Viele junge Familien in Dortmund möchten sich den Traum von einem Eigenheim erfüllen. Nicht wenige wünschen sich ein Häuschen im Grünen, mit großem Garten für ihren Nachwuchs und viel Ruhe.
Das freistehende Einfamilienhaus, das Mitte Mai zwangsversteigert werden soll, kann mit einigen dieser Aspekte durchaus dienen: Es steht auf einem knapp 2000 Quadratmeter großen Grundstück, hat mit rund 140 Quadratmetern Wohnfläche Platz für eine (kleine) Familie und liegt weit außerhalb des innerstädtischen Zentrums im äußersten Dortmunder Nordwesten. „Wohnen am Stadtrand“ und „ländlich anmutende Gebiete mit geringer Bevölkerungsdichte“ heißt es entsprechend im Gutachten.
Gebaut wurde das nicht unterkellerte Fertighaus an der Alfred-Lange-Straße 104 in Dortmund-Schwieringhausen (739 Einwohnerzahl, Stand 12/2021) in den Jahren 2011/12, die ersten Bewohner zogen 2012 ein. Das Genehmigungsverfahren ist aufgrund von Mängeln allerdings noch nicht abgeschlossen. Es fehlt die Schlussabnahme.
Das mittlerweile leerstehende Objekt mit Voll- und Dachgeschoss sowie einem offenen Wohn-, Ess- und Kochbereich im Erdgeschoss verfügt über eine Flüssiggas-Zentral- und eine Fußbodenheizung. Eine ursprünglich geplante Solaranlage wurde nicht vollendet. Für das Gebäude wurde kein Energieausweis vorgelegt.

Viele Steckdosen und Schalter
Das Reihengrundstück hat einen viereckigen, überlangen Zuschnitt und liegt in Ost-West-Ausrichtung. Der Garten befindet sich westlich des Wohnhauses. Die Doppelgarage wurde nicht gebaut, die Baugenehmigung ist mittlerweile erloschen.
Als überdurchschnittlich ausgestattet wird im Gutachten ausschließlich die Elektroausstattung bezeichnet: Es existieren eine Video-Haussprechanlage, zahlreiche Steckdosen und Schalter sowie eine Satelliten-Antenne. Besondere Einrichtungen werden darüber hinaus nicht aufgelistet.
Der Bauzustand des Hauses wird als „noch befriedigend“ und „teilweise unfertig“ bewertet. Konkret heißt das: Vor dem Einzug besteht ein erheblicher Renovierungs-, Instandsetzungs- und Modernisierungsbedarf. Der Innenausbau erfolgte teilweise laien- beziehungsweise mangelhaft, partiell mit sehr „individueller kreativer Raumgestaltung“.
Ähnlich vernichtend fällt im 62-seitigen Gutachten das Urteil für den Außenbereich des Einfamilienhauses aus: „Vermüllt, teilweise verwahrlost. Im Übrigen unfertig und mangelhaft“, heißt es dort. Der Wildwuchs und die großen Abfallberge springen bei einem Besuch vor Ort sofort ins Auge.

Zehn Apfelbäume pflanzen
Hier muss der zukünftige Eigentümer nicht nur im großen Stil aufräumen. Laut Begrünungsplan vom 15. April 2010 muss er zudem auf rund 700 Quadratmetern am hinteren Grundstück eine Streuobstwiese anlegen. Dazu gehört die Anpflanzung von sechs Hochstamm-Apfelbäumen im Abstand von zehn Metern. Diese Auflagen des Begrünungsplans wurden bislang nicht erfüllt.
Viele Mängel werden im Gutachten detailliert aufgelistet. Dazu gehören unter anderem: fehlende Stufen am Hauseingang, leichter Schmor-/Brandschaden der Wärmedämmfassade im unteren Bereich der straßenseitig rechten Hausecke, laienhafte Sanitärinstallationen und Fliesenarbeiten in den Bädern, fehlende Unternehmerbescheinigung für die Heizungs- und Warmwasserinstallation, teilweise fehlende Fensterbänke innen sowie überwiegend verwohnte und beschädigte Bodenbeläge.

„Verbraucht und als Lager“
Laut Gutachten macht das Gebäude von außen den Eindruck, dass es „verbraucht und als ,Lager‘ benutzt wurde.“ Gleiches gilt für die alte Garage, die sich auf dem Gelände befindet.
Zu erreichen ist das freistehende Einfamilienhaus in Schwieringhausen derzeit aktuell nur über Umwege, da die Kanalbrücke an der Altmengeder Straße gesperrt ist. Von Mengede fährt man am besten über die Königsheide nach Brambauer und dann über die Elsa-Brandström-Straße zu dem Haus. Das Haus liegt dann kurz hinter der Autobahnbrücke über die A2 und dem Ortseingangsschild auf der rechten Seite.
Die Anbindung über den Öffentlichen Personennahverkehr erfolgt über zwei Buslinie (473, 474), die hier stündlich verkehren. Eine Auffahrt zur Autobahn ist gut drei Kilometer entfernt. Mit derselben Entfernung sind Geschäfte fußläufig nur bedingt erreichbar.
Wer nun erwartet, dass dieses Aschenputtel-Haus auch ein Schnäppchenhaus ist, der wird zumindest auf den ersten Blick enttäuscht sein. Denn der Verkehrswert wurde von den Gutachtern auf 387.000 Euro festgesetzt.

Keine Wertgrenzen
Doch berechtigte Hoffnung auf einen Schnäppchen-Preis gibt es durchaus: Denn auf der vollständigen Ansicht des Amtsgerichts zu dieser Zwangsversteigerung findet sich der Hinweis „Die Wertgrenzen (5/10 und 7/10) sind weggefallen“.
Was heißt das? Normalerweise muss bei einem Gebot unter 5/10 des festgesetzten Verkehrswertes der Zuschlag von Amts wegen versagt werden. Bei Geboten zwischen 5/10 und 7/10 des Verkehrswertes kann der Gläubiger die Versagung des Zuschlags beantragen. Beides gilt demnach nicht für das Haus in Schwieringhausen, das am 11. Mai versteigert wird. Offen ist natürlich, wie viele ernsthafte Interessenten anwesend sein werden, die möglicherweise den Preis hochtreiben.
Ort der Versteigerung ist das Freizeitzentrum West (Halle), Ritterstraße 20 in Dortmund, nähe City. Beginn ist um 15 Uhr. Es handelt sich um einen Wiederholungstermin.
Zwei Termine waren geplatzt: Traumhaus in Dortmund soll jetzt unter den Hammer kommen
Im Dortmunder Westen werden neue Mehrfamilienhäuser gebaut: Investor erhöht das Tempo
Erstmals brüten Störche in freier Natur in Dortmund: Naturschutzgebiet beweist Umweltqualität