Robin Conrad möchte in den Bundestag „Schuldenbremse muss reformiert werden“

Robin Conrad von den Grünen: „Schuldenbremse muss reformiert werden“
Lesezeit

Der Deal war, dass unsere Redaktion sich mit dem Bundestagskandidaten der Grünen für den Wahlkreis 121, Robin Conrad (27), an einem Lieblingsort trifft. Nach ersten Überlegungen, man könne sich ja am Maritimo in Oer-Erkenschwick treffen und dort in den Wald gehen, fällt seine Wahl auf den Orient Grill am Berliner Platz in seiner Heimatstadt. Die Vermutung liegt nahe, dass Robin Conrad Wahlkampf und Notwendigkeiten miteinander verbinden will. Er kommt gerade aus dem Homeoffice und der Orient-Grill ist nicht reine Szenerie. Es wird erstmal gegessen.

Seit knapp 20 Jahren komme er hierher. Einen Döner bestellt der Vegetarier allerdings nicht. Stattdessen gibt es eine Salattasche mit Schafskäse. Robin Conrad arbeitet für das Umweltamt in Essen und ist viel unterwegs, wie er sagt, da er Kommunen in Klimafragen berät. Der Berliner Platz in Oer-Erkenschwick sei ein interessantes Beispiel. Zwar sei die Fläche hauptsächlich versiegelt, dadurch dass ein großer Teil mit Pflastersteinen bedeckt ist, gelange aber genug Luft und Wasser durch die Fugen unter die Versiegelung. Dazu kommen einige Grünflächen, die klimatechnisch von Vorteil seien. Trotzdem, im Optimalfall gäbe es an den Häusern um den Platz eine Fassadenbegrünung. Das sehe besser aus und sei gut fürs Klima, befindet Conrad. „Der Klimawandel ist nicht mehr aufzuhalten“, meint er. „Wir können nur Maßnahmen ergreifen, um mit ihm umzugehen.“

Robin Conrad sitzt am Tisch und hält eine Salattasche in der Hand.
Robin Conrad ist Vegetarier. Beim Orient Grill gibt es für ihn also eine Salattasche. © Mahad Theurer

Das Thema Klima hat den stolzen Besitzer eines E-Golfs auch ursprünglich zu seinem Engagement für die Grünen gebracht. Mittlerweile sitze er seit vier Jahren im Oer-Erkenschwicker Rat und ist im Vorstand des Kreisverbands. Als Kandidat des Wahlkreis 121 tritt er für die Städte Datteln, Haltern, Herten, Marl und Oer-Erkenschwick an.

Conrad ist gerne in Oer-Erkenschwick, sagt aber auch: „Der Region geht es nicht so gut.“ Haltern sei vielleicht noch etwas besser dran, die anderen Kommunen seines Wahlkreises seien stark überschuldet. „Wir brauchen eine Altschulden-Lösung. Dafür brauchen die Kommunen die Hilfe der Länder und letztlich die des Bundestags“, so Conrad. Er würde seine Stimme dafür abgeben - genauso wie für eine Reform der Schuldenbremse.

„Wir haben es mit multiplen Krisen zu tun“

„Wir haben es mit multiplen Krisen zu tun“, meint er. „Die Klimakrise und Russland, das als Aggressor auftritt, während sich die Amerikaner immer weniger um die Sicherheit Europas kümmern.“ Conrad steht hinter dem Kurs von Robert Habeck, der als Kanzlerkandidat der Grünen die Bundeswehr modernisieren will. Dafür, für Maßnahmen im Zuge der Klimakrise und um die marode deutsche Infrastruktur auf Vordermann zu bringen, brauche man Geld und dafür eine Reform der Schuldenbremse.

Darüber hinaus wünscht sich Robin Conrad, „dass wir wegkommen vom Drift nach rechts. Viele tun so, als sei Migration unser größtes Problem, während anderswo die Brücken zusammenbrechen. Wir brauchen Lösungen, keine Sündenböcke.“ Dass die Grünen so stark ins Visier der AfD und ihrer Anhängerschaft geraten seien, sei Conrads Auffassung nach nur logisch. „Politisch stehen wir für das genaue Gegenteil“, meint er. Einzig, dass man Lebensmittel günstiger machen wolle, habe man gemein. Die AfD stütze sich ansonsten auf Populismus und brauche daher ein klares Feindbild: die Grünen.

Vor der Haustür die Reifen zerstochen

Auch er selbst habe bereits mit Anfeindungen zu tun gehabt. Wahlplakate seien verschandelt worden. Teilweise mit „künstlerischen Mordphantasien“, wie er es nennt. Außerdem habe man vor seiner Haustür seine Reifen zerstochen. „Mit dem anderen komme ich klar, aber das finde ich schon unangenehm, weil es in den persönlichen Raum eingreift.“ Zum Selbstschutz habe er jetzt eine Kamera angebracht.

Sein Privatleben hat Robin Conrad für die Monate des Wahlkampfs etwas auf Eis gelegt. „Ich habe viel mit Bürgeranfragen zu tun.“ Er würde viel zu seinem Wahlprogramm befragt. Doch das sei schon in Ordnung. Die Leute, mit denen er plakatieren geht, seien quasi seine Freunde, also könne er auch hier Energie tanken.