
Benedikt Schulte und sein Mitarbeiter Vasile sortieren Erde aus und kontrollieren die Kartoffeln direkt auf dem Roder. © Jürgen Wolter
Drei Generationen klettern auf den Roder: Kartoffelernte in Lavesum geht los
Tolle Knolle
Auf dem Bauernhof Schulte in Lavesum ist die Kartoffelrodung Familiensache. Ganz ohne menschlichen Einsatz kommen auch moderne Erntemaschinen nicht aus.
Kartoffeln sind in aller Munde, könnte man sagen. Die beliebte Knolle ist Bestandteil unzähliger Gerichte, ob als Beilage oder auch als eigenständige Speise. Pommes, Salzkartoffeln, Knödel oder Rösti: Der Zubereitung sind fast keine Grenzen gesetzt. Und der Erdapfel ist sogar noch gesund.
Anfang August beginnt jetzt die Kartoffelernte in Haltern. Die Landwirte sprechen aber nicht von Ernte, sondern von einer Rodung. Der erste Kartoffelroder war jetzt in Lavesum auf einem Feld des Hofes Schulte im Einsatz.
Die Maschine wird vom Agrar-Service Reken, einem landwirtschaftlichen Lohnunternehmen, gestellt. „Für einzelne Landwirte lohnt es sich nicht, solche Erntemaschinen selbst anzuschaffen“, sagt Landwirt Benedikt Schulte, dessen Familie auch den Hofladen Hagedorn in Lavesum mitbetreibt.
Drei Generationen auf dem Roder
Drei Generationen von Familie Schulte klettern auf den Roder, als die Maschine in der Mittagszeit in Lavesum ankommt. Vater Heinz, Sohn Benedikt und Enkel Wilhelm haben zusammen mit einem Mitarbeiter die Aufgabe, direkt während der Rodung Erde aus den Kartoffeln zu sortieren, die über Bänder direkt aus dem Feld nach oben transportiert werden.

Der Roder befördert die geernteten Kartoffeln über Bänder direkt zum Vorsortieren. © Jürgen Wolter
Ein bisschen schwankt es auf dem Roder wie auf einem Schiff bei leichtem Seegang. Standfestigkeit ist ein Muss, um dort oben zu arbeiten. Aber auch für Enkel Wilhelm Schulte ist das kein Problem.
Für die Kartoffeln sei das Jahr 2022 schon wieder zu trocken gewesen, so Heinz Schulte. „Sie sehen zwar aus wie gemalt, hätten aber trotzdem mehr Wasser gebraucht“, sagt er. Geerntet wird als erste die frühe Sorte Annabelle.
Sechs Tonnen soll der Roder an diesem Tag schaffen. Insgesamt beträgt die Anbaufläche für Kartoffeln auf dem Hof Schulte rund 3,5 bis 4 Hektar. „Das bleibt bei uns auch immer stabil“, sagt Benedikt Schulte. Die Kartoffeln des Hofes gehen alle in die Selbstvermarktung. „Die sind auch schon da und können gekauft werden“, informiert Noël Schulte vom Hofladen.
„Kartoffel geht doch eigentlich immer“
Heute werden die Kartoffeln meist in Mengen von 2,5 oder 5 Kilo gekauft. „Die größte Menge bei uns sind 12,5 Kilo“, so Noël Schulte. „Der Verkauf von 50-Kilo-Säcken und das Einkellern der Kartoffeln - das kennen nur noch die älteren Generationen.“

Der Kartoffelroder in Aktion auf einem Feld des Hofes Schulte in Lavesum. © Jürgen Wolter
So vielfältig und beliebt wie die Kartoffel sei kaum eine Frucht, nur viele nähmen die Kartoffel als solche manchmal gar nicht wahr, findet Noël Schulte. „Salzkartoffeln sind klassisch, Bratkartoffeln, Rosmarinkartoffeln, Stampfkartoffeln, oder der Stampf in der Pfanne angebraten, Folienkartoffeln, Pommes, Rösti, Kartoffelgratin, Kartoffelsalat oder Herzoginnenkartoffeln - ob im Eintopf oder in der Wokpfanne, aus dem Topf, vom Grill oder am Lagerfeuer – Kartoffel geht doch eigentlich immer.“
Kartoffeln haben wenig fett und machen nicht dick
Außerdem: Die Kartoffel ist gesund. Sie liefert Eiweiß, hat wenig Fett und steckt voller Vitamine: Auf 100 Gramm kommen 12 Milligramm Vitamin C. Ebenfalls enthalten sind die Vitamine B1, B2, B5, B6 und K. Auch andere Nährstoffe wie Calcium, Magnesium und Phosphor sind in der Kartoffel enthalten.
Kartoffeln haben oft den Ruf, ein Dickmacher zu sein. Die Kartoffel an sich macht aber nicht dick. Im Gegenteil: Sie enthält jede Menge Ballaststoffe, die für ein anhaltendes Sättigungsgefühl sorgen.
Und auch vor dem Kohlenhydratgehalt der Kartoffel brauchen Abnehmwillige keine Angst zu haben. Dick machen in erster Linie nur leere Kohlenhydrate wie Industriezucker. Kartoffeln können, richtig zubereitet, sogar gut als Basis für Diäten dienen.
Studium der Germanistik, Publizistik und Philosophie an der Ruhr Universität Bochum. Freie Autorentätigkeit für Buchverlage. Freier Journalist im nördlichen Ruhrgebiet für mehrere Zeitungshäuser. „Menschen und ihre Geschichten faszinieren mich nach wie vor. Sie aufzuschreiben und öffentlich zugänglich zu machen, ist und bleibt meine Leidenschaft.“
