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Ausschuss entscheidet sich gegen Metzelders Kita-Pläne am TuS-Platz
1511 Betreuungsplätze
Die Träume sind geplatzt: Weil ein neuer Kindergarten an der TuS-Sportanlage am Lippspieker finanziell nicht darstellbar sei, baut die Stadt stattdessen die Martin-Luther-Schule um.
Aktuell schafft es die Stadt, durch Übergangslösungen den Bedarf an Kindergarten-Plätzen einigermaßen zu decken. Ihr ist aber klar, dass in naher Zukunft eine weitere neue Einrichtung erforderlich sein wird. Diese soll zum 1. August 2020 geplant und umgesetzt werden. Im nichtöffentlichen Teil der Sitzung Generationen und Soziales stimmten die Ausschuss-Mitglieder am 14. März einstimmig dafür, die ehemalige Martin-Luther-Grundschule zu einem Drei-Gruppen-Kindergarten umzufunktionieren. Träger soll möglicherweise das Deutsche Rote Kreuz werden - wie auch schon in Kindergärten in Sythen und Lippramsdorf. Die Alternative, den TuS beim Kindergarten-Bau am TuS-Platz zu unterstützen, wurde damit verworfen. Die Stadt hätte sich mit zuviel Geld einbringen müssen und damit die bewährten Träger der jetzigen Einrichtungen benachteiligt.
Flexibel und spontan
Christoph Metzelder war im Februar 2018 mit interessanten Plänen an die Öffentlichkeit gegangen. Er wollte nicht nur ein großes Stadion für seinen TuS bauen, sondern auch einen Kindergarten integrieren. Einen Kindergarten mit ganz flexiblen und spontanen Öffnungszeiten sowie freien und von Unternehmen gebuchten Plätzen. Dazu wollte der Ex-Profifußballer und TuS-Vorsitzende das private Unternehmen „Kinderhaus Rasselbande“ mit ins Boot holen. Doch alle Werbung half nichts, das Interesse war zu gering, das Finanzierungsmodell stand auf wackeligen Füßen.
Die Stadt hatte lange auf diese Entlastung gehofft, jetzt wählte die Politik eine naheliegende Lösung in stadteigener Immobilie, um weitere Kita-Plätze in Haltern zu schaffen. „Das ist allerdings keine Entscheidung gegen den Träger Rasselbande und dessen Konzept. Auch die Fortführung des Stadionprojektes des TuS Haltern wird damit nicht in Frage gestellt“, ließ die Stadt am Morgen nach der Sitzung offiziell verlauten. Sie werde das Projekt des TuS weiterhin positiv begleiten und im Rahmen ihrer Möglichkeiten unterstützen.
„Kita ist vom Tisch“
Christoph Metzelder reagierte enttäuscht. „Eine öffentlich mitfinanzierte Kita mit öffentlichen Kindergartenplätzen am Standort Stauseekampfbahn ist damit vom Tisch. Wir müssen uns nun aber auch im Klaren darüber sein, dass es kein integriertes Bewegungs-, Begegnungs- und Sportzentrum mit einer möglichen öffentlichen Förderung als Pilotprojekt aus Mitteln des Sportstättenprogramms des Landes geben wird“, nahm er gegenüber der Halterner Zeitung Stellung.
Ausschuss-Vorsitzende Beate Pliete (SPD) betonte, die Politik habe sich die Entscheidung nicht leicht gemacht. Gerade der Ausschuss Generationen und Soziales habe sich in den vergangenen Monaten sehr ausführlich mit dem Vorhaben beschäftigt. Die Entscheidung sei nach einem sehr intensiven Abwägungsprozess in allen Fraktionen gefallen. Dabei seien zum Beispiel Kosten- und Standortfragen erläutert worden.
