
Ein Foto von der Eröffnung im Dezember 2014: Thilo auf'm Kamp (3.v.l.) eröffnete 2014 das McDonald's-Restaurant in Hamm-Bossendorf. © Foto Elisabeth Schrief
Der erste und einzige McDonald’s in Haltern: Verschandelung oder ein Genuss?
Stadtgeschichte
2014 eröffnet in Haltern der erste und bisher einzige McDonald‘s. In unserer Serie „Die Nr. 1“ werfen wir einen Blick auf den Pionier des Fastfood in Haltern.
Brauchen wir einen Fastfood-Tempel in Haltern? Sollten die Bürgerinnen und Bürger nicht froh sein, eine McDonald’s-freie Zone zu sein? Mit diesen Fragen begann im Januar 2009 eine lange, aufgeregte Debatte in der Seestadt.
Im Juli hieß es dann, die Fastfood-Kette sei auf dem Weg nach Haltern. McDonald‘s plante die Eröffnung eines modernen Drive-In-Standortes mit der Integration des McCafé-Konzeptes, nachdem das Unternehmen lange einen Bogen um Haltern am See gemacht hatte. Zunächst war als Standort das ehemalige Daddy-Gelände in der Nachbarschaft zum Edeka-Markt im Gespräch.
Unternehmen war wortkarg
Die, die McDonald’s willkommen hießen, stritten sich mit denen, die den „Müll-Lieferanten“ ablehnten. Die polarisierende Debatte spaltete die Bürgerschaft und Politik. McDonald’s hielt sich anfangs sehr bedeckt, sprach lediglich von einem grundsätzlichen Interesse an einer Ansiedlung in Haltern. Nur wo, das blieb bis 2011 offen. Im Sommer 2010 hatte nämlich auch die Stadt ihr rund 3200 Quadratmeter großes Grundstück am Bossendorfer Kreuz in die Waagschale geworfen.

Die grüne Wiese am Bossendorfer Kreuz schien McDonald’s der ideale Platz für eine neue Filiale zu sein. © Halterner Zeitung
Das Unternehmen sah sich derweil weitere Standorte in der Stadt an, blieb aber wortkarg. Im Dezember 2010 ließ es auf der grünen Wiese in Hamm-Bossendorf Erkundungsarbeiten durchführen. Dadurch hatten die andauernden Spekulationen über den Bau der Schnellrestaurant-Filiale neue Nahrung bekommen. McDonald’s konzentrierte sich letztlich hauptsächlich auf den Standort am Bossendorfer Kreuz: Als stark befahrene Straße stadtein- wie -auswärts sowie Zubringer zur Autobahn sah hier McDonald’s eine potenzielle Kundschaft unterwegs.
„Größen der Stadt rühmen sich“
Eine Gruppe Bossendorfer Bürgerinnen und Bürger lief Sturm. „Ich mache mir Sorgen um unsere schöne Landschaft rund um den Kanal“, hieß es in einem Leserbrief an die Halterner Zeitung. Oder: „Alle Größen aus der Stadt rühmen sich mit dem Herzstück von Bossendorf und was für ein tolles Prunkstück uns Bossendorfern mit dem Bürgerhaus übergeben worden ist, jetzt will man direkt daneben einer Fastfood-Kette den roten Teppich ausrollen.“
Geruchsbelästigung, Verkehrschaos, Müllberge, nächtliche Randale, Wertminderung der umliegenden Wohnhäuser - diese und weitere Gegenargumente wurden ins Feld geführt. 405 Unterschriften gegen die Fastfood-Kette sammelten Gegner, 180 sammelten Befürworter.

