Halterner Apotheker unzufrieden mit Politik „Unserer Branche fehlt die Zukunftsperspektive“

Apotheker unzufrieden mit Politik: „Zukunftsperspektive fehlt“
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„Uns Apothekern geht es schlecht!“ Das sagt Dr. Horst Evering, der gemeinsam mit seiner Frau Birgit Meier-Evering die Lipptor-Apotheke in Haltern leitet. Zu viel Bürokratie, Lieferengpässe bei Arzneimitteln und eine Apothekervergütung, die seit zehn Jahren nicht angepasst wurde – die politischen Rahmenbedingungen seien verantwortlich dafür, dass die gesamte Branche in Aufruhr ist.

Und dafür, dass in letzter Konsequenz immer mehr Apotheken schließen. „Es ist kaum noch lukrativ, Apotheker zu sein“, sagt auch die Sprecherin der Apotheken im Kreis Recklinghausen, Juliane Stark-Kreul. „Im Einzelhandel kann ich bei der Inflation einfach Preise anheben, in der Apotheke nicht. 90 Prozent der Einnahmen sind vom Gesetzgeber festgelegt.“

Apothekensterben geht weiter

Kreissprecherin der Apotheken, Juliane Stark-Kreul
Kreissprecherin der Apotheken, Juliane Stark-Kreul, weist immer wieder auf die Missstände in der Gesundheitspolitik des Ministers Karl Lauterbach hin. © Theresa Breuer (Archiv)

Im Kreis Recklinghausen haben nicht zuletzt deshalb im vergangenen Jahr fünf Apotheken ihre Türen geschlossen, in den letzten zehn Jahren insgesamt 34 Apotheken. „Das ist ein Rückgang von fast 21 Prozent“, sagt Juliane Stark-Kreul. „Gerade für junge Menschen ist es nicht mehr interessant, eine Apotheke zu öffnen oder zu übernehmen, sie verdienen beispielsweise besser bei der Krankenkasse.“

Apotheker Dr. Horst Evering betrifft die Suche nach einer Nachfolge noch nicht, er betreibt seine Apotheke gut und gerne; dennoch müsse auch er Kosten sparen, wo es nur geht. „Früher haben wir mehr Geld für Kundenzeitschriften, Mailings und Werbung ausgegeben, heutzutage ist das einfach nicht mehr drin.“

Politik sei verantwortlich

Schuld an den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sei Politik, bei den Lieferengpässen sehe es nicht anders aus: „Die Regierung hat den Krankenkassen freie Hand gelassen; diese können Rabattverträge mit den Arzneimittelherstellern verhandeln. Und die Hersteller verkaufen ihre Medikamente lieber in Amerika, da bekommen sie teilweise das zehnfache an Geld.“

In Deutschland fehlten die Arzneimittel dann: „Über 300 Medikamente sind nicht verfügbar. Das macht ein Warenwert von rund 20.000 Euro“, sagt Evering. „Ich habe Kunden, die hier stehen und weinen, weil ihr Diabetiker-Medikament über Wochen nicht lieferbar ist. Das ist kein Halterner Problem, das ist ein bundesweites Problem.“

Und eben nur eines von vielen, das den Apothekern die Freude an ihrem Job nimmt. Deswegen hat das Ehepaar Evering nun auch eine Kundeninformation auf dem Kassenbon hinzugefügt: „Bei Fragen zu Lieferengpässen und Umtauschpflichten bei Arzneimitteln wenden Sie sich auch gerne an einen der Verursacher, Karl.Lauterbach@Bundestag.de, Initiator der Rabattvertragsregelungen.“