Zwei unabhängige Projekte
„Als Ausschussvorsitzende war mir wichtig, Angelika Kirstein als Geschäftsführerin der gemeinnützigen Kinderhaus Rasselbande und Christoph Metzelder im Februar noch einmal die Möglichkeit zu geben, das Projekt am TuS-Platz darzustellen, insbesondere vor dem Hintergrund, dass die jetzige Variante nichts mehr mit dem ursprünglichen sehr ambitionierten und interessanten Stadionprojekt zu tun hat“, sagte Beate Pliete gegenüber der Halterner Zeitung. In der Februar-Sitzung sei auf Nachfrage des Ausschusses auch vonseiten Christoph Metzelders bestätigt worden, dass es sich nunmehr um zwei unabhängige Projekte handele. Alle politischen Vertreter seien sich Donnerstagabend einig gewesen, dass die Gleichbehandlung aller Träger in der Stadt oberstes Prinzip bleiben müsse. Das entspreche dem Grundsatzbeschluss des Ausschusses aus 2018.
Beate Pliete: „Der Ausschuss drückte seine Zuversicht aus, dass die neue Einrichtung in der Martin-Luther-Schule zum 1. August 2020 an den Start gehen wird, um die dringend benötigen Kita-Plätze den Familien anbieten zu können.“
Zum kommenden Kindergarten-Jahr kann das Jugendamt in Verbindung mit den Trägern 1511 Betreuungsplätze zur Verfügung stellen - 1072 für Kinder über drei Jahren und 439 für Kinder unter drei Jahren. „Uns ist gelungen, eine deutliche Unterdeckung zu einem großen Teil zu schließen“, sagte Jugendamtsleiter Gisbert Drees im Ausschuss Generationen und Soziales. Doch noch immer fehlen Plätze: 190 im U-3-Bereich, zwölf im Ü-3-Bereich.
Modul an der Conzeallee
Gisbert Drees erklärte, wie die Stadt die Situation für Kinder über drei Jahren verbessern konnte. So hat sich die katholische Kirchengemeinde bereit erklärt, im Antonius-Pfarrheim neben der Kita eine vierte Gruppe für 20 Ü-3-Kinder einzurichten. Darüber hinaus erweitert die Stadt die städtische Einrichtung an der Conzeallee um ein Fertigmodul. In den nächsten zwei Jahren sollen hier bis zu 20 Ü-3-Kinder betreut werden. Eine dauerhafte Erweiterung der Kita ist allerdings derzeit nicht geplant. Wegen der hohen Versorgungsquote von 98 Prozent hat die Stadt eine mögliche Erweiterung der Kita Holtwick zurückgestellt. „Einen ganz entscheidenden Anteil an der Entlastung haben die Träger der Kindergärten“, dafür dankte Gisbert Drees ausdrücklich. Sie werden im Rahmen der zulässigen Anhebung von Gruppenstärken stadtweit 49 Plätze zusätzlich bereitstellen.
Personal nicht überfordern
Noch im November hatte die Verwaltung darüber nachgedacht, die Spielgruppe in der Erich-Kästner-Schule in eine Kindergarten-Gruppe umzuwandeln. Das Landesjugendamt fordert dafür umfangreiche Umbauten. „Wir werden diese Überlegungen nicht weiter verfolgen“, erklärte Gisbert Drees.
Anne Feldmann (SPD) merkte im Ausschuss an, dass die Stadt und Politik trotz aller Bemühungen noch keinen optimalen Zustand geschaffen hätten. „Wir müssen schauen, dass wir mit den Anhebungen der Gruppenstärken das Personal nicht überfordern.“ Hiltrud Schlierkamp (CDU) sieht die Zukunft ebenfalls noch nicht rosig: „Es ist noch ein anstrengender Weg, bis wir ausreichend Kita-Plätze in Haltern haben.“
Haltern am See ist für mich Heimat. Hier lebe ich gern und hier arbeite ich gern: Als Redakteurin interessieren mich die Menschen mit ihren spannenden Lebensgeschichten sowie ebenso das gesellschaftliche und politische Geschehen, das nicht nur um Haltern kreist, sondern vielfach auch weltwärts gerichtet ist.
