Ein Jahr nach einer Verurteilung zu einem Jahr Haft ohne Bewährung steht einer der drei „Kandaouroff-Täter“ demnächst erneut vor Gericht. In zweiter Instanz will ein 59-Jähriger aus Haltern, der nach einem tödlichen Raubüberfall vor der Dattelner Villa des Großunternehmers im Jahr 2010 sieben Jahre Haft kassiert hatte, die Strafe abmildern. Die Staatsanwaltschaft dagegen strebt wohl sogar eine höhere Strafe an.
Der Halterner war am 22. Dezember 2021 im Anschluss an eine polizeiliche Observation festgenommen worden. Bei einer Durchsuchung seiner Wohnung sowie einer angemieteten Lagerhalle in Dülmen hatten die Ermittler in einem Wohnwagen, dort versteckt im Backofen, ein halbes Kilo Marihuana entdeckt. In einem Regalversteck und einer Motorradtasche ein weiteres halbes Kilo.
In der Halterner Wohnung des einstigen „Kandaouroff-Täters“ waren die Polizeibeamten darüber hinaus in einer Kommode auf einen geladenen Revolver gestoßen.
Bewährung ausgeschlossen
Anders als ursprünglich angeklagt war der Halterner in erster Instanz „nur“ wegen illegalen Drogen- und Waffenbesitzes verurteilt worden. Eine Bewährungschance hatte das Gericht nichtsdestotrotz ausgeschlossen. Einerseits wegen des erneuten Waffenfunds (der Mann war schon im Fall Kandaouroff derjenige, der die Tatwaffe besorgt hatte), andererseits mit Blick auf die zahlreichen Vorstrafen (17 Eintragungen).
„Starke Schmerzen“
Der Halterner hatte trotz gewisser Indizien bestritten, ein Drogenhändler zu sein und über seinen Verteidiger Hans Reinhardt erklärt, dass das gefundene Marihuana ausschließlich zur Linderung „starker Schmerzen“ angekauft worden ist. Im Kern, so der Marler Strafverteidiger, habe sich diese Erklärung im Prozess nicht widerlegen lassen.
Am 25. September wird der Fall vor einer Berufungskammer am Landgericht Münster in zweiter Instanz verhandelt. Die Staatsanwaltschaft, die im ersten Prozess zweieinhalb Jahre Haft gefordert hatte, hat ebenfalls Berufung eingelegt.
Halterner war der Fahrer
Die Gefängnisstrafe im Fall Kandaouroff hatte der Halterner bis zum 16. Februar 2018 vollständig verbüßt. Nach dem tödlichen Raubüberfall auf den Lebensmittelgroßhändler Klaus Kandaouroff am 29. Mai 2010 hatten der Halterner sowie seine zwei Mittäter in dem im August 2011 gestarteten Prozess vor dem Bochumer Schwurgericht ihre Beteiligung sofort gestanden.
Der Todesschütze hatte zugegeben, den 80-Jährigen vor seiner Villa in Datteln versehentlich erschossen zu haben. Geplant sei ein Raub gewesen, dabei habe sich plötzlich der tödliche Schuss aus der Tatwaffe gelöst. Der Halterner hatte seine zwei Komplizen (Urteile: fünf und zwölf Jahre Haft) damals mit seinem Auto zum Tatort gefahren.
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