Sie tragen die „Musik nicht nur auf der Zunge, sondern auch im Herzen“: Die aktiven Sängerinnen und Sänger des Chors der Erlöserkirche in Haltern feiern am Sonntag, 16. Februar, ihr 50-jähriges Chorjubiläum mit der Aufführung der Missa Sacra von Robert Schumann um 17 Uhr in der Kirche.
50 Jahre sind ein Anlass für einen Rückblick auf die Geschichte des Chores und einen Ausblick in die Zukunft, der nicht ganz frei von Sorgen ist. Der Chor der Erlöserkirche wurde 1975 gegründet, erste Chorleiterin war Heide Sonnemann, die dieses Amt bis 1990 innehatte.
Im aktuellen Gemeindebrief Kontakte erinnert sie sich im Gespräch mit der heutigen Chorsprecherin Heike Eichstaedt an diese Zeit. „Im Februar 1975 zogen wir als kleine Familie aus Herten nach Haltern“, erzählt Heide Sonnemann. Ihr Mann wurde Pfarrer in Haltern. Sie selbst arbeitete als Organistin in Haltern und Lippramsdorf. „Seit dem 12. Lebensjahr habe ich immer in einem Chor gesungen, aber nie einen Chor geleitet. Der Gedanke, mal einen Chor zu leiten, kam schon bei mir auf“, berichtet sie.
Gründung 1975
Im Herbst 1975 bekam der neue Chor zunächst den Namen Singkreis der Erlöserkirche. „Es hatte auch schon vorher einen Chor in der Gemeinde gegeben, dem auch ich angehörte“, ergänzt Gisela Brandt-Sperling. „Er hatte sich aber ein Jahr vor der Neugründung aufgelöst und ich wechselte mit mehreren Mitgliedern des alten Chores in den neuen.“
„Das erste Treffen fand bei mir im Wohnzimmer statt, wir haben dort alles Wichtige für die Probenarbeit besprochen, sind dann anschließend zu mir ins Esszimmer gegangen, haben uns dort mit 25 Sängern und Sängerinnen dicht an dicht aufgestellt und den ersten Choral gesungen. Das war der Beginn einer neuen Ära in der Chorgeschichte der Erlöserkirche“, erinnert, sich Heide Sonnemann.

Drei weitere Chorleiterinnen bestimmten die kirchenmusikalische Arbeit des Chores in den Folgejahren: Dorothea Bartmann, Maike Lehmkuhl und die heutige Kantorin Sung-Jin Suh. „Das Repertoire besteht im Wesentlichen aus Kirchenmusik, aber auch weltliche Komponisten, die sich kirchlichen Themen gewidmet haben, sind vertreten“, sagt Heike Eichstaedt.
„Auch Taizé-Gesänge haben in den letzten Jahren einen breiteren Raum eingenommen“, ergänzt Nicole Böhm. „Aus dem Chor hat sich eine Gruppe gebildet, die diese Tradition pflegt und die regelmäßig Taizé-Andachten gestaltet, die regen Zulauf finden.“
Mitgliederzahl sinkt
Waren direkt beim erste Chortreffen 25 Sängerinnen und Sänger dabei, so wuchs die Mitgliederzahl auf bis zu 40 in den besten Jahren des Chores an. „Heute haben wir allerdings nur noch 18 aktive Sängerinnen und Sänger, was leider die Möglichkeiten des Repertoires auch einschränkt“, so Heike Eichstaedt. „Große Choräle und Messen, die wir früher gesungen haben, können wir nicht mehr aufführen.“

Der Chor der Erlöserkirche kooperiert deshalb mit der ehemaligen Stadtkantorei aus Datteln, die ebenfalls von Sung-Jin Suh geleitet wird. „Sie wird uns auch beim Konzert am 16. unterstützen“, sagt Heike Eichstaedt.
Aus Kostengründen sind auch Konzerte mit Orchester nicht mehr möglich. „Früher hatten wir Ensembles mit der normalen Besetzung eines klassischen Orchesters dabei, aber heute sind die Aufführungen nur noch mit Orgel- oder Klavierbegleitung möglich“, sagt Gisela Brandt-Sperling.
Auch der Chor der Erlöserkirche kämpft mit der Überalterung der Mitglieder. „Zwar haben wir auch eine 19-jährige Sängerin dabei, aber die meisten haben doch schon eine 8 am Beginn ihres Alters“, sagt Helga Aurich. „Der älteste Sänger ist bereits 92.“ Dabei, und da sind sich die vier Sängerinnen einig, verpassen alle, die nicht beim Chor mitmachen, etwas.

„Stimme hat auch mit Stimmung zu tun“, sagt Heike Eichstaedt. „Und die Stimmung bei uns ist immer sehr gut. Mir gibt das Singen die Möglichkeit, auch meine Gefühle auszudrücken und in den Gesang einfließen zu lassen. Auch wenn ich mal schlecht drauf bin, geht es mir beim und nach dem gemeinsamen Singen besser.“
Die Gemeinsamkeit in der Gruppe, die sozialen Kontakte und auch gemeinsame Freizeitaktivitäten schätzen die Sängerinnen sehr. „Ich dachte immer, ich könnte nicht singen, aber heute bin ich froh, dass sich mich getraut habe“, sagt Nicole Böhm. „Singen macht Spaß und befreit.“

Die Aktiven des Chors wünschen sich, dass sich davon auch neue Mitglieder überzeugen lassen. „Dafür machen wir Werbung, auch mit einem Flyer und durch persönliche Kontakte und denken außerdem über eine Modernisierung des Repertoires nach“, sagt Heike Eichstaedt. „Dennoch liegt die Kernaussage in der Kirchenmusik. Wer uns kennenlernen möchte, kann das unverbindlich bei einer Probe tun, die immer mittwochs von 19 bis 21 Uhr im Saal des Paul-Gerhardt-Hauses stattfinden. Weitere Informationen gibt es auch bei unserer Chorleiterin Sung-Jin Suh unter der Telefonnummer 0234 / 95063818. Notenkenntnisse sind übrigens nicht erforderlich.“
Die Aufführung der Missa Sacra von Robert Schumann im Jubiläumskonzert in der Erlöserkirche beginnt am Sonntag, 16. Februar, um 17 Uhr. Am Klavier begleitet Irina Tseytlina aus Datteln; die Gesamtleitung hat Kantorin Sung-Jin Suh.
Nach dem Konzert finden eine kleine Ausstellung „50 Jahre Chor der Erlöserkirche“ und ein Sektempfang anlässlich des 50-jährigen Jubiläums des Chores in der Kirche statt. Der Eintritt ist frei, am Ausgang wird um eine Spende gebeten.