Bischof Dr. Felix Genn hat, wie es das Kirchenrecht vorsieht, Papst Franziskus um die Versetzung in den Ruhestand zu seinem 75. Geburtstag gebeten. Dieser Geburtstag ist am 6. März dieses Jahres. Somit muss für das Bistum Münster ein neuer Bischof bestellt werden. Zum ersten Mal in der Geschichte wirken Laien an der Entscheidung mit.

Das Domkapitel am St.-Paulus-Dom – das den Bischof von Münster wählt – hat beschlossen, die Beteiligung von Katholikinnen und Katholiken, die keine Priester sind, an dessen Bestellung zu stärken, soweit es die kirchenrechtlichen Bestimmungen und das Preußenkonkordat zulassen. Bei seiner Sitzung am 7. Februar in Münster hat der Diözesanrat, das oberste synodale Gremium des Bistums, deshalb 16 Personen gewählt. Darunter ist Ruth Gerdes aus Haltern-Lavesum. Sie wird mit weiteren 15 stimmberechtigten Mitgliedern und 16 Mitgliedern des Domkapitels über den künftigen Bischof beraten.
Ein wichtiger Schritt
Ruth Gerdes ist seit Jahrzehnten ehrenamtlich in Haltern und auf Bistumsebene in unterschiedlichen Gremien für die katholische Kirche tätig. Sie gehört zu den Laiinnen und Laien, die sich schon lange für Veränderungen eingesetzt haben und es auch heute noch tun. „Die Einbeziehung in die Bestellung eines Nachfolgers von Felix Genn ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung“, sagt Ruth Gerdes auf Nachfrage der Redaktion. „Laien von unten müssen beteiligt werden. Sie haben tatsächlich ein berechtigtes Anliegen, Entscheidungen in der katholischen Kirche mitzuentwickeln“, betont Ruth Gerdes.
Kirche ohne Laien sei nicht möglich. Es sei doch gewünscht, dass Christen als Getaufte Verantwortung übernehmen. Die Entscheidung, den Diözesanrat in die Bestellung eines neuen Bischofs einzubeziehen, betrachtet sie als logische Konsequenz. Ruth Gerdes ist deshalb froh über den Beschluss des Domkapitels, die Beteiligung von Laien an der Bischofswahl zu stärken.

Die Beteiligung von Laien an der Bestellung des Bischofs von Münster ist in dieser Form neu. „Wenn das Domkapitel sowie die gewählten Laiinnen und Laien zusammenkommen, soll zunächst über das notwendige Profil gesprochen werden, ehe die Beteiligten konkrete Namensvorschläge diskutieren“, heißt es seitens der bischöflichen Pressestelle. Auf Grundlage dieser Beratungen stellt das Domkapitel die Liste zusammen, die an den Apostolischen Nuntius – das ist der Botschafter des Papstes in Deutschland – geht.
Nach Beratungen in Rom kommt vom Papst eine Liste mit drei Namen zurück ans Domkapitel. Dieses wählt aus dieser Liste in geheimer Wahl den Bischof von Münster.
Ausrichtung des Bistums
Die 16 Personen, die der Diözesanrat mit der Teilnahme an den Beratungen zum künftigen Bischof beauftragt hat, kommen unter anderem aus Herten, Raesfeld, Wesel, Coesfeld, Münster und Gronau.
Ruth Gerdes gehört seit vielen Jahren dem Diözesanrat an, er ist das oberste synodale Mitwirkungsgremium des Bistums Münster. Menschen aus allen Bereichen des kirchlichen Lebens kommen hier - in der Regel viermal jährlich - zusammen, um über die zukünftige Ausrichtung des Bistums Münster zu sprechen und den Bischof zu beraten.
Ein Bischof und seine Pläne
Dr. Felix Genn ist seit 2009 Bischof von Münster. Jugendlichen verriet er kürzlich, wie er sich seinen Ruhestand vorstellt. Er wolle seine Freizeit nutzen, um zu lesen, Musik zu hören und an der frischen Luft spazieren zu gehen. „Dafür habe ich als Bischof keine Zeit.“
Weiterhin werde er den Papst bei der Ernennung von Bischöfen beraten und versuchen, Wege zu finden, wie Laien besser an der Bischofswahl beteilige werden können. Mit einer Ausnahme: Bei der Suche nach seinem Nachfolger als Bischof von Münster habe er nicht genug Abstand, sagte Genn.
Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien ursprünglich am 11. Februar 2025.