Für den Bau der McDonald’s Filiale gab es mit Rücksicht auf die umliegende Wohnbebauung viele Auflagen wie Lärmschutzwand und Grünflächen rund um. © Schrief
Im Mai 2011 reichte das Unternehmen einen Bauantrag für das Grundstück in Bossendorf ein. Jetzt entfachte die Debatte erst recht. Unter dem Titel „Bossendorf 21“ in Anlehnung an den Bürgerprotest in Stuttgart ging es hoch her. „Politiker, die dem Grundstücksverkauf zustimmen, begraben Hamm-Bossendorf“ - das war schon starker Tobak der neuen Bürgerinitiative. Gegen eine Baugenehmigung wolle sie klagen.
Bürger und Stadtväter verkeilten sich
Und die Politik? War sich auch nicht einig. CDU und FDP legten dem Hauptausschuss nahe, das Grundstück am Bossendorfer Kreuz an die Fastfood-Kette zu verkaufen, SPD und Grüne votierten dagegen, die WGH enthielt sich.

Eine Liste mit 405 Unterschriften gegen eine Ansiedlung von McDonald´s am Bossendorfer Kreuz überreichten fünf Anwohnerinnen und Anwohner an Bürgermeister Bodo Klimpel. © Foto: Berthold Fehmer
Das Bossendorfer Kreuz war 1995 schon einmal Schau- und Kampfplatz. „Hier wird für den Stadtkämmerer geplant, nicht für die Bossendorfer!“, „Das Ortsbild Bossendorfs wird verschandelt“ oder – die Gegenseite – „Hier entsteht ein Identifikationsobjekt“. Bürger und Stadtväter verkeilten sich. So sehr, dass die Bossendorfer gar ihren Schlachtruf ausstießen: „Krike di – hacke tau“ („Krieg ich dich, hack ich zu“). Die Akteure waren identisch. Der Zorn damals richtete sich gegen die Ansiedlung eines Autohauses. Noch ehe sich die Planung konkretisierte, gab sich die Stadt den Bürgern geschlagen.

McDonald´s Neueröffnung - die Laune war bestens, die bitteren Auseinandersetzungen schienen vergessen. © Schrief
Im Juli 2011 stimmte der Hauptausschuss dem Verkauf des Grundstücks zu, die Bürgerinitiative „Wir für unser Dorf“ warf der Verwaltung vor, handstreichartig gegen die Bedenken der Anwohner agiert zu haben. Im November 2011 erteilte die Stadt nach Abwägung aller rechtlichen und gestalterischen Details die Baugenehmigung.
UNSERE SERIE: DIE NR. 1
In unserer Serie „Die Nr. 1“ werfen wir einen Blick auf ganz unterschiedliche Pioniere in der Geschichte von Haltern. Welcher See war der erste? Wann gab es die erste Wallfahrt am Annaberg und wann hat eigentlich der McDonalds eröffnet? Wir schauen uns die Vorreiter und Nova der Seestadt an.Die nächste Runde der medial zum „Burgerkrieg“ hochstilisierten Auseinandersetzung zwischen Fastfood-Befürwortern und -Gegnern war eingeläutet: Anwohner reichten Klagen gegen die Baugenehmigung und die Änderung des Bebauungsplanes ein, die Klagen werden abgewiesen. Im Januar 2012 klagte auch McDonalds gegen die Stadt, weil das Unternehmen mit Auflagen im Rahmen der Baugenehmigung nicht einverstanden war.
Franchisenehmer wechselte
Das Unternehmen legte dennoch mit dem Bau los und feierte im Dezember 2014 Eröffnung. Die Aufregung um die Präsenz von McDonalds ist lange verklungen.
Inzwischen hat der Franchisenehmer gewechselt. Auf Thilo auf‘m Kamp folgte Unternehmer Michael Wellmann. Er ist in den Städten Bottrop, Dinslaken, Dorsten, Gladbeck, Haltern am See, Oberhausen und Wesel am Rhein für den Erfolg der Marke McDonalds zuständig.
Haltern am See ist für mich Heimat. Hier lebe ich gern und hier arbeite ich gern: Als Redakteurin interessieren mich die Menschen mit ihren spannenden Lebensgeschichten sowie ebenso das gesellschaftliche und politische Geschehen, das nicht nur um Haltern kreist, sondern vielfach auch weltwärts gerichtet ist.
