Bundesflutmedaille für THW-Helfer aus Haltern „Es war apokalyptisch“

Hochwasser 2021: THW-Helfer aus Haltern erhalten Bundesflutmedaille
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Wenn Frank Herrmann-Sandkühler heute Bilder von der Ahrtal-Flutkatstrophe im Fernsehen sieht, muss er umschalten. 40 Tage lang war der THW-Ortsbeauftragte aus Haltern im Jahr 2021 im Einsatz, hat Autos aus Flussläufen gezogen, Brücken rekonstruiert und einsturzgefährdete Gebäude abgestützt. Für den Einsatz ist er jetzt, gemeinsam mit 14 Kollegen aus dem Ortsverband, mit der Bundesflutmedaille des Innenministeriums ausgezeichnet worden.

Es ist nicht die erste Medaille, die Frank Herrmann-Sandkühler entgegennehmen durfte: Als langjähriges THW-Mitglied war er schon in den Jahren 2002 und 2013 beim Elbe-Hochwasser im Einsatz, wurde hierfür ebenfalls ausgezeichnet.

Das, was er in der Eifel und im Ahrtal erlebt hat, sei aber noch einmal eine „Schippe drauf“ gewesen: „Es war, als hätte man ein Radiergummi genommen und einen ganzen Landstrich ausradiert“, sagt er. „Ich habe noch nie so viele Berge an Hausrat gesehen. Die waren 40 bis 50 Meter hoch.“

Wochenlanger Einsatz

Der Ortsbeauftragte erinnert sich noch genau, wie jener Einsatz begonnen hat, der ihn über Wochen in Atem halten sollte: „Wir sind in der Nacht des Unwetters alarmiert worden, dann nach Wuppertal gefahren und haben übers Wochenende Gebäude ausgepumpt.“ Das sollte aber erst der Anfang sein. In den Tagen darauf ging es mit Euskirchen, Bad Münstereifel und dem Ahrtal in Städte und Gebiete, die noch schwerer betroffen waren.

„Mit jedem weiteren Ort wurde das Schadensbild schlimmer“, sagt Herrmann-Sandkühler. „Ganze Häuser lagen in der Erft, Autos standen hochkant an Bäumen; man kann sich das eigentlich gar nicht vorstellen. Es war apokalyptisch.“ Zum Glück, sagt er, haben er und seine Kollegen keine Verunglückten bergen müssen.

THW-Helfer pumpen Gebäude aus.
Die Einsatztruppe des Technischen Hilfswerks aus Haltern hilft bei der Hochwasserbekämpfung in Wuppertal. © Janis Czymoch

Kaum Schlaf

Belastend genug seien die Tage ohnehin gewesen. „Man bekommt ja das Schicksal der Einwohner mit, die ihre gesamte Existenz verloren haben. In jedem Auto, das auf einem Hausdach lag, hat Stunden vorher noch ein Mensch gesessen.“

Das Erlebte trägt Sandkühler auch nach den Schichten mit sich. An erholsamen Schlaf ist nicht zu denken: „In den ersten acht Tagen habe ich insgesamt vielleicht zwölf Stunden geschlafen, die Einsatztage gingen teilweise 15, 16, 17 Stunden lang. Zeit für lange Ruhepausen gab es nicht.“

Wie er das Pensum trotzdem geschafft hat, erklärt Herrmann-Sandkühler so: „Zum einen steht man enorm unter Adrenalin, zum anderen ist das, was man an Dankbarkeit von den Betroffenen zurück bekommt, nicht in Worte zu fassen.“ Auch die Kameradschaft mit den Kolleginnen und Kollegen im Team sei etwas gewesen, das ihn getragen habe. „Man tauscht sich abends bei einem Bier über das Erlebte aus, das hilft.“

Jubiläum im kommenden Jahr

Nun freut sich Herrmann-Sandkühler gemeinsam mit seinen Einsatz-Kollegen über die Auszeichnung – und auf seine 25-jährige Vereinszugehörigkeit im kommenden Jahr.