Das wären Szenen für die versteckte Kamera: Autofahrer halten an, reißen in Windeseile Cannabis-Pflanzen aus, um dann mit ihrem erbeuteten Bündel und durchgedrücktem Gaspedal möglichst schnell unsichtbar zu werden. Das Cannabis-Feld an der Dorstener Straße in Lippramsdorf-Kusenhorst versetzt Passanten in einen Rausch. Haben die „Pflücker“ etwas Verbotenes getan?
Landwirt Jan Bromenne muss schmunzeln: „Wenn ich Drogen anbauen würde, dann bestimmt nicht auf einem Feld an der Hauptstraße und dann noch ohne Zaun.“ Es handelt sich vielmehr um Nutzhanf, den Jan Bromenne zur Verarbeitung in der Industrie angepflanzt hat. Es ist sein erster Versuch.
Die Ernte fällt aus
Über Jahrhunderte war Hanf in Deutschland eine bedeutende Kulturpflanze. Wegen der berauschenden Wirkung seiner Blüten wurde der Anbau in Deutschland zwischen 1982 und 1996 jedoch verboten. Seit 1996 dürfen ausschließlich Unternehmen der Landwirtschaft Nutzhanf (Cannabis sativa) wieder anbauen. Jedoch nur dann, wenn der Gehalt an THC (Tetrahydrocannabinol) – das ist der in den Blüten enthaltende psychoaktive Wirkstoff - unter 0,2 Prozent liegt.
Der Hanfanbau erlebt derzeit in der Landwirtschaft eine Renaissance. Das liegt unter anderem an den vielen Nutzungsmöglichkeiten und den Umweltvorteilen. Der erste Anbau war für Jan Bromenne nicht so erfolgreich wie gehofft. Die Pflanze, die eigentlich gegen Trockenheit resistent ist, hat in der Hauptwachstumszeit Mai/Juni dann doch zu wenig Regen abbekommen.
Normalerweise wird sie zwei Meter hoch und dann im Februar geerntet. Doch die Pflanzen von Jan Bromenne sind längst nicht so hoch gewachsen. Er wird den Hanf unterpflügen. Immerhin hat die Kulturpflanze eine bodenverbessernde Wirkung. Der Anbau war also nicht umsonst.
Von Speiseöl bis Textilien
Grundsätzlich kann die Pflanze fast komplett verwertet werden: Aus den Hanfsamen wird hochwertiges Speiseöl gepresst, die Fasern eignen sich ideal für die Herstellung von Seilen, Papier, Verbundwerkstoffen, Dämmstoffen oder Textilien. Und auch die Schäben - das sind die holzigen Teile des Hanfs - lassen sich sinnvoll verwerten - zum Beispiel als Tiereinstreu oder Bestandteil von Bau- und Dämmstoffen. Der Samen eignet sich dazu für Müsli, die Blüte für medizinische Zwecke.

Jan Bromenne erklärt, dass der Nutzhanfanbau durch die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) streng kontrolliert wird. Jeder Betrieb, der Nutzhanf anbaut, und sei es nur als Zwischenfrucht, muss dies anmelden und umfassend dokumentieren.
Dazu müssen Angaben zur Größe der Anbaufläche, der Lage und der verwendeten Sorte gemacht werden. Zusätzlich muss der BLE rechtzeitig der Beginn der Blüte gemeldet werden. Im Anschluss kommt ein Mitarbeitender der Bundesanstalt zu einer Probenahme auf dem Feld, um den THC-Gehalt der Pflanzen zu bestimmen.
„Das ist in der Tat viel Aufwand“, sagt Jan Bromenne. Aber er ist von der Hanfpflanze überzeugt. Sie sei keine Konkurrenz zu den hiesigen Kulturarten und eine gute Zwischenfrucht nach der Hauptkultur. Er wird es wahrscheinlich nicht beim ersten Versuch belassen. Der Markt ist noch immer eine kleine Nische. Doch die Nachfrage wächst stetig. Nur eines sei gesagt: Rauchen zwecklos!
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