Komiker aus Haltern schreibt ersten Roman „Es gibt einen Gott und ihr ist langweilig“

Christian Schulte-Loh über Debütroman: „Vatergefühle für dieses Buch“
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Christian Schulte-Lohs Augen fangen an zu strahlen, wenn er über seinen neuen Roman spricht. Ab 1. September wird „Es gibt einen Gott und ihr ist langweilig“ in den Regalen der Buchhandlungen stehen. Im Interview spricht er über die Idee für den Roman, den Schreibprozess und beantwortet auch die Frage, ob Haltern in dem Buch eine Rolle spielt.

Christian Schulte-Loh, können Sie kurz anreißen, worum es in Ihrem Roman „Es gibt einen Gott und ihr ist langweilig“ geht?

Das ist immer das Schwierigste, die 330 Seiten kurz zusammenzufassen. Aber es gibt ja einen Klappentext, der Lust machen und gleichzeitig den Inhalt zusammenfassen soll. Deswegen, es gibt die Möglichkeit, das Buch kurz zusammenzufassen. Ob ich es hinkriege, ist eine andere Frage.

In dem Buch geht es um eine bessere Welt. In der Welt gibt es eine neue Währung. Statt Geld und Gier steht tatsächlich die Kunst und Kultur im Vordergrund. Und dann gibt es einen Gottesbeweis. Die Göttin schaut auf die Menschheit und denkt: Das ist alles ganz schöner Mist, den ihr da veranstaltet. Ihr seid alle gestresst, macht euch über die falschen Dinge Sorgen und verliert die Prioritäten aus den Augen. Die Göttin möchte etwas von den Menschen geboten bekommen. Deswegen wird die Kunst und die Kultur zur neuen Währung erhoben.

Wie sind Sie auf die Idee gekommen?

Vor ungefähr zehn Jahren hatte ich eine abstrakte Idee: Was wäre, wenn? Was wäre, wenn die Rahmenbedingungen andere wären als die, die wir jetzt voraussetzen oder annehmen? Ich hab mir ständig Notizen gemacht, weil diese Idee in meinem Kopf umherschwirrte. Irgendwann habe ich gedacht: Jetzt muss diese Geschichte mal eine Geschichte werden. Ich will die selber lesen. Ich will wissen, was da passiert. Dann muss man die halt selber schreiben, wenn es die noch nicht gibt. Das habe ich gemacht. Es war eine Mammutaufgabe.

Wie war der Schreibprozess?

Es ist während des Schreibens viel in die Mülltonne gewandert. Aus zwei Figuren ist eine geworden. Zwischendurch gab es eine Testleserunde von befreundeten Autorinnen und Autoren. Die haben die erste Fassung des Manuskripts gelesen. Da waren sehr hilfreiche und teilweise auch wirklich kritische Kommentare bei. Aber genau das wollte ich.

Der wirkliche Schreibprozess, ich würde sagen, der ging so drei Jahre. Aber vorher habe ich die ganze Zeit schon Ideen gesammelt. Nach dem Schreiben kam dann der Lektoratsprozess.

Wie stolz sind Sie auf Ihr fertiges Werk?

Ich habe Vatergefühle, wenn das Buch am 1. September auf die Welt kommt. Es gibt ja auch noch diese Ungewissheit, die ist spannend. Zwar auch beängstigend, aber auch spannend, weil ich noch nicht weiß, was aus diesem Kind dann wird. Wer weiß, ob die Leute es überhaupt lesen.

Es ist zwar Ihr erster Roman, der erscheint, aber Sie haben vorher schon ein Buch geschrieben.

Ein Sachbuch, genau. „Zum Lachen auf die Insel“ hat von meinen Erlebnissen als deutscher Komiker in England erzählt.

2017 hat Christian Schulte-Loh das Buch "Zum Lachen auf die Insel" veröffentlicht.
2017 hat Christian Schulte-Loh das Buch „Zum Lachen auf die Insel“ veröffentlicht. © Archiv

Inwiefern unterscheidet sich das Gefühl während und nach dem Schreiben im Vergleich zum ersten Buch?

Das ist gar kein Vergleich. Bei dem Sachbuch war es auch ein tolles Gefühl. Ich bin an dem Tag, als es rauskam, direkt ins Geschäft und habe es mir gekauft. Das war sensationell. Aber der Schreibprozess war ein ganz anderer. Mein erstes Buch war autobiografisch, das war meine Geschichte. Wie ist es, als Deutscher in England aufzutreten und so weiter.

