden Lebensgeschichten sowie ebenso das gesellschaftliche und politische Geschehen, das nicht nur um Haltern kreist, sondern vielfach auch weltwärts gerichtet ist.
