Ehepaar von Einbrechern aus dem Schlaf gerissen Karin und Hermann Ast schildern Horrornacht

Karin und Hermann Ast von Einbrechern aus dem Schlaf gerissen
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Vom 31. Oktober auf den 1. November erleben Karin und Hermann Ast eine wahre Horrornacht und das liegt nicht daran, dass Halloween gefeiert wird. Zwei Einbrecher dringen gewaltsam in ihr Wohnhaus am Hegewinkel ein und durchsuchen die Räume, während das Ehepaar schlummert. Ein Albtraum, der mit der wilden Flucht der Täter endet und noch immer für schlaflose Nächte bei den Sythenern sorgt.

Sachlich hat die Polizei später das Geschehen in einer Pressemeldung zusammengefasst. „Viel dramatischer war es in Natura“, sagt Karin Ast. Kein Wunder, denn ihr Mann ertappt die unbekannten Eindringlinge in jener Nacht auf frischer Tat. „Ich hatte ein Geräusch gehört und dachte im Halbschlaf zunächst, das komme von den jungen Nachbarn nebenan, die vielleicht Halloween feiern.“

Seine Frau liegt entspannt neben ihm im Bett, also dreht auch er sich um, und döst wieder ein - bis einer der Einbrecher die Treppe hinaufsteigt und mit der Taschenlampe in Richtung Badezimmer leuchtet.

Hermann Ast nimmt den Lichtschein durch die geöffnete Schlafzimmertür wahr. Dann geht alles ganz schnell. Der 81-jährige Rentner springt aus dem Bett, läuft Richtung Flur und schreit aus Leibeskräften: „Jetzt krieg‘ ich dich!“ Der Täter rast die Treppe hinunter und flüchtet mit dem zweiten Mann durch das Fenster des Arbeitszimmers. In der durch Bewegungsmelder hell erleuchteten Einfahrt sieht Hermann Ast nur noch die Hacken eines Mannes.

Polizei durchsucht das ganze Haus

„Ich wusste gar nicht, dass mein Mann so laut schreien kann“, berichtet Karin Ast. Sie sei fürchterlich erschrocken und kann das Geschehen so wie auch ihr Mann nur schwer hinter sich lassen. „Dass jemand einfach in deine Burg eindringt“, sei sehr belastend, sagt die 82-jährige Sythenerin.

Nach 2004 und 2013 wurde nun schon zum dritten Mal bei den Sythenern eingebrochen. In seiner Aufregung ruft Hermann Ast in der Halloweennacht mit der 112 erst einmal die falsche Nummer (Feuerwehr) an, wird aber sofort weitergeleitet. Zehn Minuten später trifft ein Streifenwagen mit zwei Beamten ein.

Das Ehepaar Ast mit dem leeren Portemonnaie.
Das Ehepaar Ast erlebte einen Albtraum. Für 50 Euro aus dem Haushaltsportemonnaie sorgten Einbrecher bei den Sythenern nachhaltig für Angst und Schrecken. © Silvia Wiethoff

Diese regeln nicht nur die Erstaufnahme und „durchleuchten“ das gesamte Haus, um sicherzugehen, dass sich keiner der Unbekannten dort versteckt hat. Besonders dankbar ist das Ehepaar Ast für die tröstenden und freundlichen Worte zum Abschied.

Eine Stunde später klingeln zwei Kripobeamtinnen mit einem großen Koffer an der Haustür. Bis dahin sucht Hermann Ast Ablenkung im Fernsehen. „Ich habe gelernt, wie aus Kartoffeln Chips entstehen“, sagt er augenzwinkernd, „denn Krimis wollte ich nicht.“

Spuren der Einbrecher auf der Treppe der Opfer
Die Einbrecher haben im ganzen Haus ihre Spuren hinterlassen. Hier ist eine Beschädigung einer Treppenstufe zu sehen. © privat

Die Ermittlungen ergeben, dass die Täter über das freie Feld hinter dem Garten der Asts gekommen sind. Sie stehlen zunächst aus der Gartenhütte hinter der Garage eine Fahrradgepäcktasche von einem E-Bike. Ein Täter steigt auf einen Gartenstuhl, um eventuell über das Dach eines Anbaus zu einem Velux-Fenster zu gelangen. Schließlich schlagen die Einbrecher die Thermopane-Scheibe eines Kellerfensters ein und dringen ins Haus ein.