Jetzt war der Aufwand ein anderer. Jetzt ist nichts da, außer einer Idee. Ich wollte eine Geschichte erzählen, eine richtige Geschichte, in der ich selbst nicht vorkomme.

Ihre Geschichte spielt in London und Sie leben ja auch immer noch dort, wenn Sie nicht gerade in Berlin sind. Warum haben Sie das Buch nicht auf Englisch geschrieben?

Ich habe es auf Englisch angefangen. Es gab so viele Anfänge für dieses Buch. Ansätze auf Englisch, auf Deutsch, dann Präsens, Präteritum und so weiter. Irgendwann habe ich gemerkt, dass ich die Handlung in der Vergangenheitsform erzählen möchte. Klassischer Romanstoff.

Und ich schreibe es auf Deutsch, obwohl ich an manchen Stellen gemerkt habe: Jetzt wäre es auf Englisch pointierter gewesen. Aber das redet man sich auch nur ein, weil es gibt immer auch eine gute Lösung in einer anderen Sprache.

Da Sie normalerweise als Komiker auf der Bühne stehen, muss ich folgende Frage loswerden: Ist das Buch witzig?

Weil es ein Roman ist, sagt man nicht witzig, sondern humorvoll. Das ist der Ansatz, ja. Viele Leute, die Teile des Buches schon vorab gelesen haben, haben mir die Rückmeldung gegen, dass sie gelacht haben. Außerdem wäre das Buch so elendig ernst, wenn es nicht humorvoll geschrieben wäre, weil es um große Themen der Gesellschaft geht.

Das Gute ist: Der Protagonist, also, das bin ja nicht ich, aber ich mag seinen Humor. Das klingt jetzt nach Schizophrenie, weil ich es geschrieben habe (lacht). Aber die Figur hat einen lakonischen, sehr subtilen Humor. Den wirft nichts aus der Bahn.

Bei seiner Lesetour macht Christian Schulte-Loh an zwei Tagen Stopp in Haltern.
Bei seiner Lesetour macht Christian Schulte-Loh an zwei Tagen Stopp in Haltern. © Anne Schiebener

Könnte es in Zukunft einen weiteren Roman geben?

Ja, auf jeden Fall. Ich habe zwar keine Tätowierung, aber ich glaube, der Suchtfaktor ist ähnlich wie beim Schreiben. Ich sage das jetzt so großspurig, bevor mein erster Roman überhaupt erschienen ist. Aber das ist mir egal. Wenn es nicht gut ankommt, dann will ich beweisen, dass ich es besser kann. Aber einen zweiten Teil von der Geschichte wird es nicht geben. Die Geschichte ist auserzählt.

Wie bei Ihrem ersten Buch planen Sie für den Roman auch wieder eine Lesereise. Wo machen Sie überall Stopp?

Die Buchpräsentation ist in Berlin. Es sind noch einige Veranstaltungen in Nordrhein-Westfalen geplant, unter anderem in Köln, Dortmund und Recklinghausen. Besonders wichtig sind mir aber die Lesungen in Haltern. Das war der erste Termin, der feststand. Kortenkamp ist für mich mein Zuhause, hier habe ich mir schon als Kind Bücher gekauft.

Christian Schulte-Loh wird am 23. und 24. Oktober 2023 in der Buchhandlung Kortenkamp aus seinem Roman vorlesen. Karten gibt es für 15 Euro in der Buchhandlung.

Kommt Haltern denn auch im Roman vor?

Haltern wird natürlich in der Autoren-Biografie erwähnt, logischerweise. Das war mir auch wichtig. In der ersten Version fehlte es nämlich. Da habe ich dann Druck gemacht. Und in dem Thema des Buches können sich viele Halterner wiederfinden.

Es geht um Religion. Ich selbst war zehn Jahre lang Messdiener hier in Sixtus. Ich bin zwar religiös aufgewachsen, aber die Religion spielt keine kirchliche Rolle hier, in meiner Erfahrung zumindest, sondern eher eine Gemeinderolle. Das Stadtleben hat viele kirchliche Faktoren, wie zum Beispiel Schulen und Kindergärten oder Sommerzeltlager, aber gleichzeitig sind es keine religiösen Faktoren. Das kommt hoffentlich in meinem Buch auch so rüber.

Dieses Interview erschien ursprünglich am 31. August 2023.

Der Roman erschien am 1. September 2023 im Buchhandel und kostet 17,99 Euro.

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