E-Rezept macht noch Probleme Apotheker kritisiert „Einführung mit der Brechstange“

Probleme mit E-Rezept: „Einführung kam mit der Brechstange“
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Diese Situation haben schon viele Patienten erlebt: Sie wollen in einer Apotheke ein E-Rezept einlösen, aber der Server melde, dass kein E-Rezept vorhanden ist. „Dann sind wir als Apotheker auch erstmal machtlos“, sagt Dr. Philipp Schulte-Mecklenbeck, der in Haltern gemeinsam mit Dr. Hannes Müller die Bären- und die Römer-Apotheke betreibt.

Schulte-Mecklenbeck hat als Mitglied des Vorstandes der Apothekerkammer Westfalen-Lippe vielfältige Kontakte zu Berufskollegen. „Bei uns treten solche Probleme zum Glück nur punktuell auf“, sagt er. „Aber was ich zum Teil von Kollegen höre, ist schon krass. Vor allem führen solche Probleme zu massiver Verunsicherung unserer Kunden.“

Der Halterner Apotheker skizziert die drei grundsätzlichen Wege, wie ein E-Rezept eingelöst werden kann. „Der einfachste ist die elektronische Gesundheitskarte (eGK)“, sagt er. „Mit der kann der Patient in der Apotheke sein Rezept einlösen. Das Rezept ist auf einem Server der Gematik, der Nationalen Agentur für Digitale Medizin, gespeichert und wird von dort abgerufen.“

App, Ausdruck oder Karte

Der zweite Weg ist ein Ausdruck des E-Rezepts in der Arzt-Praxis. „Darauf findet sich ein QR-Code, den ich in der Apotheke ebenfalls einlesen kann“, so Schulte-Mecklenbeck.

Der dritte Weg ist eine App. Die Anmeldung bei der App funktioniert aber nur unter bestimmten Voraussetzungen. Zunächst muss die Gesundheitskarte in das Smartphone eingescannt werden. Die eGK und das Handy des Patienten müssen dazu NFC-fähig sein, das heißt, sie müssen miteinander kommunizieren können. Dazu braucht man außerdem eine PIN der Krankenkasse. Diese muss man aktiv anfordern. „Das Verfahren ist also nicht ganz so einfach“, so Philipp Schulte-Mecklenbeck, „aber das Resultat lohnt sich.“

E-Rezept nur für Arzneimittel

„Grundsätzlich haben Patienten Anspruch auf alle drei Wege“, stellt der Halterner Apotheker klar. Ausdruck oder App seien auch für Privatpatienten, die keine Gesundheitskarte haben, gangbare Wege. „Das E-Rezept über die eGK funktioniert nur für Kassenpatienten, das ist das erste große Manko der aktuellen Lösung“, sagt er.

Ausdruck oder App sind zwei der Wege, das E-Rezept einzulösen.
Ausdruck oder App sind zwei der Wege, das E-Rezept einzulösen. © picture alliance/dpa

Das zweite Problem: Über das E-Rezept können nur Arzneimittel, aber keine medizinischen Hilfsmittel verschrieben werden. „Ich kann also dem Diabetiker zwar über das E-Rezept sein Insulin aushändigen, nicht aber die Pen-Nadeln zum Spritzen. Das geht über das E-Rezept nicht“, nennt Philipp Schulte-Mecklenbeck ein Beispiel.

Es kommt aber auch immer wieder vor, dass ein E-Rezept nach dem Arztbesuch nicht direkt eingelöst werden kann. „Direkt aus der Praxis zur Apotheke gehen und das Rezept einlösen, funktioniert manchmal nicht“, sagt Philipp Schulte-Mecklenbeck.

Auch E-Rezepte müssen digital vom Arzt unterschrieben werden, das kann zu Verzögerungen führen, manchmal funktioniert aber auch die Übertragung auf den Server nicht oder verzögert sich. „Wir hatten auch schon den Fall, dass plötzlich Rezepte für bestimmte Krankenkassen nicht abgerufen werden konnten, etwa für die AOK oder die Barmer.“

Technische Ausfälle

„Aktuell sorgt täglich ein für das E-Rezept bedeutender Dienstleister vor allem in den Morgenstunden für technische Ausfälle. Davon sind etwa 30 Prozent der Apotheken und 60 Prozent der Arztpraxen bundesweit betroffen. Woran die anderen Probleme im Einzelfall liegen, wissen wir nicht. Wir sind dann machtlos und können die Kunden nur vertrösten“, sagt Philipp Schulte-Mecklenbeck.

Grundsätzlich begrüßt der Apotheker die Einführung des E-Rezepts. „Sie ist notwendig, das E-Rezept erspart den Patienten unnötige Wege und kann Arztpraxen entlasten. Aber es ist mit der Brechstange eingeführt worden, es ruckelt immer wieder und da liegt das Problem.“

Bereits seit 1998 habe es Bestrebungen gegeben, das E-Rezept einzuführen, aber die jetzige Lösung sei unausgereift und ständige Neuerungen erschwerten die Nutzung, so er Halterner Apotheker. „Sie bringt den Ärzten und Apothekern zusätzliche Belastungen und wir haben schon so nicht wenig tun. Viele von uns sind am Limit und gerade ältere Patienten stresst die aktuelle Situation immer wieder massiv.“