Hermann Ast zeigt im Garten, welchen Weg die Einbrecher genommen haben.
Hermann Ast zeigt auf das freie Feld, das wohl nach 2004 und 2013 erneut Einbrecher animiert hat, ihr Glück beim Ehepaar Ast zu versuchen. © Silvia Wiethoff

Obwohl darüber ein Handlauf befestigt ist und sich dieses Kellerfenster nur im 30-Grad-Winkel öffnen lässt, können sie dieses Schlupfloch nutzen. „Sie müssen ganz schön akrobatisch sein“, staunt Hermann Ast. Die verdreckten Schuhe der Einbrecher hinterlassen überall im Haus deutliche Spuren und zeigen, dass sie die Ausgänge an den Terrassen und der Haustür womöglich als späteren Fluchtweg kontrollieren. Diese sind allerdings alle verschlossen.

Karin Ast vor dem Fenster, durch das die Einbrecher ins Haus gelangten
Karin Ast ist noch immer fassungslos und rätselt mit ihrem Mann, wie gelenkig die Einbrechers ein müssen, um durch dieses kleine Fenster zu klettern. © Silvia Wiethoff

Im Arbeitszimmer finden die Unbekannten das Haushalts-Portemonnaie und stehlen daraus rund 50 Euro. „Während ein Täter den Fluchtweg durch ein Fenster des Arbeitszimmers vorbereitete, stieg der andere hoch ins Obergeschoss“, schildert Hermann Ast.

Dort knipst er seine Taschenlampe an und reißt so die Einbruchsopfer aus dem Schlaf. Nach der Konfrontation flüchten die Täter, indem sie auf den Schreibtisch im Arbeitszimmer springen und mit einem Satz aus 1,30 Meter Fensterbretthöhe über eine Pflanze in die Hauseinfahrt stürzen.

Nach kurzer Nacht bekommt das Ehepaar Ast am nächsten Morgen Besuch von zwei weiteren lokalen Polizeibeamten. „Sie fragten uns nach unserem Befinden, händigten uns einen Flyer des Polizeipräsidiums Recklinghausen aus und wiesen auf den Beratungsservice der kriminalpolizeilichen Beratungsstelle hin“, erinnert sich Hermann Ast.

Tatsächlich meldet sich bald ein Fachberater der Polizei und vereinbart einen Termin in der Beratungsstelle Dorsten. Hier wird im Show-Room vor allem über mechanische Sicherungstechniken sowie über zusätzliche elektronische Warnmöglichkeiten im Haus informiert.

Einbruchs-Prävention bei der Polizei

Karin und Hermann Ast nehmen das Angebot dankbar an. „So wurde uns bewusst, dass viele materielle, körperliche und auch psychische Folgen solch einer Straftat schon präventiv hätten verhindert werden können“, lautet das Fazit von Hermann Ast. Obwohl der angerichtete Schaden beim Einbruchdiebstahl relativ gering ausgefallen sei und auch von der Versicherung abgedeckt werde, „werden wir das Gefühl, dass man unrechtmäßig in unsere Privatsphäre eingedrungen ist, nicht los“, so das Einbruchsopfer. „Das lässt uns nachts des Öfteren unruhig schlafen.“

Für „die professionelle Ermittlungsarbeit und die bürgernahe, partnerschaftliche Hilfe in dieser Krisensituation“ ist das Ehepaar der Polizei sehr dankbar. „Der Slogan ‚Die Polizei - Dein Freund und Helfer‘ hat sich in unserem Fall bewahrheitet; denn ohne die beispielhafte polizeiliche Fürsorgepflicht hätten wir diesen belastenden und verletzenden Einbruchdiebstahl nicht so schnell verkraften können“, erklärt Hermann Ast.

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