In zwei Monaten wählt Deutschland einen neuen Bundestag. Zwei Stimmen können die Wahlberechtigten per Briefwahl oder am 23. Februar in ihrem Wahllokal abgeben. Mit der Zweistimme entscheiden sie über die Zusammensetzung des Bundestages, mit der Erststimme wählen sie den Direktkandidaten einer Partei in ihrem Wahlkreis.
Haltern, Marl, Herten, Datteln und Oer-Erkenschwick bilden den Wahlkreis 121 (Recklinghausen II). Alle im Bundestag vertretenen Parteien haben mittlerweile ihren Direktkandidaten benannt, zuletzt auch die Grünen. Eine realistische Chance, auf direktem Weg nach Berlin zu gehen, haben die meisten Anwärter nicht.

Das sagt eine aktuelle Prognose voraus, die diese Zeitung beim Online-Portal election.de in Auftrag gegeben hat. Inhaber Matthias Moehl (Hamburg) sieht einen klaren Sieger: Lars Ehm. Der CDU-Vorsitzende aus Oer-Erkenschwick kommt laut Moehl am 23. Februar auf 36 Prozent der Erststimmen. Im September, ein Jahr vor der ursprünglich terminierten Bundestagswahl, lag der Christdemokrat laut election.de bei 35 Prozent.
Ehm kandidiert zum zweiten Mal für den Bundestag. Das gilt auch für Brian Nickholz (SPD) aus Marl, der den traditionell „roten“ Wahlkreis vor drei Jahren gewonnen hatte. Doch nur 30 Prozent der Wählerinnen und Wähler werden ihm diesmal das Vertrauen schenken, sagt die Prognose voraus. Nickholz hatte bei der Wahl 2021, unter anderen Voraussetzungen natürlich, noch 37,4 Prozent der Erststimmen geholt.
Alle anderen Kandidaten wohl chancenlos
Dass der Kandidat einer anderen Partei den direkten Weg in den Bundestag schafft, hält nicht nur Matthias Moehl für unrealistisch. Seine Berechnung: Carsten Hempel (AfD, Oer-Erkenschwick) kommt auf 17 Prozent der Stimmen, Tom Jonas Roehl (FDP, Castrop-Rauxel) auf 3 Prozent, der frisch gekürte Kandidat der Grünen, Robin Conrad (Oer-Erkenschwick), bringt es auf 9 Prozent der Erststimmen. Sandra Bücken-Kramps (Die Linke, Oer Erkenschwick) erhält demnach das Vertrauen von lediglich 2 Prozent der Wählerinnen und Wähler. Das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) stellt in NRW keine Direktkandidaten auf.
Die Prognose für die einzelnen Bundestagswahlkreise basiert auf einem von election.de entwickelten und stetig verbesserten Projektionsverfahren, das verschiedene wahlentscheidende Faktoren wie demoskopische Trends, bisherige Ergebnisse im Wahlkreis und die nominierten Kandidatinnen und Kandidaten berücksichtigt. „Dadurch ist die Prognose in der Regel präziser als einzelne Umfragen, die lediglich Momentaufnahmen mit zufälligen Schwankungen darstellen“, sagt Michael Moehl.
Wahlsieg ist keine Garantie für ein Mandat
Nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts steht fest, dass bei der nächsten Bundestagswahl die relative Mehrheit der Erststimmen in einem Wahlkreis nicht mehr zwingend ausreicht, um ein Direktmandat zu gewinnen. Erforderlich ist zusätzlich die Zweitstimmendeckung der Partei im jeweiligen Bundesland, sodass erstmals seit 1949 einige Wahlkreise nach der Wahl ohne Direktmandat bleiben werden.
Falls Die Linke nicht nur zwei, sondern wie bereits 2021 wieder drei Mandate erobern könnte, wäre sie nach der Grundmandatsklausel von der Fünfprozenthürde ausgenommen und mit 19 Abgeordneten im Bundestag vertreten. Dann würde sich die Zahl der nicht zugeteilten Direktmandate erhöhen.