Zwei Termine waren geplatzt Traumhaus in Dortmund soll jetzt unter den Hammer kommen

Ein Traum für Familien: Großes Haus in Huckarde wird zwangsversteigert
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Wer auf der Suche nach einem chicen Haus in Dortmund ist, könnte Mittwoch (11.9., 10 Uhr) fündig werden. Dann kommt beim Amtsgericht Dortmund ein Haus unter den Hammer, das wohl viele als Traumimmobilie bezeichnen würden: Das Haus in Dortmund-Huckarde wird zwangsversteigert.

Es ist nicht das erste Mal, dass es den Besitzer wechseln soll. Bereits zwei Mal schon stand es zur Vollstreckung: zunächst am 11.7.2023, dann am 12.3.2024.

Der erste Termin war geplatzt, weil den Beteiligten notwendige Informationen zur Versteigerung nicht fristgerecht zugestellt worden seien, erklärte Gerichtssprecher Michael Tebbe im Februar 2024. Und auch der zweite Termin kam nicht zu Stande – dieses Mal aus anderen Gründen.

Laut Tebbe war die Einstellung der Versteigerung beantragt worden. Zum Hintergrund: Das Haus wird zur „Aufhebung einer Gemeinschaft“ zwangsversteigert, in diesem Fall von einem geschiedenen Ehepaar. „Die Parteien waren sich da zuletzt wohl nicht einig“, erklärt Tebbe am Mittwoch (4.9.). Nun aber soll es so weit sein, wenn nicht noch kurzfristig erneut eine Einstellung beantragt wird. Rechtlich ist das laut Tebbe möglich.

Das Immobilien-Gutachten, das der Versteigerung zugrunde liegt, ist dasselbe wie zum ersten Versteigerungstermin. Am Haus und an dessen Wert hat sich nichts geändert. Wir veröffentlichen hier daher noch mal den Text, der bereits am 20.4.23 bei uns erschienen ist:

Für dieses Haus würde sicher auch gerne ein Makler neue Besitzer finden: Allein die reinen Eckdaten zu Lage, Größe, Alter oder Ausstattung klingen verlockend. Es geht um ein frei stehendes Einfamilienhaus im Dortmunder Westen, in einer Sackgasse gelegen. Vor neun Jahren erst wurde das Haus erbaut, auf einem 644 Quadratmeter großen Grundstück und mit viel Platz im Inneren: Die reine Wohnfläche kommt auf 242 Quadratmeter. Und es gibt noch einige weitere Luxus-Schmankerl wie einen Wintergarten oder eine übertiefe Garage.

Doch das Gebäude, das sehr nach Traumhaus klingt, taucht in keinem Immobilien-Portal auf, es steht vielmehr auf der Internetseite, die über Zwangsversteigerungen informiert. Das Haus in der Oberfeldstraße 66 in Huckarde kommt im Sommer beim Amtsgericht unter den Hammer.

Als Grund für die Zwangsvollstreckung gibt das Gericht in seinem Beschluss eine „Aufhebung der Gemeinschaft“ an. Das passiert in der Regel, wenn zwei oder mehrere Personen Eigentümer einer Immobilie sind und sich nicht einigen können, wie sie das Vermögen aufteilen sollen. Dies kommt zum Beispiel vor, wenn mehrere Personen erben oder wenn Ehepartner sich scheiden lassen und sich über ihren Besitz zerstreiten.

Genauso wie bei einer normalen Zwangsvollstreckung wird über das Gebäude ein öffentlich einsehbares Gutachten erstellt, in dem das Haus ausführlich beschrieben wird, um letztlich den Wert der Immobilie festzusetzen.

Oberfeldstraße in Huckarde mit Haus, das zwangsversteigert wird
Das Haus, das zwangsversteigert wird, ist im Jahr 2014 gebaut worden und damit deutlich jünger als die umliegenden Häuser in der Oberfeldstraße. © Natascha Jaschinski

Das Gutachten für das zweigeschossige Haus mit Staffelgeschoss, also mit versetztem Geschoss, liest sich verheißungsvoll, besonders für Familien mit mehreren Kindern: So gibt es im Obergeschoss neben einem Elternschlafzimmer mit Bad en suite und Loggia drei Kinderzimmer plus ein eigenes Kinderbadezimmer. Wäscheberge müssen auch nicht zur Waschmaschine getragen, sie können in einen „Schmutzwäscheschacht“ geschmissen werden. Pullis und Hosen landen dann direkt im Hauswirtschaftsraum im Erdgeschoss.

Es wäre auch noch Platz für mehr Nachwuchs: Im Erdgeschoss ist nicht nur ein Wohnzimmer mit begehbarer offener Küche, sondern auch noch ein Gästezimmer vorgesehen. Im oberen Staffelgeschoss gibt es zudem ein großes Studio – ebenfalls mit offener Küche und eigenem Bad. Ideal zum Beispiel für schon erwachsene, aber noch nicht ausgezogene Kinder.

