Schon seit dem Sommer stellen Apotheker die digitale Bestätigung aus.

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Zahl der gefälschten Impfpässe in Dortmund nimmt zu

rnDigitaler Corona-Nachweis

In Dortmunder Apotheken tauchen immer mehr Impfpass-Fälschungen auf. Das Ziel der Betrüger: der digitale Nachweis auf dem Smartphone. Eine Apothekerin findet deutliche Worte.

Dortmund

, 12.10.2021, 04:30 Uhr / Lesedauer: 2 min

Ein Nachweis aus Abu Dhabi. Angeblich eine Impfung gegen Covid-19. Auch so etwas bekommen die Apotheker in Dortmund zu Gesicht. Da steht dann jemand vor ihnen und möchte den digitalen Impfnachweis für das Smartphone.

Betrug? Das könne man nicht wissen und schon gar nicht nachprüfen, sagt Apothekerin Gisela Ausbüttel. In einem Dutzend anderer Fälle aber habe man Anzeige bei der Polizei erstattet, wegen Urkundenfälschung. Und da sei es dann nicht um Dokumente aus dem Ausland gegangen, sondern um den gelben Impfpass aus Deutschland.

Jetzt gibt es keine kostenlosen Bürgertests mehr

„Es war uns klar, dass die Fälle zunehmen“, sagt die Apothekerin. Seit Montag, 11. Oktober, bekommen Erwachsene nur in Ausnahmefällen noch einen kostenlosen Test. Heißt also: für den Test bezahlen oder bei allem, was den 3G-Nachweis erfordert, draußen bleiben.

Den digitalen Impfnachweis gibt's kostenlos bei Apotheken, schon seit längerem. Der Bund bezahlt, für den Bürger ist's kostenlos. Zigtausende Zertifikate sind ausgestellt worden. Gisela Ausbüttel unterstreicht aber: Der Impfpass sei im Gegensatz zu Ausweis oder Versichertenkarte kein fälschungssicheres Dokument.

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Blanko-Impfausweis kostet nur wenige Euro

In der Tat, wie schon eine einminütige Internet-Recherche zeigt: Einen Blanko-Impfausweis kann theoretisch jeder kaufen. So ein Rohling ist online für knapp 5 Euro zu bekommen, sogar von einer Firma aus der Region.

Natürlich gibt es einiges auszufüllen. Es gibt Stempel, Aufkleber, spezielle Nummern. Eine richtig gut gemachte Fälschung sei zwar schwierig zu entlarven, erklärt Gisela Ausbüttel. In vielen Fällen komme man Betrügern aber doch auf die Schliche.

Apotheker sollen nur Impfungen „aus dem Umkreis“ bestätigen

Wie genau, das soll hier nicht veröffentlicht werden. Man wolle Betrügern ja schließlich nicht noch Tipps geben. Aber intern hat man die Mitarbeiter auf die Punkte hingewiesen, bei denen sie skeptisch werden sollten.

Das fängt schon an beim Ausstellungsort. Eigentlich sind Apotheker dazu angehalten, nur für Impfungen aus „dem Umkreis“ auch die digitalen Zertifikate auszustellen. Wer also mit Nachweisen aus Berlin oder München kommt, kann schlechte Karten haben.

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„Einem Mitarbeiter wurde Gewalt angedroht.“

Und wenn jemand einen Dortmunder Stempel im Impfpass hat? „Hier gibt es einige Kriterien, die gut überprüfbar machen, ob ein Täuschungsversuch vorliegt“, erklärt Gisela Ausbüttel. „Natürlich wäre es einfacher, nicht so genau zu prüfen. Zumal einem Mitarbeiter bereits Gewalt angedroht wurde, als wir den Impfausweis zur Prüfung dabehalten wollten.“

Doch es gehe ums Prinzip: „Es ist eine Zumutung und letztlich ein Betrug an der Gesellschaft“, findet Gisela Ausbüttel. Seit acht Monaten könne man sich kostenlos gegen Corona impfen lassen.

„Trittbrettfahrerei mit Gesundheitsgefährdung anderer“

Und es sei „nicht einzusehen, dass Menschen, die das ablehnen – aus welchen Gründen auch immer – gleichzeitig versuchen, trotzdem durch eine ‚Mogelei‘ an den Vorzügen teilnehmen zu wollen.“ Denn diese Vorteile seien ja nur erreicht worden „durch die Impfbereitschaft großer Bevölkerungsteile“.

„Anders ausgedrückt: Das ist Trittbrettfahrerei mit Gesundheitsgefährdung anderer im höchsten Maße… oder noch einfacher: sehr antisoziales Verhalten!“

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