Eine Baumschutzsatzung in Haltern würde auch für Bäume auf privaten Grundstücken gelten.

© Silvia Wiethoff

Baumschutzsatzung - Schreckgespenst oder wichtiges Instrument?

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Eine Baumschutzsatzung ist in Haltern schon oft diskutiert worden. Für die einen ist sie ein Schreckgespenst, für die anderen ein gutes Instrument, um Bäume zu retten.

Haltern

, 06.07.2021, 05:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Wer sich mit der Bedeutung von Bäumen in der Stadt und ihrer positiven Wirkung auf das Klima und unsere Lebensqualität beschäftigt, kommt am Thema Baumschutzsatzung nicht vorbei. Der Leiter des Arbeitskreises Stadtbäume der Deutschen Gartenamtsleiterkonferenz, Dr. Joachim Bauer aus Köln, machte bei einem Besuch in Haltern deutlich, dass er ein Befürworter einer solchen Satzung ist.

„Es ist eine politische Entscheidung“, sagte der Fachmann bei einem Vortrag über urbane Bäume im Klima-, Umwelt- und Mobilitätsausschuss. Haltern gehört laut einer Übersicht der Kreisverwaltung Recklinghausen mit Herten und Dorsten zu den Städten des Kreises, die über keine Baumsatzung verfügen.

Die Meinung über Baumschutzsatzungen ist geteilt

Für viele ist sie ein Schreckgespenst, das den Bürger bei der Gestaltung seines privaten Umfelds einengt. Hier wird oft der Begriff „Bevormundung“ bei einer Ablehnung verwendet. Es werden nämlich Bäume ab einem festgelegten Stammumfang , meistens ab 60 oder 80 Zentimetern, und bestimmter Höhe unter besonderen Schutz gestellt.

Wer sich einen Waldbaum in den Garten gepflanzt hat und nach einigen Jahren bemerkt, dass es in seiner Wohnung dunkel wird, darf diesen nicht ohne Weiteres fällen. Ärger um die Entscheidungshoheit scheint also vorprogrammiert, wenn eine Baumschutzsatzung eingeführt und ernst genommen wird.

Joachim Bauer betonte allerdings, dass man eine solche Satzung nicht als „Geißelinstrument“ sehen muss. Damit dies gelingen kann, sei auf den Dialog mit den Bürgern zu setzen und für Akzeptanz zu werben. „Ich muss die Bürger mitnehmen“, sagte der Experte. Im Kern gehe darum, Bäume als Lebewesen zu betrachten und entsprechend mit ihnen umzugehen.

Die Stadt Recklinghausen geht hier bereits mit einem besonderen Modell voran. Sie leistet sich eine Baumkoordinatorin, die den Blick aufs Ganze hat . „Der Unterschied zu vorher ist, dass mit der Baumkoordinatorin eine zentrale Stelle geschaffen wird, bei der alle Fäden rund um das Thema Baum zusammenlaufen“, erklärt die Recklinghäuser Verwaltung.

Bei der Baumkoordinatorin läuft alles zusammen

Schließlich hätten gleich mehrere Abteilungen mit Bäumen zu tun, seien es die Kommunalen Servicebetriebe Recklinghausen (KSR) mit ihren klassischen Baumaufgaben wie Unterhaltung des städtischen Baumbestandes, Baumkontrolle und Baumpflege sowie Nachpflanzung, seien es der Straßenbau, die Bauordnung, die Stadtplanung oder die Gebäudewirtschaft.

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In der Praxis wird die Baumkoordinatorin von Projekten und Baumaßnahmen wie Schulhofumgestaltungen, Straßensanierungen oder Arbeiten an den Versorgungsleitungen, von denen Bäume betroffen sind, in Kenntnis gesetzt. Diese überprüft, fokussiert auf den Baum, die Planung, und kann bei Bedarf Änderungen fordern, wenn zum Beispiel mehrere Baumfällungen vorgesehen wären.