Oberfeldstraße in Huckarde mit Haus, das zwangsversteigert wird
Die Oberfeldstraße ist eine Sackgasse mit vorwiegend freistehenden Ein- und Zweifamilienhäusern. © Natascha Jaschinski

Sauna und XXL-Garage

Die reine Anzahl an Zimmern ist für viele Immobiliensuchende sicher schon Luxus, doch das Haus hat noch mehr zu bieten: Die Garage ist mit etwa 24 Quadratmetern übergroß – allerdings ist das Haus auch nicht unterkellert. An die XXL-Garage schließt ein 17 Quadratmeter großer Wintergarten an. Vom Erdgeschoss aus führt außerdem eine Terrasse in den eigentlichen Garten, dessen Ende an Bahngleise grenzt.

Im Staffelgeschoss wartet noch ein Luxus-Clou: So sind die Wohnräume von einem die Ebene komplett umlaufenden Balkon umgeben. Außerdem kann man es sich an kalten Tagen gemütlich-warm machen: in der ans Bad grenzenden Sauna.

Auch an der Lage in Huckarde ist wenig auszusetzen: In der Straße befinden sich vorwiegend frei stehende ein- bis zweigeschossige Ein- und Zweifamilienhäuser sowie kleinere Mehrfamilienhäuser. Wer sich auf Balkon, Terrasse oder im Garten aufhält, dürfte kaum gestört werden. Die Oberfeldstraße liegt zwar nah am Stadtteilzentrum, in knapp zehn Gehminuten schon hat man den Marktplatz und die Geschäftsstraße erreicht. Ideal für Besorgungen zu Fuß oder mit dem Rad. Vom Trubel im Ortskern bekommt man aber nichts mit. In der Oberfeldstraße gilt zudem Tempo 30. Gegenüber dem Haus liegt der Gustav-Heinemann-Park.

„Es handelt sich um eine vergleichsweise ruhige Lage ohne Durchgangsverkehr“, heißt es auch im Gutachten. Nur montags bis freitags sei mitunter mit einem „erhöhten Verkehrsaufkommen“ zu rechnen: In der Oberfeldstraße 45 befindet sich eine Kita mit recht langen Öffnungszeiten (6 bis 18 Uhr).

Gustav-Heinemann-Park in Huckarde
Direkt gegenüber dem Haus liegt der Gustav-Heinemann-Park. Hier gibt es einen großen Niedrigseilgarten zum Spielen. © Natascha Jaschinski

Das zu versteigernde Haus ist 2014 erbaut worden und soll 2015 bezogen worden sein. Die Innen-Ausstattung erscheint hochwertig und modern: Es gibt zum Beispiel offene, freitragende Treppenkonstruktionen, elektrische Rollläden, teils bodentiefe Fenster sowie große Schiebetüren zu Terrasse und Loggia.

Das Haus hat Fußbodenheizung, geheizt wird via Erdwärme. Im Winter kann auch auf Kaminwärme umgestiegen werden, zumindest im Wohnzimmer, denn dort steht ein Kamin. Auch eine Lüftungsanlage ist verbaut. Die gesamte Elektroinstallation wird im Gutachten als „hochwertig“ bezeichnet. Der Bauzustand bekommt insgesamt die Note „gut“. Es stehen allenfalls ein paar kleinere Instandsetzungsarbeiten an, so die Sachverständigen.

Die Oberfeldstraße in Huckarde ist eine Sackgasse
Die Oberfeldstraße endet als Sackgasse. Nur noch ein Fußgänger- und Radweg führt über die Bahngleise. © Natascha Jaschinski

All die Pluspunkte ziehen einen Haken nach sich. Die Immobilie ist viel wert, genauer: 835.000 Euro. Nun muss dieser im Gutachten taxierte Verkehrswert bei einer Zwangsversteigerung nicht erreicht werden. Doch gibt es einige Regeln, nach denen klar ist: Wer sich für das Haus interessiert, braucht schon ein recht gut gefülltes Konto.

Liegt das Höchstgebot unter der Hälfte des Verkehrswerts, darf das Gericht keinen Zuschlag erteilen. Liegt es zwischen 50 und 70 Prozent, könnte das Geschäft unter bestimmten Voraussetzungen ebenfalls scheitern. Für das Haus in der Oberfeldstraße bedeutet das: Mehr als 417.500 Euro sind mindestens hinzulegen. Alle Bieter müssen bei der Abgabe des Gebots zudem eine Sicherheitsleistung nachweisen können. Diese beträgt zehn Prozent des Verkehrswerts, also 83.500 Euro.

Wer sich das leisten kann und Interesse hat, sollte also in der dritten Sommerferienwoche nicht in den Urlaub fahren: Das Haus wird am 11.7. im Amtsgericht zwangsversteigert (Gerichtsplatz 1, Sitzungssaal 3.301).*

*neuer Termin ist Mittwoch, 11.9., 10 Uhr, Amtsgericht Dortmund, Sitzungssaal 3.301

Zwangsversteigerung in Dortmund: Haus mit knapp 300 Quadratmetern Wohnfläche