Das Corona-Jahr hat auch in der Halterner Jugendherberge zu drastischen Einbrüchen geführt.

© Jürgen Wolter

Corona bringt Jugendherbergen in eine „historische Krise“

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2020 sanken die Übernachtungen in Jungendherbergen um über 70 Prozent. Dabei hatte man in Haltern zu Beginn des Jahres noch auf ein Rekordjahr gehofft.

Haltern

, 07.03.2021, 10:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

37.711 Übernachtungen zählte die Jugendherberge Haltern im Jahr 2019. Für 2020 hatte Leiter Michael Falkenreck aufgrund der vorliegenden Buchungen zu Jahresbeginn gehofft, dass die Zahlen weiter steigen würden - bis Corona. Am Ende fällt die Bilanz ernüchternd aus: Lediglich 15.856 Übernachtungen wurden gebucht.

Vor allem Klassenfahrten und Gruppenreisen konnten seit dem ersten Lockdown im März kaum noch stattfinden. Der Blick auf das erste Halbjahr 2021 bereitet dem gemeinnützigen Verband ebenfalls große Sorge. Mit flexiblen Konzepten wollen die Jugendherbergen die Krise trotzdem meistern, um Kündigungen und Standort-Schließungen weiter abzuwenden.

Dramatische Verluste bei Schulfahrten und Gruppenreisen

„Wir blicken auf ein extremes Jahr zurück. Das Coronavirus hat für uns bis dahin unvorstellbare Maßnahmen erforderlich gemacht“, fasst Guido Kaltenbach als Geschäftsführer des DJH Landesverbands Westfalen-Lippe den Rückblick auf das Krisenjahr 2020 zusammen.

Vor allem bei ihren beiden Hauptzielgruppen verzeichnen die westfälisch-lippischen Jugendherbergen 2020 dramatische Verluste: Der Übernachtungs-Rückgang bei den Schulfahrten liegt bei mehr als 80 Prozent, hier zählen die 29 Häuser im Krisenjahr gerade einmal rund 40.200 Übernachtungen – 2019 waren es knapp 212.000.

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Fast 131.000 Übernachtungen weniger (-73,8 Prozent) zählt der Verband zudem bei Freizeitgruppen wie Sportvereinen, Musik- oder Jugendgruppen; normalerweise die zweitstärkste Gästegruppe der Jugendherbergen.

Die Halterner Jugendherberge war lediglich von Ende Mai bis November geöffnet. Zumindest in den Sommerferien konnte sie eine gute Belegung verzeichnen. Ländlich gelegene Herbergen schnitten besser ab als Stadtquartiere.

Geschäftsführer Kaltenbach spricht von einer insgesamt „existenzbedrohenden Situation“ für die Jugendherbergen.

Bisher keine Corona-bedingten Kündigungen

Trotzdem hoffe man noch, der Krise am Ende zu trotzen. „Bisher mussten wir keine Corona-bedingten Kündigungen aussprechen. Alle unsere rund 450 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind zwar in Kurzarbeit, aber noch an Bord.“ Auch endgültige Standort-Schließungen seien aktuell nicht erfolgt. „Das ist bis hierhin ein sehr großer Etappensieg“, so Kaltenbach weiter.

Einnahmeverluste konnten durch Gegenmaßnahmen des Landesverbandes abgefedert werden – etwa durch Kurzarbeit oder Investitionsstopps. Der DJH Landesverband Westfalen-Lippe hat Beihilfen aus Hilfspaketen von Bund und Land erhalten.

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Der Geschäftsführer appelliert an die Politik, keine voreiligen Verbote für die Zeit nach den Sommerferien auszusprechen. Die Stornobedingen seien der Situation angepasst worden. Die Jugendherbergen stehen in den Startlöchern. Sobald Anreisen wieder möglich sind, würden umfangreiche Hygienemaßnahmen in den Herbergen greifen.

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