
© Silvia Wiethoff
Fahrgastschiff Möwe ist verladen, wird aber nicht gänzlich außer Dienst gestellt
Möwe Haltern
Bisher wurde gerätselt, was aus der Möwe werden soll, die Jahrzehnte lang Ausflügler über den Halterner Stausee beförderte. Jetzt steht fest, was mit dem Fahrgastschiff passiert.
Die Möwe hat ihr Nest in Haltern endgültig verlassen. Nahezu unbemerkt wurde sie aus dem Stausee gehoben und vor dem Hotel Seehof auf ein Spezialfahrzeug aus Slowenien verladen. Dort wartet Fahrer Baic Gaspar am Mittwochnachmittag (20. April) auf den Start für den Weitertransport.
„So gegen 22 Uhr heute Abend geht es los“, teilt der 33-Jährige beim Plausch mit der Redaktion am Fahrgastschiff und Halterner Wahrzeichen mit. Es werde noch ein Begleitfahrzeug eintreffen. Außerdem werde die Polizei den Transport bis zur Autobahn leiten. Baic Gaspar kennt sich mit schweren Frachten wie sie die Möwe mit einigen Tonnen Gewicht darstellt und entsprechenden Abenteuerreisen durch ganz Europa aus.
Das Spezial-Transportunternehmen kommt aus Slowenien
Das slowenische Unternehmen, für das er arbeitet, transportiert zu 80 Prozent Schiffe. „Wir sagen, nur der Himmel ist die Grenze“, lacht er. Das Aufladen der Möwe habe dreieinhalb Stunden gedauert. „So ein altes Schiff muss tip-top gesichert werden“, betont der Experte.

Die Möwe wartete vor dem Hotel Seehof auf ihren Start zum neuen Einsatzgebiet in der Slowakei. © Silvia Wiethoff
Die gute Nachricht für alle Fans der Möwe ist: Das Schiff mit Kultstatus in Haltern wird nicht gänzlich außer Dienst gestellt. „Ich bringe es zu einem Campingplatz in Liptovský Mikuláš in der Slowakei“, verrät Baic Gaspar. Dort werde das Halterner Schiff überholt. Anschließend soll es auf dem dortigen Stausee wieder Gäste transportieren.
Der Slowene geht davon aus, dass die Möwe nach ihrer Sanierung wieder super aussehen wird. Auf dem Hänger des Spezialfahrzeugs sind die Spuren ihres Alters gerade sehr gut zu erkennen. „Für manche ist das hier Schrott“, erklärt Baic Gaspar, „für andere ist das Schiff noch wertvoll und wird mit Liebe in Stand gesetzt.“ Dass viele Herzen in Haltern an der Möwe hängen, hat er bei seinem Kurzaufenthalt auf dem Parkplatz des Seehofes schon bemerkt. „Besonders ältere Menschen fragen mich und wollen ein Foto machen“, sagt der kontaktfreudige Slowene.

Das alte Schiff aus Haltern wurde gut gesichert, um die lange Fahrt in die Slowakei anzutreten. © Silvia Wiethoff
In den Sommermonaten wirbt die Stadt Liptovský Mikuláš in der Niederen Tatra vor allem mit erlebnisreichen Wanderungen oder Touren mit dem Rad durch die Landschaft. Bald kommt wohl auch ein Schiffsausflug auf dem örtlichen Stausee dazu.
Bis Baic Gaspar mit seinem Spezialtransport am Zielort in der Slowakei eintreffen wird, wird es noch dauern. Er hat drei Nachtfahrten eingeplant, tagsüber ist Ruhepause. Die Möwe aus Haltern kommt rum, wird Passau, Wien, Bratislava und Žilina in der Nord-Slowakei passieren, bevor sie in der rund 31.000 Einwohner großen Stadt Liptovský Mikuláš beziehungsweise ihrem See vor Anker geht.
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