Wohnungsmangel: Jetzt sollen preiswerte Mietwohnungen entstehen

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Wohnungsmangel: Jetzt sollen preiswerte Mietwohnungen entstehen

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OB Westphal will seine Ankündigung nun umsetzen und die städtische Wohnungstochter DSG an den Start bringen. Sie soll Mietwohnungen bauen. Anders als geplant bleibt der Chefsessel zunächst leer.

Dortmund

, 11.04.2022, 05:30 Uhr / Lesedauer: 3 min

Die Lage auf dem Dortmunder Wohnungsmarkt bleibt weiter angespannt. Es mangelt vor allem an öffentlich geförderten und preiswerten Mietwohnungen, die auf 6,40 Euro pro Quadratmeter gedeckelt sind. In Dortmund wird zwar an vielen Stellen gebaut. Dabei handelt es sich aber in erster Linie um frei finanzierte Wohnungen. Sie liegen teilweise deutlich oberhalb von 10 Euro pro Quadratmeter und sind für Investoren wirtschaftlicher.

Gleichzeitig sinkt der noch vorhandene Bestand an öffentlich gefördertem Wohnraum. Rund 8800 dieser Wohnungen fallen in den nächsten Jahren aus der Belegungs- und Mietpreisbindung – und werden dann teurer. Um das aufzufangen, müssten in Dortmund jährlich rund 800 Wohnungen aus dem öffentlich geförderten Segment neu gebaut werden.

Der Rat der Stadt hat auf die Lage reagiert – und im „Kommunalen Wohnkonzept 2021“ künftige Investoren verpflichtet, bei Neubauvorhaben mindestens 30 Prozent öffentlich geförderte Wohnungen zu realisieren. Zuvor lag die Quote bei 25 Prozent.

Kandidat für DSG-Chefsessel konnte nicht überzeugen

Einen zusätzlichen Schub soll nun die neue Wohnungsgesellschaft DSG (Dortmunder Stadtentwicklungsgesellschaft) bringen: Dabei handelt es sich um eine rein kommunale Gesellschaft, die zu 100 Prozent in Händen der Stadt Dortmund liegt.

Ihre Aufgabe: Nunmehr aufgestellt als GmbH & Co. KG soll die neue Wohnungstochter preiswerte Mietwohnungen bauen. Bis 2027 soll die DSG insgesamt 830 Neubauwohnungen errichtet haben. Sowohl freifinanzierte als auch öffentlich geförderte.

Anders als geplant soll die DSG allerdings zunächst ohne einen hauptamtlichen Geschäftsführer an den Start gehen. Stattdessen sollen zwei nebenamtliche Chefs die Geschicke der DSG leiten, wie Oberbürgermeister (OB) Thomas Westphal auf Anfrage bestätigt.

Hintergrund: Die Stelle war zwar ausgeschrieben, die Bewerberlage aber blieb übersichtlich. Es gab zwar einen möglichen Kandidaten, der sich bereits den politischen Vertretern im Sonderältestenrat präsentiert hat – allerdings ohne Erfolg. OB Westphal möchte das nicht weiter kommentieren und die Chef-Aufgaben zunächst an zwei Mitarbeiter der Stadtverwaltung übertragen.

Die ersten drei von acht Grundstücken sind baureif

OB Westphal will seine Pläne mit der DSG nun umsetzen und die Gesellschaft so schnell wie möglich auf den Wohnungsmarkt bringen. Er gehe davon aus, „dass die DSG 2023 konkret ans Bauen kommt“, sagt Westphal. „Der Bedarf an preiswerten Wohnungen wird eher noch steigen“, so der OB mit Blick auf die Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine.

Die Grundstücke, auf denen die Neubauten hochgezogen werden, sollen direkt von der Stadt kommen und in die DSG eingebracht werden. Insgesamt acht Grundstücke stehen dafür aktuell in Rede, verteilt über acht Stadtbezirke. „Drei Grundstücke sind baureif und startklar“, sagt Westphal.

Auch die Immobilie Mallinckrodtstraße 54 bis 56 mit 21 Wohnungen soll in die DSG eingebracht werden.

Auch die Immobilie Mallinckrodtstraße 54 bis 56 mit 21 Wohnungen soll in die DSG eingebracht werden. © RN

Eines davon liegt an der Hostedder Straße in Grevel. Dort sollen 32 Wohnungen entstehen. Wie viel Wohnungen darunter öffentlich gefördert sind, ob 30 Prozent oder sogar alle, ist aktuell offen. Ein weiteres Grundstück liegt im Erdbeerfeld an der Mengederstraße. Dort sind 22 Wohnungen geplant – allesamt öffentlich gefördert. Die dritte Fläche schließlich liegt an der Stettiner Straße (Stadtbezirk Hörde). Geplant sind 45 Wohnungen, von denen ungefähr jede dritte im preiswerten Segment vorgesehen ist.

Dogewo soll die neuen Wohnungen bewirtschaften

Für die vorbereitenden Arbeiten wie beispielsweise die Erschließung der Grundstücke (Wegebau, Anschlüsse an Strom-, Gas- und Wasserleitungen) soll die DSG zuständig werden. „Das Gros der Arbeiten werden wir mit eigenen Bordmitteln erledigen“, kündigt Westphal an.

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Aber eben nicht alles: Für bestimmte Aufgaben (etwa bei Ausschreibungen für Planung und Architektur) möchte Westphal auf die ebenfalls kommunal geprägte Dogewo21 als Partner zurückgreifen. Sie soll am Ende beispielsweise auch die Bewirtschaftung der Wohnungen übernehmen.

Die Problem-Immobilie Brunnenstraße 66, aktuell leerstehend, wird ebenfalls von der DSG übernommen.

Die Problem-Immobilie Brunnenstraße 66, aktuell leerstehend, wird ebenfalls von der DSG übernommen. © RN

Westphal lässt das Modell aktuell auf eventuelle rechtliche Fallstricke prüfen. Hintergrund: Das Modell ist bereits aus früheren Jahren erprobt. Schon damals hatte die DSG Wohnungen gebaut – allerdings in geringer Zahl. Aus dieser Zeit stammt auch der „Geschäftsbesorgungsvertrag“ zwischen Dogewo21 und der DSG mbH. Nun wird kontrolliert, ob der Vertrag auch für die (neue) DSG bmH & Co. KG gilt.

Werden Dogewo und DSG miteinander verschmolzen?

Unabhängig davon ist für OB Westphal klar, „dass Dogewo21 und DSG nicht auf Dauer getrennt auf dem Wohnungsmarkt agieren sollen.“ Dogewo21 liegt mehrheitlich in Händen des DSW21-Konzerns und hat ähnlich wie die DSG eine kommunale Ausrichtung. Von daher, so Westphal, ergebe es Sinn, „beide Unternehmen zu einem späteren Zeitpunkt miteinander zu verschmelzen.“

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Bis dahin soll die DSG neben ihren 830 neu gebauten Wohneinheiten weitere Wohnungen im Bestand haben – insgesamt sollen es 2027 rund 1120 Wohnungen sein. Dazu soll die Stadt ihrer 100-prozentigen Tochter DSG weitere rund 340 Mietwohnungen aus bereits existierenden Beständen übertragen. Hinzu kommen weitere rund 60 Wohnungen aus der Nordstadt. Dabei handelt es sich teilweise „Problemimmobilien“, die leer stehen und auf ihre Modernisierung warten.