Schmökern auf der Sythener Parkbank Paul Weidekamps Bücherschrank wird zum Mini-Kulturtreff

Paul Weidekamps Bücherschrank wird zum Mini-Kulturtreff
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Neben dem Edeka-Markt in Sythen steht an der Marktstraße ein gelber Schrank, etwa in der Größe einer Telefonzelle. Der Inhalt: mehr als 500 „gebrauchte“ Bücher. Dass dieser Schrank hier steht, ist einem Neu-Sythener zu verdanken: Paul Weidekamp war 2014 in den Halterner Ortsteil gezogen.

„In Berlin, wo meine Kinder leben, stieß ich schon vor Jahren auf immer mehr ehemalige Telefonzellen, die umfunktioniert worden waren“, erzählt er. „Die Leute stellten dort ihre „gelesenen“ Bücher rein und boten sie zum Tausch an. Man konnte welche rausnehmen und auch welche reinstellen, so entstand eine Büchertauschbörse.“

So was könnte man doch auch in Sythen machen, dachte sich Paul Weidekamp. In der (inzwischen leider verstorbenen) Bärbel Farwick und ihrem Mann Herrmann, die sich unter anderem wie auch Paul Weidekamp im Förderverein Schloss Sythen engagierten, fand er Mitstreiter, die seine Idee unterstützten.

Hilfe durch die Stadtwerke

„Sie stellten einen Kontakt zu den Halterner Stadtwerken her, die sich anboten, diesen Bücherschrank in der Jugendwerkstatt zu bauen“, sagt Paul Weidekamp. „Das Tolle daran ist, dass man den Bücherständer im Inneren drehen kann, dadurch lassen sich die Bücher von zwei Seiten einstellen. Und so passen mehr Bücher rein, als wenn es nur ein Regal gäbe.“

Die ersten 500 Bücher stellte Paul Weidekamp aus seinem eigenen Fundus und dem einiger Freunde zur Verfügung. Seitdem ist der Bücherschrank in Sythen ein Selbstläufer. „Die Leute nehmen Bücher mit und stellen neue rein, das funktioniert hervorragend und ich habe schon viele begeisterte Reaktionen gehört“, freut er sich.

Der Bücherschrank habe sich im Sommer sogar zu einem kleinen Kulturtreff entwickelt, erzählt Paul Weidekamp. „Die Leute holen sich in der Eisdiele gegenüber ein Eis, setzen sich dann hier auf die Bank und schmökern in einem Buch. Es macht mir echt Spaß, das zu sehen.“

Sauerkraut zwischen den Seiten

So ganz von alleine funktioniere so ein Bücherschrank allerdings nicht, sagt Paul Weidekamp. „Es ist wichtig, das zu kuratieren.“ Er ist fast täglich hier und sortiert auch aus. Keine Lexika, keine Computerbücher möchte er in dem Schrank sehen.

Paul Weidekamp hat den Bücherschrank geordnet wie eine kleine Bibliothek.
Paul Weidekamp hat den Bücherschrank geordnet wie eine kleine Bibliothek. © Jürgen Wolter

„Ich hatte schon verschimmelte Bücher drin oder Sauerkraut zwischen den Seiten, das sortiere ich aus. Da muss man schon ein Auge drauf haben“, sagt Paul Weidekamp, der viel Arbeit und Engagement in den Schrank gesteckt hat. Er hat ihn aufgebaut wie eine kleine Bibliothek, die Bücher nach Genres geordnet. Da finden sich Krimis, Liebesromane, Wohlfühlliteratur oder Esoterik.

„Sogar eine in Leder gebundene Schillerausgabe war mal darunter, die war nach wenigen Tagen weg. Etwas später habe ich dann aber gesehen, dass sie bei Ebay Kleinanzeigen angeboten wurde“, erinnert sich Paul Weidekamp.

Dass sich der Bücherschrank mal leert, darüber muss sich Weidekamp wohl keine Sorgen machen. „Und wenn mal nicht genug drin sein sollte, ich habe noch 600 Bücher in der Garage, die ich alle reinstellen könnte“, sagt er.

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