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Ausstellung ehrt einen Kunstmaler und Heimatkünstler aus Haltern
Clemens Wolter (1875-1955)
Eine neue Ausstellung ehrt einen Maler, der in Lippramsdorf zur Welt kam und dessen Bilder hier noch in manchem Wohnzimmer hängen: Clemens Wolter war ein exakter Beobachter und Naturkenner.
Seit dem 17. September erfährt der Maler Clemens Wolter durch eine als Retrospektive gestaltete Ausstellung in Recklinghausen eine späte Ehrung. Hier hat er über 60 Jahre als Kunst- und Bühnenmaler gewirkt, ist aber nach seinem Tod 1955 in Vergessenheit geraten.
Durch einen Aufruf in der örtlichen Presse nach noch vorhandenen Exemplaren der Wolterschen Kunst kamen erstaunlicher Weise über 200 Exemplare zusammen. Der Historiker Dr. Werner Koppe und die Kunsthistorikerin Dr. Angelika Böttcher vom Institut für Stadtgeschichte in Recklinghausen gestalteten daraus eine sehenswerte Ausstellung, die einen Querschnitt der Wolter Arbeiten zeigt. Hinzu kommen ein aufwendig gestalteter umfangreicher Katalog, der die bislang fast unbekannte Biografie Clemens Wolters darstellt und ein ebensolches Begleitprogramm. Aber was hat das alles mit Haltern zu tun?

Der Maler Clemens Wolter erfährt erst jetzt die Würdigung, die ihm gerecht wird. Zu Lebzeiten war dem gebürtigen Lippramsdorfer keine Ausstellung vergönnt. © Pivat
Die Frage ist schnell beantwortet: Anton Clemens Josef Wolter ist nämlich im Lipp-ramsdorfer Ortsteil Freiheit geboren und aufgewachsen. Noch heute ist er daher vielen älteren Einwohnern in Erinnerung oder persönlich bekannt. In einigen Häusern hängen noch seine Werke, die historische Lippramsdorfer Motive zeigen und dadurch für die Geschichte von hoher Bedeutung sind. Die längste Zeit seines Lebens verbrachte der Maler allerdings in der Stadt Recklinghausen.
Der Vater war Bahnwärter, die Mutter eine Hebamme
Clemens Wolter kam am 12. März 1875 als drittes Kind von Johann Heinrich Wolter und Josephine Gelbfuss, einer Hebamme aus Dorsten, zur Welt. Der kleine Kotten der Familie, südlich des Hofes Altrogge, warf offenbar nicht so viel ab, sodass der Vater 1874 als Bahnwärter bei der Köln-Mindener-Eisenbahn arbeitete und in unmittelbarer Nachbarschaft eine Wärterbude an der Strecke Hamburg-Venlo betrieb. Sechs weitere Kinder vergrößerten die Familie in der Folgezeit, von denen drei nicht einmal das 6. Lebensjahr erreichten, was in dieser Zeit nicht ungewöhnlich war.

Clemens Wolter gestaltete die Wände im Flaesheimer Jägerhof. © Privat
Da Clemens bereits als Kind künstlerische Neigungen entwickelte, schickte ihn sein Vater nach der Schule in eine Lehre als Maler und Anstreicher nach Recklinghausen. Sein Glück war, dass der Lehrmeister Felix Schröder ein anerkannter Restaurator und Maler war, bei dem der „Auszubildende“ die Grundlagen eines Kunstmalers erlernte. Seine anschließende Wanderschaft durch Deutschland führte Clemens auch in die Kunstmetropole München, wo er zeitweise ein nicht nachweisbares Kunststudium absolviert haben soll.
Mit Amalie Weinert ließ sich der Künstler in Recklinghausen nieder
Schließlich gelangte er auch nach Thüringen, wo er 1905 in Erfurt die Ehe mit Amalie Weinert, der Tochter eines Messerschmiedemeisters, schloss. Das Paar ließ sich schließlich in Recklinghausen nieder und lebte bis 1945 im Recklinghäuser Nordviertel. Nach einem Bombenangriff im März 1945 bezogen sie eine Wohnung neben der Recklinghäuser Altstadtschmiede.

Clemens Wolter malte viele Landschaftsbilder wie dieses, auch in der Westruper Heide und in der Haard war er auf Motivsuche. © Privat
Der junge Maler wurde in der Stadt bekannt, bekam Aufträge von Bürgern und Firmen, malte zwischen 1920 und 1940 auch sehr erfolgreich Bühnenbilder für die beliebte Plattdeutsche Volksbühne.
Clemens Wolter gestaltete den Jägerhof in Flaesheim
Wolter durchstreifte auf Motivsuche nicht nur seinen Wohnort Recklinghausen, sondern ebenso die weitläufige Haard und den Lipperaum um Haltern. Auf diese Weise kam er auch immer wieder nach Lippramsdorf, wo noch Familie und Verwandtschaft lebten, malte Ansichten von Dorf und Windmühle, den Dorfkern mit der Lambertuskirche oder die Burg Ostendorf. In zahlreichen Gemälden verewigte er auch die zu Beginn des 20. Jahrhunderts noch reichlich vorhandenen Heidegebiete mit unterschiedlichen Staffierungen: Kiepenträger, Wanderer, Schäfer mit Schafherden oder den bekannten Typus des Spökenkiekers, was ihm den „Titel“ eines Heidemalers einbrachte.
Wie in Recklinghausen das Gasthaus „Zur Post“, so gestaltete er 1930 in Flaesheim den Jägerhof. Die Motive wurden später von einem anderen Künstler verändert.
Obwohl Clemens Wolter ein vielseitiger, beachtenswerter und eifriger Kunstmaler war, der etliche hundert Werke schuf, konnte er sich wegen seines konservativen Malstils und der Motivik, die Altes überliefern und damit für die Nachwelt retten wollte, zu Unrecht keinen überregionalen Bekanntheitsgrad erreichen. Auch war ihm zu Lebzeiten und später nie eine Ausstellung vergönnt.