„Wir wurden im Sommer von den Baumaßnahmen am Spielplatz an der Römerstraße überrascht“, berichtet Dr. Bettina Tremmel, wissenschaftliche Referentin für provinzialrömische Archäologie beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL). Die Archäologin veranlasste baubegleitende archäologische Untersuchungen, da an dieser Stelle Funde beziehungsweise Reste der Bebauungsspuren des Römerlagers zu erwarten waren.
Das Areal liegt auf einem Teil der Holz-Erde-Mauer des Römerlagers, wie man sie bereits am Westtor auf der Römerbaustelle Aliso rekonstruiert hat. „Daher war klar, dass wir auf archäologische Befunde stoßen werden“, sagte Tremmel.
Tatsächlich konnten die Archäologen acht weitere, gut erhaltene Pfostengruben der Holz-Erde-Mauer. Außerdem entdeckten sie zwei Backöfen, in denen vor gut 2.000 Jahren Brot gebacken wurde sowie einen römischen Spielstein aus Glas.

Kaputtgelaufene Caliga
Zusätzlich wurden mehrere Abfallgruben im Boden sichtbar. Eine der Abfallgruben hielt außerdem eine besondere Überraschung bereit: Hier hatte ein Legionär seine kaputtgelaufene Caliga abgelegt – die Überreste seines ledernen Soldatenstiefels.
„Zwar ist mittlerweile das Schuhleder im Halterner Sandboden komplett zersetzt. Die Schuhnägel, die unter der Schuhsohle saßen, blieben aber an Ort und Stelle erhalten“, erläutert Tremmel. Diese spürte das Team die mithilfe eines Mini-Metalldetektors, einem sogenannten Pinpointer, auf.
„An einer Stelle fanden wir nahe beieinander liegende Schuhnägel und griffen für die weitere Suche zum Pinpointer. Dieser schlug auf einer Fläche von 20 mal 20 Zentimetern an“, berichtet die Archäologin. Im Anschluss wurde der gesamte Erdblock geborgen, um die Position der kleinen Metallfunde im Boden nicht zu verändern und einen bruchfreien Transport zu gewährleisten.
„Der Schuh muss relativ klein und im Absatzbereich umgeschlagen gewesen sein. Dort findet sich nämlich ein 90-Grad-Knick“, sagt Restaurator Andreas Weisgerber. „Unser Augenmerk lag auch darauf, ob sich an den Eisenoxiden eventuell Organik erhalten haben könnte. Dies war aber leider nicht der Fall.“

Der Länge des Nageldorns nach zu urteilen sei die Sohle etwa 0,8 Zentimeter dick gewesen, schlussfolgert er. „Die Schuhsohlen der Caligae bestanden aus drei Schichten Leder, die durch die kleinen, handgeschmiedeten Schuhnägel zusammengehalten wurden. Auf der Oberseite der Sohle wurden die Nagelspitzen umgeschlagen“, ergänzt Tremmel.
„Da die Legionäre keine Socken trugen, muss das Laufen auf den pro Sohle etwa 60 eingeschlagenen Schuhnägeln fast wie eine Massage gewirkt haben“, glaubt sie.
