
Jörg Stenczl verwickelt Café-Gäste in ein Gespräch. Die Tasche unter dem Tisch verlieren sie währenddessen aus dem Blickfeld. © Daniel Immel
Zack, Geld weg: So leicht wird man in der Dortmunder Innenstadt beklaut
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Kurz nicht aufgepasst, schon ist die Tasche weg. Häufig bemerken die Opfer den Verlust erst später. In Dortmund sind jetzt zwei „falsche“ Diebe unterwegs gewesen, die Passanten angesprochen haben.
Zwei Männer sitzen in der Dortmunder City am Tisch eines Straßencafés. Einer von ihnen hat eine Tasche neben sich auf dem Boden stehen. Ein Passant kommt an den Tisch, verwickelt die Männer in ein Gespräch - und in ihrem Rücken schleicht sich ein Komplize an die unbeachtete Tasche heran.
So schnell kann es gehen, dass das eigene Hab und Gut am helllichten Tag mitten im Trubel der Innenstadt gestohlen wird. Nur gut für den Besitzer der Tasche, dass es sich bei den beiden Fremden um zwei Beamte der Polizei Dortmund handelte, die nur zur Sensibilisierung Diebe gespielt haben.
„Beide waren auf mich fixiert“, sagt Jörg Stenczl, der die Café-Gäste angesprochen hat: „Diese Sekunden der Ablenkung reichen bei einem gut eingespielten Taschendiebstahl-Team, um die Tasche zu entwenden.“
Verlust fällt oft erst später auf
Sein Kollege Markus Schettke hätte die Tasche nehmen und unbeachtet weggehen können, Stenczl hätte sich noch freundlich verabschiedet: „Und in fünf Minuten wäre ihnen aufgefallen, dass die Tasche weg ist.“
Damit das nicht so einfach passieren kann, raten die Polizisten, so eine Tasche nicht außerhalb des Blickfelds unter den Tisch zu stellen. Viel besser sei es, sie zwischen den Personen auf einem Stuhl zu platzieren.
Bei anderen Passantinnen ist Markus Schettke auf dem Westenhellweg aufgefallen, dass ein Handy nur sehr locker in der Hand gelegen habe. Wäre ein Dieb vorbeigerannt und hätte robust zugegriffen, hätte er das Telefon ganz einfach an sich nehmen und davonlaufen können. Gleiches gilt etwa für Handtaschen, die locker an der Schulter baumeln. Die Polizei rät, solche Dinge konzentrierter festzuhalten.
Schettkes Empfehlung ist außerdem, nicht alle Wertsachen in derselben Tasche aufzubewahren. „Wir machen vielleicht eine Kleingeldtasche, wo wir wirklich nur Münzgeld reinpacken“, sagt er: „Damit man beim Bäcker bezahlen kann, ohne dass man sieht, wo das ganz große Geld ist.“
Taschendiebstahl kann nur selten aufgeklärt werden
Verschiedene Schlüsselbunde, etwa für berufliche und private Schlüssel, könne man bei Bedarf auch verbinden oder trennen, um nicht alle immer mit sich zu tragen.
Die Zahl der angezeigten Taschendiebstähle ist in Dortmund in den vergangenen Jahren zwar deutlich zurückgegangen. Im Schnitt verzeichnet die Polizei aber immer noch jeden Tag drei solcher Delikte in der Stadt. Nur 52 der rund 1200 Taten konnten im vergangenen Jahr aufgeklärt werden.
Daniel Immel, gebürtiger Westerwälder, den es nach Stationen in Iserlohn und Perth nach Dortmund verschlagen hat. Will die täglichen Geschichten, die die Dortmunder Straßen bieten, einfangen und ein Journalist auf Augenhöhe sein. Legt in seiner Freizeit als DJ auf und liebt den Sound von Schallplatten.

Kevin Kindel, geboren 1991 in Dortmund, seit 2009 als Journalist tätig, hat in Bremen und in Schweden Journalistik und Kommunikation studiert.
