Freiwillige Helfer in Haltern „Für ein Ehrenamt ist man nie zu alt“

Freiwillige Helfer in Haltern: „Für ein Ehrenamt ist man nie zu alt“
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Ehrenamtliche Helferinnen und Helfer sind stets gefragt. Sie unterstützen und leisten einen Beitrag für die Gemeinschaft. Doch immer weniger Menschen wollen sich ehrenamtlich engagieren. Das sei auf die Corona-Pandemie zurückzuführen. Die Ehrenamtlichen konnten ihren Aufgaben fast zweieinhalb Jahre nicht nachgehen. Als die Pandemie vorbei war, kamen sie nicht zurück.

Das sagt zumindest Susanne Nanni, Leiterin des Seniorenzentrums Kahrstege in Haltern am See. Lediglich eine Dame kümmert sich ehrenamtlich um die Senioren - zu Festen und Feiern.

Die ehemaligen Helfer haben ein hohes Alter erreicht. Junge Leute hätten gar kein Interesse. „Das finde ich sehr schade“, betont Nanni. Ihr Sohn sei als Schüler regelmäßig in ein Altenheim gegangen, hat mit den Bewohnern gespielt oder ihnen vorgelesen.

Laut der Leiterin habe ein Wandel stattgefunden. „Junge Menschen konzentrieren sich auf die Freizeit.“

Einsamkeit entgegenwirken

Der Sozialtherapeutische Dienst kümmert sich um das soziale Leben. Er veranstaltet Gedächtnistrainings, Bingo-Nachmittage oder Dinner. Doch das Seniorenzentrum hat 74 Bewohner. Freiwillige könnten sie bei Spaziergängen begleiten. Einige Senioren haben keine Angehörigen, kommen nicht mehr vor die Tür. Gerade für sie seien die ehrenamtlichen Mitarbeiter wichtig.

Patricia Graupner, Susanne Nanni und Jennifer Krystek stehen vor dem Seniorenzentrum Kahlstege.
Patricia Graupner (l.), Regionalleitung bei der Auvictum Holding für NRW und Niedersachsen, mit der Leiterin des Seniorenzentrums Kahrstege, Susanne Nanni (M.), und der Pflegedienstleiterin Jennifer Krystek. © Julia Müller

Susanne Nanni hat bereits einen Aufruf über die sozialen Medien gestartet. Bisher kam keine Reaktion. Ehrenamtliche sollten Empathie mitbringen. Und Zeit, damit die Senioren kontinuierlich begleitet werden.

Bei den Maltesern in Haltern am See sieht die Situation anders aus. „Wir sind zufrieden. Aber unterm Strich kann man nie genug Ehrenamtliche haben“, sagt Stadtbeauftragter Matthias Mersmann.

Die Zeit nach Corona hätte den Zulauf sogar noch verstärkt. In Haltern sind um die 80 Helferinnen und Helfer tätig. Jedes Alter ist mit dabei - von sechs bis 70 Jahren. Mersmann kann nicht bestätigen, dass die Jugend kein Interesse am Ehrenamt hat. Ganz im Gegenteil.

Vielfältige Aufgaben

Ob im Katastrophenschutz, Sanitätsdienst oder in der Jugendarbeit: Die Helferinnen und Helfer wollen sich engagieren, Berufstätige einen Ausgleich zum Alltag schaffen.

Grundsätzlich gebe es bei den Maltesern immer etwas zu tun. Zusammen mit den Mitarbeitern wird nach einem passendem Aufgabenbereich gesucht. Zusätzlich bietet die Organisation einige Vorzüge an: Beispielsweise können Interessierte einen Lkw-Führerschein machen.

Bedarf haben die Malteser zurzeit im Bereich Erste-Hilfe-Ausbildung. „Für ein Ehrenamt ist man nie zu alt“, betont Matthias Mersmann. „Man lernt fürs Leben.“

„Rüstige Rentner“ gesucht

Auf dem Katzengnadenhof in Haltern bieten Ehrenamtliche alten und kranken Katzen ein Zuhause. Doch die Situation spitzt sich zu. Er ist maßlos überfüllt. Knapp eine Handvoll Helfer besucht mehrmals die Woche den Katzengnadenhof.

Katzen liegen auf einem rosa Kissen.
Ein Rekord - 32 Kitten leben zurzeit auf dem Katzengnadenhof in Haltern. © Julia Müller

Andere sind berufstätig, können die Schichten nicht abdecken. „Wir brauchen ein paar rüstige Rentnerinnen und Rentner“, sagt Kassenführerin Silvia Berger-Bergedick. „Das nimmt den Druck raus.“

Gut ausgelastet

Der Bürgerbus in Haltern benötigt momentan keine neuen Fahrerinnen und Fahrer. Über 44 Ehrenamtliche bringen die Fahrgäste von A nach B. Der jüngste ist 29 Jahre alt. Vier Fahrer sind zum jetzigen Zeitpunkt in der Einarbeitungsphase.

Hans Kirschbaum sitzt in einem Auto.
Hans Kirschbaum fährt den Bürgerbus durch Haltern. © Julia Müller

„Andere Vereine haben gerade einmal 12“, sagt Hans Kirschbaum. Warum ist der Zulauf in Haltern groß? Fahrer zahlen keine Vereinsbeiträge. Zusätzlich werden mit dem jährlichen Förderbeitrag der Landesregierung NRW Events organisiert, ein Sommerfest oder eine Fahrradtour.

Am wichtigsten sei aber der Austausch mit den Fahrgästen. „Ich kann den Leuten zuhören und soziale Kontakte fördern“, so Kirschbaum.

Er selbst ist seit Jahren mit dabei und in diversen Ehrenämtern tätig. „Eine dankbare Aufgabe. Man gibt etwas an die Gesellschaft zurück“, betont der Senior.

Auf der Internetseite EhrenAmt der Stadt Haltern am See können sich Interessierte über weitere Angebote in Vereinen, Verbänden und Initiativen informieren.

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