
Tausende Menschen ziehen am CSD als bunte Parade durch die Dortmunder City - viele hatten auch Schilder dabei. © Oliver Schaper
Zwischen Party und Protest: 7000 Menschen feierten CSD-Parade in Dortmund
Christopher Street Day
Rund 7000 Teilnehmer zogen bei der CSD-Parade am Samstag durch die Dortmunder Innenstadt. Die „fröhliche Demonstration“ der queeren Szene hatte sehr aktuelle ernste Hintergründe.
„Protest“ tönte es aus den Lautsprechern vom Demo-Truck, „Party“ schallte es von der Straße zurück. Zwischen diesen beiden Polen spielte sich am Samstag (3.9.) der Christopher Street Day (CSD) in Dortmund ab. Und der brachte deutlich mehr Demonstranten auf die Beine als erwartet. Die Polizei sprach in ihrer Bilanz am Sonntag von 7000 Teilnehmenden.
War es mehr Demonstration oder mehr Party? Das war schwer zu sagen. Der CSD, der in vielen Großstädten gefeiert wird, erinnert an die ersten Proteste der queeren Bewegung an der Christopher Street in New York 1969.

Von dem Demo-Truck schallte laute Partymusik - es war hier eine Mischung aus Party und Protest. © Oliver Schaper
Seitdem hat sich die Bewegung viele Rechte erkämpft, aber sie sieht sich immer noch Unverständnis, Diskriminierung und sogar Gewalt ausgesetzt.
In Dortmund wurden jüngst Jugendliche attackiert, weil sie eine Regenbogen-Flagge, das Symbol der queeren Bewegung, bei sich hatten. In Münster kam sogar ein CSD-Teilnehmer ums Leben, nachdem er von einem offenbar homophoben Angreifer niedergeschlagen worden war.
Malte C., so heißt das Opfer, war natürlich ein Thema für die CSD-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer in Dortmund. Einige Regenbogen-Flaggen im Demozug trugen Trauerflor. Und bei der Abschlusskundgebung auf dem Friedensplatz kam ein Freund von Malte C. zu Wort.
„Es ist wichtig, dass wir zeigen, dass wir an ihn denken und dass Gewalt alltäglich ist, aber dass wir für Liebe und ein gutes Miteinander stehen“, stellte Paul Klammer von der schwul-lesbischen Initiative Slado als Mitorganisator des CSD schon zum Start des Umzugs fest, den er als „fröhliche Demo“ bezeichnete.
Diskriminierung im Alltag
„Wir sind an vielen Stellen noch nicht gleichberechtigt. Viele queere Menschen erleben Gewalt und Diskriminierung in ihrem Alltag“, beschrieb Paul Klammer die Stimmungslage in der Community.
Der CSD war da eine gute Gelegenheit, die Forderung nach Anerkennung, Gleichberechtigung und Toleranz auf die Straße zu tragen, aber auch gemeinsam zu feiern.
Ein wenig erinnerte das Umfeld des Demo-Trucks, von dem laute Partymusik schallte, an die Loveparade. Viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren nicht nur mit einer Regenbogen-Fahne, sondern auch in Kostümierung oder mit Transparenten unterwegs.
Mehr als zweieinhalb Stunden zog die Demo durch die Innenstadt. Vom nördlichen Bahnhofsvorplatz ging es über Kurfürsten-, Mallinckrodt-, Leopold- und Münsterstraße zum Burgtor und über den Wall zum Westenhellweg.
Hier zog sich der bunte und laute CSD-Lindwurm durch den Strom der Einkaufsbummler bis zum Ostentor. Dort ging es dann über den östlichen Wallring zum Friedensplatz.

Auf dem Friedensplatz feierten die gut 5000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Abschlusskundgebung des CSD. © Oliver Volmerich
Bis zum Abend war es ein fröhliches und friedliches Spektakel. Der Rettungsdienst der Feuerwehr hatte lediglich mit einigen Kreislaufproblemen von Teilnehmerinnen und Teilnehmern zu tun.
Aktualisierung
In der ersten Version dieses Textes war von geschätzten 5000 Teilnehmenden die Rede. Die Polizei hat dies am Sonntag nochmals konkretisiert und die offizielle Zahl von 7000 Teilnehmenden genannt. Wir haben den Text entsprechend aktualisiert.Oliver Volmerich, Jahrgang 1966, Ur-Dortmunder, Bergmannssohn, Diplom-Journalist, Buchautor und seit 1994 Redakteur in der Stadtredaktion Dortmund der Ruhr Nachrichten. Hier kümmert er sich vor allem um Kommunalpolitik, Stadtplanung, Stadtgeschichte und vieles andere, was die Stadt bewegt.
