Wühlmäuse wüten auf Friedhof Dortmunderin entsetzt: „Wege und Grabsteine senken sich ab“

Wühlmäuse wüten auf Friedhof: „Wege und Grabsteine senken sich ab“
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Wer den Dortmunder Friedhof besucht, muss gut aufpassen. Wege sind uneben, vermoost und sogar v-förmig abgesenkt. Bereits vor einigen Jahren funkte die Dortmunderin Judith Zimmermann deshalb SOS.

Vor dem Grab ihrer Mutter auf dem Friedhof in Oespel sei die Absenkung besonders extrem gewesen. „Eine erhebliche Gefahrenquelle für Friedhofsbesucher“, so die Vorsitzende der Bürgerinitiative „Pro Oespeler Lebensraum“. Damals sei der Weg zwar durch Mitarbeiter des Friedhofsamts Marten gerichtet, aber damit das Problem nicht gelöst worden. „Im Gegenteil, es ist noch viel schlimmer geworden.“

Denn verantwortlich für die Absenkung der Wege und mittlerweile auch einiger Grabsteine und Grabumrandungen aus Granit sind Wühlmäuse, die auf dem Oespeler Friedhof zu Hause sind. Nicht nur Judith Zimmermann fragt sich: Wer kommt für die Schäden auf? Was tut die Stadt, um das Problem zu lösen? „Kontrollen scheint das Friedhofsamt auf dem Friedhof nicht durchzuführen, ansonsten wäre das schon längst aufgefallen“ meint sie.

Unsere Redaktion hat die Stadt Dortmund mit der Problematik konfrontiert und um eine Stellungnahme gebeten. So viel ist klar: Die Antworten auf unsere Anfrage werden den Betroffenen nicht gefallen. Gleich im ersten Satz nimmt ihnen Stadtsprecher Christian Schön den Wind aus den Segeln.

Stadt übernimmt keine Haftung

So schreibt er: „Jede und jeder Nutzungsberechtigte ist für die Verkehrssicherheit ihrer/seiner Grabmale und Einfassungen verantwortlich. Dies wird alles im zu genehmigenden Grabmalantrag schriftlich festgehalten.“ Im Umkehrschluss heißt das: „Da die Stadt nicht verantwortlich ist, übernimmt sie auch keine Haftung“, so Schön.

Der Stadtsprecher erklärt, dass Wühlmäuse nicht nur auf den Friedhöfen, sondern stadtweit auch in sämtlichen Parkanlagen und Privatgärten vorkämen. „Mögliche Maßnahmen sind bereits vor Jahren geprüft worden, waren aber weder effektiv noch umsetzbar (z.B. Drahtkörbe, um Zwiebeln und Knollen zu schützen, Vergrämungsmittel wie Wühlmausköder).“

Judith Zimmermann will die Stadt in die Pflicht nehmen, sollte ein Steinmetz am Grabstein ihrer Mutter Schäden, verursacht durch Wühlmäuse, beheben müssen. Der Stein neige sich bereits nach rechts, sagt sie.
Judith Zimmermann will die Stadt in die Pflicht nehmen, sollte ein Steinmetz am Grabstein ihrer Mutter Schäden, verursacht durch Wühlmäuse, beheben müssen. Der Stein neige sich bereits nach rechts, sagt sie. © privat

Da Wühlmäuse überall, wo keine geschlossene Bebauung vorherrscht, vorkommen könnten, seien eine Abgrenzung oder ein Vertreiben nahezu unmöglich, so Christian Schön. „Giftköder sind aufgrund der hohen Population und der riesigen Flächen keine Alternative.“ Unabhängig davon müsste das Gift in einzelne Wühlmausgänge gebracht werden, denn ein offenes Auslegen würde Vögel und andere freilebende Tiere gefährden, betont der Stadtsprecher.

Bessere Nachrichten hält Schön auch nicht zur Wegesanierung bereit – obwohl die Friedhofsverwaltung laut Stadtsprecher jährlich Instandsetzungs-Arbeiten in Höhe von circa 250.000 Euro umsetzt. Jedes Jahr werde – auf alle Stadtbezirke verteilt – versucht, sowohl die unfallträchtigsten Wege als auch die Zuwegungen zu aktiven Grabfeldern zu sanieren.

Stadt: Hoher Handlungsbedarf

„Es ist den Friedhöfen bewusst, dass es einen hohen Handlungsbedarf gibt, der aber aufgrund der Vielzahl der Flächen Zeit und Geduld benötigt und letztlich eine Daueraufgabe bleiben wird“, schreibt Christian Schön. Er betont aber auch: „Unfallgefahren werden natürlich stets kontrolliert und behoben.“

Für das kommende Jahr hätten die Friedhöfe Dortmund bereits bei den Bezirksvertretungen die Kostenübernahme von Wegebaumaßnahmen auf verschiedenen Friedhöfen im gesamten Stadtgebiet in Höhe von rund 300.000 Euro bei den Bezirksvertretungen beantragt. „Einen ähnlichen Betrag investiert die Friedhofsverwaltung auch selbst“, so Schön.

Auch Grabumrandungen auf dem Friedhof Oespel wurden durch die Aktivitäten der Wühlmäuse beschädigt.
Auch Grabumrandungen auf dem Friedhof Oespel wurden durch die Aktivitäten der Wühlmäuse beschädigt. © privat

Judith Zimmermann reichen diese Aussagen nicht. „Soll das Urnenfeld, das einen sehr gepflegten Eindruck in Oespel macht, langsam verkommen?“, fragt sie. Sie kündigt zudem an, dass sie die Stadt in die Pflicht nehmen werde, sobald ein Steinmetz Schäden an dem Grab ihrer Mutter beseitigen muss. „Der Grabstein senkt sich schon nach rechts.“

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