Einer, der unmittelbar von einem Gewerbegebiet in der Brechtener Niederung betroffen wäre, ist Marc Werner. Der 54-Jährige wohnt an der Hanebeckstraße und sieht von seinem Esszimmerfenster auf ein Feld, auf dem im Sommer der gelbe Raps blüht.
Nach den Plänen der Wirtschaftsförderung könnte er zwar in seinem Haus bleiben, aber die Grenze des Gewerbegebietes verliefe unmittelbar davor. Statt eines Rapsfeldes würde er dann die Bauten eines wie auch immer gearteten Gewerbes sehen.
„Ich war in Schockstarre, als ich davon gehört habe“, sagt er, „hatte ein Gefühl des Entsetzens, der Wut und der Machtlosigkeit. Ich dachte: Das ist doch aberwitzig.“

Marc Werner wohnt seit zwölf Jahren in der Brechtener Niederung und sagt inzwischen: „Das ist meine Heimat geworden.“ Nach dem frühen Tod seiner Mutter habe er weggewollt aus dem Kaiserstraßenviertel, wo zu viele Erinnerungen mit ihr verbunden waren. Und weil Werner schon immer eine Vorliebe für Gartenarbeit hatte, habe er etwas im Grünen gesucht. Problem: Neubauten sind teuer und haben meist nur einen kleinen Garten, Altbauten dagegen sind oft stark sanierungsbedürftig, haben dafür aber einen größeren Garten.
Bei dem Haus an der Hanebeckstraße in Brechten passte beides. Der Garten ist riesig und das Haus war in keinem allzu schlechten Zustand. Eine ältere Dame habe zuvor darin gewohnt. Natürlich sei er damals nicht der Einzige gewesen, der sich dafür interessiert habe. „Ich weiß noch, wie ich einige Tage gezittert habe, aber dann durfte ich es tatsächlich kaufen.“ Marc Werner ist überzeugt: Wenn er sich heute entscheiden würde, es wieder zu verkaufen, wäre die Sache noch am selben Tag erledigt.

Aber sein Plan sei eigentlich, bis zu seinem Lebensende dort wohnen zu bleiben. Aber: Sollte tatsächlich das Gewerbegebiet kommen, würde er einen Umzug in Erwägung ziehen. Und vor dem Hintergrund dieser Überlegungen wäre es ihm wichtig, dass die Entscheidung nun schnell falle. Noch sei er nicht davon überzeugt, dass dies auch wirklich in den nun anstehenden politischen Sitzungen geschehe. „Das wird doch wieder vertagt“, glaubt er. In zehn Jahren sei er 64 und er wisse nicht, ob er dann nochmal umziehen wolle. Wenn, dann jetzt.
Natürlich beteiligt sich Werner an den Demonstrationen gegen das Gewerbegebiet, und an seinem Grundstück hängen gleich mehrere Plakate mit Aufschriften wie „Wir sagen Nein! zum Gewerbegebiet in der Brechtener Niederung.“
Er verstehe die Pläne der Wirtschaftsförderung auch ganz objektiv nicht - also losgelöst von seiner speziellen Situation: Die Brechtener Niederung werde doch von so vielen Menschen aus der weiten Umgebung als Naherholungsgebiet genutzt. Und so etwas zu haben, sei doch enorm wichtig für eine Stadt wie Dortmund. „Am Wochenende sehen Sie hier mehr Fahrräder als auf dem Wall.“
Werner verweist auf die reiche Tierwelt, die dort heimisch ist. Er sehe Steinkäuze, Jungbussarde und Fledermäuse. Den Buntspechten schaue er dabei zu, wie sie ihren Jungen das Fliegen beibringen. Er habe schon Hornissen, Kröten und Feuersalamander entdeckt. Auch Rehe kommen regelmäßig in seinen Garten.
Was ihm auch Sorgen mache, sei die Zunahme an Verkehr, die ein solches Gewerbegebiet mit sich bringen würde. Die Straßen ringsum inklusive der Hanebeckstraße seien doch dafür gar nicht ausgelegt - zumal durch den Bau des Hillwood-Logistikzentrums mit Großkühlhaus in Lünen ja ohnehin ein Mehr an Verkehr auch in Brechten zu erwarten sei. Ihm sei ebenfalls nicht klar, wie mit den Stromleitungsmasten umgegangen werden soll, die dort stehen. Er glaube, dass sich die Stadt Dortmund über solche Details noch gar keine Gedanken gemacht habe. Dazu gehören auch einige kleine Bäche, die dort fließen.
Marc Werner ist überzeugt: Hat man erstmal begonnen, dort Gewerbe anzusiedeln, werde der Landfraß auch schnell weitergehen. Deswegen werde er auch weiterhin zu den Montagsdemos der Initiative „Natürlich Brechten“ gehen und gegen ein mögliches Gewerbegebiet kämpfen.