Andre Verheyen (71) ist der neue Köhler in Haltern Zwei Wochen lebt er in der Haard

Andre Verheyen ist der neue Köhler: Zwei Wochen lebt er in der Haard
Lesezeit

Andre Verheyen ist der neue Köhler in Haltern. Der Mann aus Ennepetal wohnt die nächsten Wochen in der Haard. Sein Zuhause ist ein Bauwagen. Der gebürtige Belgier stellt Holzkohle her und das in einem aufwändigen Prozess.

Organisiert wird die Herstellung durch den RVR Ruhr Grün. Ende der 1980er-Jahre hatte der erste Köhler die Holzkohle gewonnen. Seitdem wird die Tradition fortgeführt. „Wir wollen das Handwerk erlebbar machen“, so Juliane Saebel, stellvertretende Betriebsleiterin des RVR Ruhr Grün. Durch Corona musste das Handwerk drei Jahre pausieren.

Am Montag, 1. Mai, geht es wieder los. Zwischen 10 und 17 Uhr findet das Meilerfest statt. Neben der Einweihung des Holzkohlenmeilers, um 11 Uhr, wartet auf die Besucherinnen und Besucher ein buntes Programm. Der Heimatverein Wulfen unterstützt den RVR mit einer Seilerei und einem Blaudruck.

Es gibt verschiedene Mitmachaktionen für Kinder und einen Kräuterstand. Das Highlight sind die Greifvögel. Für das leibliche Wohl sorgen eine Grillstation und Brot, hergestellt aus regionalen Getreidesorten.

Tag und Nacht im Einsatz

Andre Verheyen ist der Chef vom Dienst. Am 26. April haben die Aufschichtungsarbeiten begonnen. Grundlage für den Meiler ist 2023 die Buche. Der Meiler ist der Ofen, aus dem die Kohle gewonnen wird. Er besteht aus dem gespaltenen Holz, einer Heu- sowie einer dunklen Erdschicht.

Gespaltenes Holz wurde aufeinandergeschichtet.
Aus diesem Meiler entstehen nach zwei Wochen knapp zwei Tonnen Holzkohle. © Julia Müller

„Der Meiler wird durch Luftlöcher gesteuert“, erklärt der 71-Jährige. Zwei Wochen muss Verheyen Wache halten und die Luftzufuhr regeln - Tag und Nacht. So lange dauert es, bis das zu einem Meiler aufgeschichtete Holz verkohlt ist.

Während dieser Zeit lebt der Köhler in der Haard. In einem Bauwagen steht ein kleines Bett, nebenan ein Toilettenwagen. „Es ist eng, aber es geht alles. Wir sind bestens versorgt. Ich habe Spaß daran, draußen zu leben“, sagt Andre Verheyen und lacht. Für ihn sei die Köhlerei Job, Hobby und Urlaub zugleich.

Besucherinnen und Besucher können jederzeit Fragen stellen. Darüber hinaus bietet der Köhler Snacks und Getränke an.

Ein Bauwagen steht in einem Waldgebiet.
Andre Verheyen lebt die nächste Zeit in einem Bauwagen. Für ihn Hobby und Urlaub zugleich. © Julia Müller

Seit 2005 ist er im Einsatz. Die Tradition ist aber um einiges Älter. Bereits die Ägypter haben die Köhlerei betrieben, erklärt Verheyen. Wie viele Holzkohlemeiler hat er bereits hinter sich? „Bei 15 habe ich aufgehört zu zählen. Es sind aber deutlich mehr.“

Dabei ist jeder Meiler einzigartig. Es komme auf das Holz und die Witterung an. Ein Köhler muss sich auf die unterschiedlichen Bedingungen einstellen, meint der 71-Jährige.

Verkauf ab Mitte Mai

Auf ein Kilo Buchenholz kommt ca. 350 Gramm Holzkohle. Am Ende der zwei Wochen gewinnt Andre Verheyen so um die zwei Tonnen Holzkohle. Das variiert je nach Größe des Platzes.

Andre Verheyen achtet darauf, dass es nicht brennt. „Er lenkt die Glut im Inneren“, erklärt Juliane Saebel. Alle zwei bis drei Stunden kontrolliert er den Meiler. Im Anschluss verkauft der RVR Ruhr Grün die regionale Holzkohle.

Ein 5-Kilo-Sack kostet 7,50 Euro. 14 Euro zahlen Kunden für den 10-Kilo-Sack. „Wir verkaufen so lange der Vorrat reicht“, sagt Saebel. Der Verkauf startet am Samstag, 13. Mai, zwischen 15 und 18 Uhr am Platz des Meilers in der Haard.

Die restlichen Säcke stehen auf dem Hof Punsmann in Dorsten-Lembeck. Interessierte müssen die Holzkohle vorab unter der Telefonnummer 02369/77505 bestellen.

Startschuss mit einem Schnaps

Traditionell wird der Holzkohlemeiler am 1. Mai mit einem Trinkspruch entzündet. „Gut Brand“ prosten sich der Köhler und seine Köhlerlisl zu. Zu trinken gibt einen gebrannten Apfelsaft.

Eine Holztafel erklärt den Prozess der Holzkohle-Gewinnung
Auf einer Holztafel wird das Traditionshandwerk den Besucherinnen und Besuchern der Haard näher gebracht. © Julia Müller

Am Samstag, 6. Mai, und am Sonntag, 7. Mai gehen die Feierlichkeiten weiter. Die Greifvögel und der Kräuterstand sind dann wieder vor Ort. Darüber hinaus können sich Besucherinnen und Besucher auf eine Bastelaktion freuen.

Leerstand in Halterns Innenstadt beendet: Exklusives Geschäft folgt dem Dampferglück

Pflegedienst mit neuem Konzept: Helena Ruhnau (25) fliegt mit ihren Kunden in den Urlaub

Drogenberater zu Cannabis-Legalisierung: „Entkriminalisierung ist der erste Schritt“