Aus für Pferd bei Martinszügen in Haltern Weitere Kitas schaffen das Ross ab

St. Sixtus verzichtet bei Martinszügen seiner Kitas auf Pferde
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Die Debatte um den Einsatz eines Pferds beim St.-Martins-Umzug zieht größere Kreise. Nachdem der Kindergarten St. Joseph in Sythen sich für die Abschaffung des Pferds entschieden hatte, reagiert nun auch die Leitung der katholischen Kirchengemeinde St. Sixtus.

Jetzt wird es eine einheitliche Regelung für das christliche Fest geben. Sie betrifft noch neun weitere Kindertageseinrichtungen. Auch der Sythener Kindergarten zählt zum Kindergartenverbund St. Sixtus.

Eltern und Erziehungsberechtigte erhielten einen Brief von Pfarrer Michael Ostholthoff und Cordula Borgsmüller, Leiterin des Kindergartenverbunds. Darin teilen sie mit, dass das Martins-Fest künftig in allen zehn katholischen Kitas ohne Pferd gefeiert wird.

In Absprache mit den Einrichtungen sei entschieden worden, „das Pferd mit dem Reiter aus dem Fest zu nehmen“. Aufgrund der Größe der einzelnen Umzüge (ca 250 bis 800 Teilnehmer) spielten die Sicherheitsaspekte dafür eine wichtige Rolle. „Das Wohl Ihrer Kinder und Familien, ebenso der Tiere sind uns dabei wichtig, wir möchten keine Risiken eingehen, die zu Verletzungen oder Unfällen führen können“, ist in dem Schreiben zu lesen.

„Unwohles Gefühl“

Schon in der Vergangenheit habe es dort, wo Pferde im Einsatz waren, bei den Verantwortlichen zum Teil ein „unwohles Gefühl“ hinsichtlich der Sicherheit gegeben, erklärt Pfarrer Michael Ostholthoff. „Pferde sind Fluchttiere“, erinnert er. Es bleibe immer ein Restrisiko, dass das Tier ausbreche und Menschen zu Schaden kämen. Und auch das Tierwohl müsse berücksichtigt werden. Daher habe man vernünftig abgewogen und sich gegen das Pferd beim Martinsumzug entschieden.

„Das Wesentliche des Martinsfestes ist doch, dass St. Martin sich vom hohen Ross herabgelassen hat, vor einem Bettler niedergekniet ist und sich auf dessen Not eingelassen hat“, führt Michael Ostholthoff aus. „Darauf wollen wir uns konzentrieren.“ Der heilige Martin von Tours, an den das Fest erinnere, sei für seine Großzügigkeit und Nächstenliebe bekannt, wird auch in dem Brief erklärt.

Viele bunte und leuchtende Laternen
Der Laternenumzug mit den selbstgebastelten Laternen der Kinder soll in den Fokus gerückt werden. © picture alliance / dpa

Vorrangig solle das Spiel „Die Mantelteilung“ als wichtigste Botschaft des Teilens in den Vordergrund gerückt werden. Auch der Laternenumzug mit den selbstgebastelten Laternen der Kinder und das gemeinsame Singen sollten im Fokus stehen.

Übergangslösung

Da die Neuregelung kurzfristig entschieden und mitgeteilt worden sei, werde allerdings eine Übergangslösung akzeptiert. „Es gibt ja teilweise Vereinbarungen, die frühzeitig getroffen wurden und nicht so leicht rückgängig zu machen sind“, sagt Verbundleiterin Cordula Borgsmüller. Daher bleibe es den Kindergartenleitungen in diesem Jahr noch selbst überlassen, wie der Martinsumzug gestaltet werde. Nach Möglichkeit aber solle schon jetzt auf das Pferd verzichtet werden.

In ihrem Brief bittet sie die Eltern gemeinsam mit Pfarrer Ostholthoff um Unterstützung für diese Entscheidung. „Lassen Sie uns gemeinsam den Sinn und die eigentliche Botschaft dieses Festes feiern“, lautet ihr Appell.

„Wir sind uns bewusst, dass diese Änderung vielleicht ungewohnt ist, Sie enttäuscht sind, aber gleichzeitig sind wir davon überzeugt, dass das Martinsfest eine schöne und bedeutungsvolle Tradition bleiben wird“, heißt es abschließend.

Das Martinsfest ohne Pferd sei ein Beispiel dafür, wie eine alte Tradition in einer modernen Gesellschaft weiterleben kann.

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