Franz-Josef Hauke zur Arbeit am Nesberg Wände reißen, Fenster klemmen, „das ist Schlamperei“

Franz-Josef Hauke: Wände reißen, Fenster klemmen, „das ist Schlamperei“
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Die Bauarbeiten im neuen Baugebiet Nesberg an der Sundernstraße haben mit der Erschließung der rund 66.000 Quadratmeter großen Fläche begonnen. Anwohner der Sundernstraße und der benachbarten Dahlienstraße haben sich öffentlich beschwert über die Belästigungen durch Verkehr und Lärm und fühlen sich von der Flächenentwicklungsgesellschaft (FEG), einem Tochterunternehmen der Stadtwerke, nicht genügend informiert.

Franz-Josef Hauke (65) erhebt weitere schwere Vorwürfe: Seitdem die Kanalbauarbeiten laufen, haben Erschütterungen Stauchungen und Risse in seiner gemieteten Wohnung an der Sundernstraße gegenüber der Baustelle verursacht.

Franz-Josef Hauke hat keine Probleme damit, dass gegenüber 80 neue Baugrundstücke geschaffen werden. „Aber die Firma arbeitet schlampig und macht durch die Erschütterung neue Häuser zu alten“, ärgert er sich. Der 65-Jährige weiß, wovon er spricht. 40 Jahre war er im Baugeschäft tätig, zuletzt hatte der Bauingenieur zwölf Jahre eine Firma für Kanalbau in Essen.

Das Verdichten des Bodens erzeuge so starke Vibrationen, dass Wände reißen und sich stauchen, Fenster und Türen klemmen. „Die meisten Vibrationen kommen aus dem Heizungskeller mit der 126 Meter tief gebohrten Erdwärmepumpe und ziehen bis nach oben in den Dachstuhl“, sagt er, während tatsächlich gerade der Wohnzimmerboden vibriert und die Gläser im Schrank klirren.

Der 65-Jährige hat sich bei der FEG gemeldet, seitdem steht ein Messgerät in der Wohnung. „Innerhalb von wenigen Tagen sind die Schäden entstanden“, sagt er. Er führt ein Bautagebuch, dokumentiert jeden Tag und hat veranlasst, dass ein Gutachter sich den Schaden ansieht.

„Mehr Disziplin und eine konsequente Umsetzung gegenüber der Bauausführung könnte die Lage entspannen“, sagt Franz-Josef Hauke. „Heute wird keine Baustelle mehr in dieser Form ohne Schutz der Anwohner ausgeführt“, sagt er aus Erfahrung. Hauke hat unter anderem in großen Städten wie Düsseldorf, Heidelberg oder Bonn gearbeitet.

Walze im Baugebiet
Derzeit wird das Baugebiet Nesberg erschlossen. Das unsachgemäße Verdichten des Bodens unter anderem mit der Walze verursacht Schäden durch starke Vibrationen, sagt Anwohner Franz-Josef Hauke. Dass unnötig viel Staub aufgewirbelt wird und nur wenige Bäume geschützt wurden, sind für den Neubürger weitere ärgerliche Begleiterscheinungen. © Elisabeth Schrief

Thomas Liedtke, Stadtwerke- und FEG-Sprecher, erklärte, man könne nachvollziehen, dass sich Anwohner durch die Ausführung der Arbeiten in einer sonst sehr ruhigen Wohnlage gestört fühlten. Das lasse sich aber bei der Ausführung der Arbeiten, insbesondere der Tiefbauarbeiten, nur bedingt vermeiden.

„Die durch die ausführende Firma eingesetzten Geräte halten die an Baumaschinen gestellten Anforderungen zur Lärmemission grundsätzlich ein“, betonte er. Die FEG, der Projektleiter und die an der Erschließung beteiligten Firmen würden weiterhin alles tun, um die Beeinträchtigungen der Nachbarn so gering wie möglich zu halten.

Gestauchte Wand
Stauchungen (Foto) und Risse sind in allen Zimmern zu sehen. Das Ehepaar Hauke und sein Vermieter erwarten eine Schadensregulierung. © Elisabeth Schrief

Seit der ersten Woche der Baumaßnahme sind nach Auskunft der FEG Erschütterungsmessstellen an verschiedenen Punkten entlang der Sundernstraße eingerichtet worden - und zwar in Höhe der Hausnummern 52 (ab 12.5.), 14 (ab 5.6.) und 73 (ab 12.6.). Mit der Überwachung wurde ein Sachverständigenbüro aus Borken beauftragt.

„Die Erschütterungen werden an den Messstellen kontinuierlich aufgezeichnet und archiviert“, erklärte Thomas Liedtke. Diese Messstellen seien mit Alarmfunktionen ausgestattet, die bei Überschreitung von Schwellenwerten die örtliche Bauleitung und den zuständigen Polier auf der Baustelle umgehend automatisch informierten.

FEG: „Renommierte Firma“

Während der schon mehr als einen Monat dauernden Messungen wurden die Anhalts-/Richtwerte der DIN, ab denen eine schädliche Beeinflussung von Gebäuden nicht ausgeschlossen werden kann, nicht annähernd erreicht, so die FEG. Das gelte auch für die Werte, die in Bezug auf die Einwirkungen auf Menschen in Gebäuden maßgebend seien.

Die Arbeiten würden, so die FEG, nach allgemein anerkannten Standards von einer renommierten Firma mit langjähriger Erfahrung auf diesem Gebiet durchgeführt. Das Verdichtungsverfahren und die verwendeten Geräte seien bei derartigen Hausanschlussmaßnahmen weit verbreitet und durchaus üblich.

Messgerät im Wohnzimmer
Die FEG hat Messgeräte aufstellen lassen, die Daten werden direkt an ein Gutachterbüro in Borken weitergeleitet. © Elisabeth Schrief

Eine Gefährdung der Gebäudestruktur und Beschädigungen an den Gebäuden durch die Erschütterungen schließt die FEG im Gegensatz zu Franz-Josef Hauke aus. Die eingerichteten Messstellen zeigten keine Erschütterungen im kritischen Bereich, deshalb habe man auf ein Beweissicherungsverfahren verzichten können.

Kritisch sieht Hauke auch die Arbeitszeiten über 18.30 Uhr hinaus. „Die Arbeitszeiten sind absolut üblich, erlaubt wäre sogar bis 20 Uhr“, sagt Thomas Liedtke.

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