Als „vorbildlich geführtes Museum, das niemals fertig ist und durch immer neue Ausgrabungsergebnisse lebt“ bezeichnet Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger das Halterner Römermuseum. „Besucher werden durch Mitmach-Aktionen in die Ausstellung einbezogen“, lobt die Kulturdezernentin des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe (LWL).
Mit dem imposanten Westtor mit Holz-Erde-Mauer, dem Wachhaus mit Römer-Escape-Room, der Römerkohorte und einem umfangreichen museumspädagogischen Angebot mache das Römermuseum die Römerzeit hautnah erfahrbar. „Das macht Lust auf die nächsten 30 Jahre“, sagt Rüschoff-Parzinger.
Das Römermuseum hat Geburtstag. Seit dem 25. November 1993 wurden mehr als 1,7 Millionen Besucher hier gezählt. Am kommenden Wochenende (25./26. November) wird das 30-jährige Bestehen in dem Zentralmuseum für die Geschichte der Römerzeit an der Weseler Straße 100 gefeiert.

Im Fokus steht dabei ein Jahrhundertfund aus Haltern. Im April 2019 war ein Legionärsdolch samt Scheide und Waffengürtel entdeckt worden. Was zunächst wie ein rostiger Eisenklumpen aussah, entpuppte sich als ein schmiedetechnisch hochkomplexes Objekt mit reichhaltigen Verzierungen. Einem römischen Legionär diente es einst als Waffe und zugleich als Statussymbol.
Nach aufwendigen Restaurationsarbeiten und der möglichst authentischen Nachbildung des Halterner Dolches durch einen international renommierten Schwert- und Waffenschmied soll das Ensemble pünktlich zum 30. Geburtstag der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Zusammen mit einem fast baugleichen Dolch, der in den Niederlanden gefunden wurde und sich in Londoner Privatbesitz befindet.
„Heißes Eisen“
Römermuseums-Leiter Dr. Josef Mühlenbrock ist stolz auf die Ausstellung seines Hauses. Die Objekte stammen zu 90 Prozent von Ausgrabungen in Haltern. „Römer live erleben - im Herzen Westfalens“ sei das Motto des Museums.
Mit dem Legionärsdolch wird am Samstag die neue Ausstellung „Ein heißes Eisen - römische Schmiedekunst“ eröffnet.
Diese verdeutlicht bis zum 3. Januar 2024, wie aus Eisenerz und Holzkohle ein prächtiger römischer Legionärsdolch entsteht. Die Herstellung der Holzkohle, die Verhüttung von Stahl, das Schmieden der Klinge wird unter anderem in liebevoll erstellten Miniaturszenarien veranschaulicht. Und wieder wird Gelegenheit zum Mitmachen und Ausprobieren geboten.

Am Wochenende gibt es auch wieder ein Familienprogramm. Kinder können einen Dolch aus Klemmbausteinen basteln und Legionäre ausmalen, die römische Schmiedin Julia Fortuna Minor bringt ihre Schmiedekunst näher. Und wer sich einen der beiden blitzeblanken Legionärshelme aufsetzt, kann mittels Virtual Reality in ein römisches Lager einziehen.
Wie gewohnt, stehen Experten für Fragen bereit. Ein Vortrag zum spektakulären Dolchfund beginnt am Samstag um 18 Uhr.

Am Sonntag gilt es einen weiteren Geburtstag zu feiern. Die Halterner Römergruppe „Römer für Aliso“ wird fünf Jahre alt. Die Mitglieder stellen ihre Ausrüstungen vor und geben Einblicke in das Leben vor 2000 Jahren.
Vielversprechende Grabungen
Bei dem Legionärsdolch-Fund soll es künftig allerdings nicht bleiben, betont Museumsleiter Josef Mühlenbrock. Er rechnet schon bald mit weiteren sensationellen Entdeckungen. Hoffnung machten aktuell ein bereits bestehendes Grabungsfeld in knapp drei Metern Tiefe sowie für 2024 geplante Grabungen am Brombeerfeld nahe dem Museum.
„Eine Kaserne mit einem Zenturio-Haus könnte sich dort befinden“, mutmaßt Mühlenbrock. Und auch hier ist Partizipation wieder das Stichwort: „Die Öffentlichkeit ist eingeladen, an den Ausgrabungen teilzunehmen. Grabungshelfer werden gesucht.“
- Öffnungszeiten: Samstag (25. November) 10 bis 17 Uhr, Vortrag ab 18 Uhr; Sonntag (26. November) 10 bis 18 Uhr
- Bastel- und Malaktionen an beiden Tagen ab 10.30 Uhr
- Preise: Erwachsene zahlen 6 Euro Eintritt, Kinder und Jugendliche bis 17 Jahre frei
- Weitere Infos im Internet unter www.lwl-roemermuseum-haltern.de
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