
© Foto: Jürgen Wolter
Banküberfall in Flaesheim: Innenministerium blockiert Aussage von Vertrauensperson
Bankmitarbeiter möglicherweise involviert
Das Verfahren um den Banküberfall in Flaesheim Anfang 2017 hängt. Das Innenministerium will die Aussage eines Zeugen zu dem möglicherweise vorgetäuschten Überfall verhindern.
Vor über zwei Jahren ist die Volksbankfiliale in Flaesheim ausgeraubt worden. Die Staatsanwaltschaft Essen hatte ein Jahr später Anklage erhoben - gegen einen damaligen Mitarbeiter der Bank, einen seiner Bekannten und eine dritte Person.
Noch immer wartet das Verfahren darauf, vor dem Landgericht Essen zugelassen zu werden. Der Grund: Das Innenministerium will die Aussage eines Zeugen, einer sogenannte Vertrauensperson, verhindern. Deshalb hat das Innenministerium eine Sperrerklärung verhängt.
„So eine Sperrerklärung ist zum Beispiel bei V-Männern oder verdeckten Ermittlern notwendig“, teilt Dr. Thomas Kliegel, stellvertretender Pressesprecher am Landgericht Essen, auf Nachfrage mit.
Ein Angeklagter legte Beschwerde gegen die Sperrerklärung ein - bisher ohne Erfolg
In einem Eilverfahren habe einer der drei Angeklagten versucht, die Sperrerklärung anzufechten, damit das Gericht den Zeugen zum Banküberfall vernehmen kann. Am Verwaltungsgericht Düsseldorf wurde das Eilverfahren jedoch Mitte April abgelehnt. Nach der Beschwerde des Angeklagten gegen den Beschluss liegt der Fall nun beim Oberverwaltungsgericht (OVG) in Münster.
Der Zeuge habe laut Kliegel zuvor im Ermittlungsverfahren Aussagen zu dem Überfall gemacht. Ob diese Person durch Zufall vor Ort war oder dort bewusst eingesetzt worden war, dazu konnte das Verwaltungsgericht in Düsseldorf keine Angaben machen.
Sollte der Angeklagte mit der Beschwerde gegen die Sperrerklärung vor dem OVG scheitern, müsste das Verfahren um den Banküberfall ohne den Zeugen starten. Sofern das Landgericht Essen die Anklage der Staatsanwaltschaft Essen zulässt.
Ehemaliger Bankmitarbeiter und zwei weitere sind angeklagt
Der ehemalige Mitarbeiter der Bank, sein 52-jähriger Bekannter aus Haltern und ein von dem Bekannten organisierter Dritter, 57 Jahre alt aus Oberhausen, sind angeklagt, den Banküberfall zusammen geplant und vorgetäuscht zu haben.
Laut Landgericht Essen handelt es sich bei dem Oberhausener um den mutmaßlichen Räuber. Dem soll der ehemalige Bankmitarbeiter das Geld übergeben haben. Der Bekannte aus Haltern habe dem Oberhausener draußen vor der Tür ein Fahrrad für die Flucht bereitgestellt, mit dem er geflüchtet sein soll.
Dem Landgericht Essen zufolge bestreitet der ehemalige Bankmitarbeiter die Anklage. Er sagt, es habe sich um einen echten Überfall gehandelt. „Sie berufen sich meines Wissens auf die Angaben des Hauptverdächtigen, der sich durch die Beschuldigung meiner Person eine juristisch günstigere Position erhofft“, hatte uns der beschuldigte Bankmitarbeiter vor einem Jahr auf Anfrage mitgeteilt. Sein Bekannter hingegen habe die Anklage bestätigt.
Räuber habe im Vorraum auf den Bankmitarbeiter gewartet
Dem Mitarbeiter der Flaesheimer Bank droht ein Verfahren wegen Untreue in einem besonders schweren Fall. Das Strafmaß könnte im Falle einer Verurteilung zwischen 6 Monaten und 10 Jahren Haft liegen. Die zwei Bekannten des Bankmitarbeiters klagte die Staatsanwaltschaft wegen Beihilfe zur Untreue an.
Nach dem Überfall hatte der Bankmitarbeiter der Polizei gesagt, dass er morgens beim Aufschließen der Filiale von einem Unbekannten überfallen worden sei, der bereits im Vorraum auf ihn gewartet habe. „Unter Androhung von Gewalt erzwang er den Zutritt zum Kassenbereich“, sagte die Polizei damals. Der vermeintliche Räuber habe daraufhin eine schwarze Ledertasche mit Geld vollgestopft und sei geflüchtet.
Laut Landgericht Essen hatten die drei Angeklagten das Geld danach unter sich aufgeteilt. Wie hoch die erbeutete Summe damals war, dazu machte die Staatsanwaltschaft Essen vor einem Jahr keine weiteren Angaben – „aus Gründen der allgemeinen Sicherheit der Bank“. Nur so viel: „Etwa die Hälfte davon konnte aber sichergestellt werden“, sagt Oberstaatsanwältin Anette Milk.
Gebürtige Münsterländerin, seit April 2018 Redakteurin bei den Ruhr Nachrichten, von 2016 bis 2018 Volontärin bei Lensing Media. Studierte Sprachwissenschaften, Politik und Journalistik an der TU Dortmund und Entwicklungspolitik an der Philipps-Universität Marburg. Zuletzt arbeitete sie beim Online-Magazin Digital Development Debates.
