Carsten Walter füllt Lücken auf Dortmunder Wochenmärkten 37-Jähriger wagt Selbstständigkeit

Der Markt in Lütgendortmund hat einen neuen Fleisch- und Wurststand
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Auf Carsten Walter scheinen sie hier nur gewartet zu haben: Der 37-Jährige ist neu auf einem Wochenmarkt im Dortmunder Westen. Seit vier Wochen erst steht er mit seinem Wagen auf dem Heinrich-Sondermann-Platz in Lütgendortmund.

Neue Stände sind rar, fast schon eine kleine Sensation auf den Wochenmärkten in den Vororten der Stadt, die zuletzt betonte, dass man immer auf der Suche nach neuen Händlern sei. In den vergangenen Jahren nahm die Zahl der Marktstände tendenziell ab.

Daher besuchen wir den Mann, der es wagt, sich in diesem Bereich selbstständig zu machen. Ein Gespräch mit Carsten Walter ist aber gar nicht so einfach an diesem Mittwochmorgen (30.4.). Kontinuierlich kommen Kunden, meist ältere, und bestellen aus Walters Angebot: Fleischwurst, Schinkenaufschnitt, Salami, Bauchfleisch, Frikadellen.

„Ich habe einen klassischen Fleischstand“, sagt Walter. Genau so einer habe auf dem Lütgendortmunder Markt gefehlt. Der vorherige habe vor fast zwei Jahren aufgehört. Es gibt zwar zwei weitere Fleischstände, doch „die haben ein anderes Angebot“, so der 37-Jährige. Bei dem einen gibt Geflügel und Wild, bei dem anderen schlesische Wurstwaren.

Und daher habe die Stadt Dortmund ihn quasi mit Kusshand genommen – und das nicht nur für den Dortmunder Westen. Walter steht seit kurzem nicht nur mittwochs und samstags in Lütgendortmund, sondern auch noch donnerstags in Scharnhorst und dienstags wie freitags auf dem Hörder Markt.

Ein Kunde kauft Aufschnitt an dem neuen Fleisch- und Wurststand auf dem Lütgendortmunder Wochenmarkt.
Viele Kunden kaufen an diesem Mittwoch bei Carsten Walter Aufschnitt. © Natascha Jaschinski

Es hätte auch sicher in einer anderen Stadt geklappt, sagt der Unnaer. „Nachfolger für Wochenmärkte werden überall gesucht.“ Es ist aber Dortmund geworden, weil auch seine Mutter hier schon lange einen Wochenmarktstand hat. In der Innenstadt verkauft sie Reibeplätzchen, seit „mindestens“ zehn Jahren, wie ihr Sohn sagt.

Carsten Walter ist also „mit dem Marktleben groß geworden“. Auch mit der Verarbeitung von Wurst und Fleisch. Er ist zwar kein Metzger, aber sein Opa ist Jäger, Walter selbst hat bis vor kurzem einen Suppen- und Eintopfstand gehabt. Den wollte er aber nicht weiter betreiben – und so sei ihm die Idee mit dem Fleisch- und Wurststand gekommen. „Schließlich haben in den letzten Jahren so viele Markthändler aufgehört.“

Markt-Nachwuchs fehlt

Dass der Nachwuchs fehle, hat seiner Meinung nach verschiedenen Gründe: Viele wollten lieber studieren. Zudem müsse man erst investieren. Seinen Verkaufswagen habe er gebraucht gekauft, die Anschaffung habe dennoch im fünfstelligen Bereich gelegen. Für einen Neuwagen lege man locker eine Viertelmillion hin, sagt der Unnaer. Schließlich handele es sich um Spezialanfertigungen.

Eine 40-Tage-Woche hat Carsten Walter auch nicht. Fünf Tage die Woche steht er auf den Märkten, aber daneben sei auch einiges zu tun. Büro, Einkauf, Organisation. Der 37-Jährige beziehe seine Ware ganz frisch von einem Zerlegebetrieb in Unna, das Fleisch stamme in der Regel aus Deutschland, sei aber kein Bio-Fleisch. Das meiste verkauft Walter unbearbeitet weiter. So legt er zum Beispiel bisher kein Grillfleisch ein. „Die Geschmäcker sind zu unterschiedlich.“ Steaks und Schnitzel schneidet der 37-Jährige auf dem Markt frisch ab. Hausgemachte Frikadellen gibt es auch, diese brät seine Mutter.

Kunden stehen vor dem neuen Fleisch- und Wurststand auf dem Lütgendortmunder Wochenmarkt.
Am neuen Marktstand war am Mittwochmorgen kontinuierlich etwas los. © Natascha Jaschinski

Bei den Kunden in Lütgendortmund kommt das Angebot sehr gut an, wie wir sehen: Die Frikadellen sind an diesem Mittwoch schon gegen 11 Uhr ausverkauft. Fleischwurst ist außerdem ein Renner. Auch Carsten Walter ist mit seinem Einstand als Marktbeschicker „zufrieden“, wie er sagt. Er sei „gut angenommen“ worden und es lohne sich, da ist er sich nach so kurzer Zeit schon sicher. „Beim Preis darfst du aber nicht übertreiben“, sei seine Maxime. Der liege ungefähr so hoch wie an Frischetheken in Supermärkten.

Es scheint zu klappen: Viele Marktbesucher in Lütgendortmund gucken erst noch neugierig auf den neuen Stand, die meisten der Interessierten kaufen aber auch etwas. Auch Stammkunden hat Walter schon: Barbara Pöttner ist bereits zum dritten Mal da. „Ich bin eine Marktkäuferin“, sagt sie über sich selbst und als solche finde sie es „super“, dass es dieses neue Angebot nun gibt.

Die Frau, die direkt nach Pöttner Wurst und viel Bauchfleisch bestellt, sagt auch: „Das hat hier gefehlt.“ Und eine andere Kundin, die zum ersten Mal bei Walter kauft, verspricht: „Wenn es schmeckt, komme ich wieder.“

Barbara Pöttner kauft am neuen Fleisch- und Wurststand auf dem Lütgendortmunder Wochenmarkt ein.
Barbara Pöttner ist bereits Stammkundin bei Carsten Walter. © Natascha Jaschinski