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Bio-Station zu Gift-Raupen: „Das Aufhängen von Nistkästen alleine hilft nicht“
Eichenprozessionsspinner
Ab Anfang April schlüpfen die Larven des Eichenprozessionsspinners. Dann wird sich zeigen, ob die Nistkästen, die Stadt und Kreis aufgehängt haben, wirken. Doch die allein reichen nicht.
Haltern hatte im vergangenen Jahr mit so vielen Eichenprozessionsspinnern (EPS) zu tun wie wohl nie zuvor. Doch mit Kästen für Vogelarten, die die Raupen fressen, ist es allein wohl nicht getan. „Das Aufhängen von Nistkästen alleine hilft nicht“, sagt Niels Ribbrock von der Biologischen Station des Kreises Recklinghausen in Lembeck. Es braucht auch genügend Futter.
Davon hänge ab, wo sich etwa die Blau- und Kohlmeisen ihren Brutplatz aussuchen, sagt Ribbrock. Gibt es genügend Futter, ist eine Ansiedlung wahrscheinlicher. „Meisen sind anders als Haussperlinge nicht als Koloniebrüter oder gesellige Nachbarn bekannt. Ihr Revierverhalten sorgt immer für einen gewissen Abstand der Brutplätze.“
Meisen könnten auf Raupen mit Brennhaaren verzichten
Je nach Temperatur schlüpfen die Larven des EPS zwischen Anfang April und Anfang Mai, heißt es auf der Seite des Naturschutzbundes (Nabu). In den ersten paar Wochen haben die Larven noch keine Haare. Das, sagt Niels Ribbrock, ist die ideale Zeit, in der sich die Vogelarten an den Raupen bedienen können. Danach, wenn die Larven ab etwa Mitte Juni ihre mit Eiweißgift gefüllten Brennhärchen ausbilden, könnte es passieren, dass die Vögel auf die Larven verzichten.

Niels Ribbrock von der Biologischen Station des Kreises in Lembeck © Archivfoto Jürgen Wolter
„Die Meisenarten brauchen daher auch andere Futterquellen, um erfolgreich brüten zu können. Gerade zu Beginn der Brutzeit im Rahmen der ersten Brut sind die EPS-Larven noch nicht geschlüpft“, so Ribbrock - auch im Winter. „Strukturreiche Grünanlagen und Gärten mit Obstbäumen und heimischen Strauch- und Baumarten können da helfen.“ Und: „Meisen brauchen zur Fütterungszeit relativ kurze Weg, unter 50 Metern, zu sicheren Nahrungsquellen, um höhere Bruterfolge zu erreichen.“
Ribbrock empfiehlt, beim Anbringen der Kästen folgendes zu beachten:
- Standort sollte nicht durch EPS-Produkte oder Insektizide behandelt werden
- Anbringungshöhe: mehr als vier Meter
- Anbringung an intensiv besuchten Standorten vermeiden
- Ausrichtung wegen Regenrisikos nicht nach Südwesten
- Aufhängung im Halbschatten, um Überhitzung zu verhindern
- Kästen sollten einen Abstand von mindestens 8 bis 10 Metern zueinander haben. „Die Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Nutzung der Kästen sinkt sonst stark. Das betrifft gerade Standorte mit schlechterem Nahrungsangebot“, so Ribbrock.
- Bei mehreren Kästen ist eine Variation sinnvoll, um Blau- (Durchmesser: 26-28mm) und Kohlmeisen (32-34mm) gleichermaßen zu fördern
- Eine regelmäßige Pflege der Kästen im Herbst erhöht die Chancen einer langfristigen Nutzbarkeit für die Meisen
Obwohl die Brutzahlen der Meisen vielversprechend sind, sei es eher unwahrscheinlich, eine Population innerhalb einer Saison an einem Standort anzusiedeln, so Ribbrock.
Gebürtige Münsterländerin, seit April 2018 Redakteurin bei den Ruhr Nachrichten, von 2016 bis 2018 Volontärin bei Lensing Media. Studierte Sprachwissenschaften, Politik und Journalistik an der TU Dortmund und Entwicklungspolitik an der Philipps-Universität Marburg. Zuletzt arbeitete sie beim Online-Magazin Digital Development Debates.
