
© Eva-Maria Spiller
Mit Fotostrecke: Halterns erster Barbershop: „Wer hier rausgeht, der soll als Freund gehen“
The Barbershop Haltern
Schwere Sessel, scharfe Klingen, ein Hauch von Amerika: Mit seinem neuen Barbershop an der Rochfordstraße in Haltern hat Abdallah El Abdallah einen regelrechten Männerclub geschaffen.
Ein roter langer Teppich führt in den Laden von Abdallah El Abdallah an der Rochfordstraße. „Men only“ steht an der Eingangstür, hinter der der Besucher um gut 60 Jahre zurückversetzt wird. Schwarz-weiß gekachelter Boden. An der Fensterfront stehen schwere, schwarze Ledersessel, in denen der Kunde wartet, bis einer der vier Barbiere ihn auf den Stuhl bittet. In der Luft hängt ein Hauch von Zigarre. In Hintergrund drehen sich zu Rockabilly-Songs die klassischen blau-rot-weißen Leuchtsäulen an den Wänden.
Vor rund drei Wochen hat der 28-jährige Abdallah den ersten Barbershop Halterns eröffnet. Wer hier nach dem klassischen Friseur sucht, der sucht hier vergebens. „Endlich mal ein Herrensalon“ - das sei etwas, das Kunden im Gespräch mit ihm immer wieder sagten, verrät Abdallah.
Abdallah: „Wer einmal bei uns ist, der hat verloren“
„Wer einmal bei uns ist, der hat verloren“, sagt Abdallah und lacht. „Wir leben das.“ Vom klassischen Herrenhaarschnitt über die Rasur bis hin zur Haarentfernung bietet der Barbershop alles an. Sogar das Konterfei von Donald Trump habe ein Barbier einem Kunden vor ein paar Tagen in die Haare geschnitten. Aber was noch viel wichtiger sei, findet Abdallah: Der Shop ist ein Rückzugsort für Männer. So unterhalte sich der Barbier vom ersten Stuhl schon mal quer durch den Laden mit einem Kunden, der in einem der Sessel wartet - Termine werden hier nicht vergeben. Und alle redeten mit, sagt Abdallah. Wie bei einem Nachmittag mit Kumpels. „Manchmal das reinste Chaos, aber einfach nur cool.“
Der gelernte Friseur hat in seinem Laden in Haltern nichts dem Zufall überlassen, um einen nostalgischen Barbershop aus dem ehemaligen Friseursalon „No Limits“ an der Rochfordstraße zu machen. Sechs Monate hat es gedauert, bis das gesamte Inventar zusammengesucht war. Bei jedem Teil muss der Marler ein wenig überlegen.
Die sechs schweren Chesterfield-Sessel kommen aus Berlin und Chemnitz. Die Theke von 1944, die eigentlich mal eine Bar war, hat Abdallah aus Rosbach von der Höhe in Hessen abgeholt. Die vier Barbierstühle wurden in Irland angefertigt. Die Kasse, die komme irgendwo aus der Nähe von München. Drei Monate hat dann letztendlich der Umbau des Ladens in Haltern gedauert. „Wir haben hier kernsaniert“, sagt Abdallah.
Der Halterner Barbershop ist eine Zweigstelle des Barbershops in Marl, der dort 2017 eröffnet wurde. Die Idee, etwas Neues anbieten zu wollen, geht für Abdallah allerdings schon bis ins Jahr 2011 zurück. Damals habe es noch nicht so viele Barbershops gegeben. „Wir wollten etwas, was man noch nicht kennt.“
„Wenn er hier rausgeht, dann soll er als Freund gehen“
Zu den Stammkunden in Marl gehörten auch viele Halterner, sagt Abdallah. Das ist einer der Gründe, warum er und sein Team in Marl sich vor eineinhalb Jahren mit den Planungen für den zweiten Standort in Haltern entschieden haben. „Aber wir wollen auch, dass neue Kunden kommen“, sagt Abdallah. „Die sollen einfach reinkommen, sich hinsetzen und wohlfühlen.“ Von 4 bis 65 Jahren sei bei seinen Kunden alles dabei. Und das sei auch so gewollt. „Wenn er hier rausgeht, dann soll er als Freund gehen.“
„Wir sind mehr als nur zufrieden“, sagt Abdallah über den Start des Ladens in Haltern. „Aber uns fehlt noch das ältere Publikum.“ In den Medien habe man immer wieder von kriminellen Machenschaften in Barbershops gehört. „Davon distanzieren wir uns“, sagt Abdallah. Der Laden in Marl laufe schon seit drei Jahren. Barbershops, in denen krumme Geschäfte gedreht würden, die seien meist schon nach ein paar Monaten wieder geschlossen.
Gebürtige Münsterländerin, seit April 2018 Redakteurin bei den Ruhr Nachrichten, von 2016 bis 2018 Volontärin bei Lensing Media. Studierte Sprachwissenschaften, Politik und Journalistik an der TU Dortmund und Entwicklungspolitik an der Philipps-Universität Marburg. Zuletzt arbeitete sie beim Online-Magazin Digital Development Debates.
